[Gespräche] Episode 52 – Kann weniger mehr sein?

Jochen: Ja. Ja, ja. Sommer ist fast vorbei, Achim. Sommer ist fast vorbei. Aber wir haben noch ein bisschen Sommer. Du weißt ja, weniger, Achim, weniger ist mehr, ja?
Achim: Weniger ist mehr? Ich weiß nicht, ob ich das beim Sommer unterschreiben würde, aber…
Jochen: Naja, es war ja ein Versuch wert, in die gezielte Überleitung unsere Podcast-Folge überzuleiten.
Achim: Ja, das auf jeden Fall. Das ist dir hervorragend gelungen.
Jochen: Ja, so das Thema heute: „Kann weniger mehr sein?“. Und ich würde aber trotzdem nochmal anfangen, weil ich mir nicht sicher bin, ob das geklappt hat.
Achim: Aha.
Jochen: So. Okay, dann mache ich mal die Synchronisierung aus und dann starten wir nochmal. Das scheint alles zu funktionieren. Okay. Sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins. Ja, es scheint so zu sein, als sind wir wieder auf Sendung.
Wunderbar, Achim, freut mich, dass du heute wieder an Bord bist. Wo hältst du dich denn heute auf? Wo können wir dich denn heute verorten? Ich muss ja noch so eine Stecknadel bei Google reinmachen und du hast, glaube ich, den Ortungsdienst ausgeschaltet, so dass ich das gerade nicht sehe, wo du bist.
Achim: Ja, ich bin ganz unspektakulär im Büro.
Jochen: Ach ja. Na, da ist ja wieder was, da ist ja wieder was los.
Achim: Ja.
Jochen: Wir haben heute uns ein nettes, nettes Thema herausgesucht. Aber bevor wir das machen, möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass auch diese Folge wieder zu finden ist als PDF zum Downloaden unter: unternehmer.link/52. Unternehmer.link/52. Und wenn Euch diese Folge gefällt, schaut mal rein bei iTunes und gebt eine wundervolle Bewertung ab.

Die Folge heute lautet: „Kann weniger mehr sein?“. Achim, kann weniger mehr sein? Wie sieht es denn aus, wenn du jetzt sagst, ich ziehe jetzt nicht eine lange Hose an, sondern eine kurze?
Achim: Das ist ein hervorragendes Beispiel. Da kann weniger mehr sein, auf jeden Fall. Wenn es warm ist und man eine kurze Hose an hat, ist es auf jeden Fall besser, als eine lange Hose anzuziehen.
Jochen: Ja, im Winter kann es von Nachteil sein, ne?
Achim: Das stimmt. Es kommt eben darauf an, wie so oft im Leben, auf den richtigen Zeitpunkt.
Jochen: Richtig. Wir haben uns überlegt, das Thema „Weniger ist mehr“ zu nehmen, weil es natürlich um Wachstum geht, sich weiterzuentwickeln als Unternehmer. Und ein wichtiger Punkt ist, dass es durchaus sein kann, dass weniger mehr ist und da wollen wir mal intensiver darauf eingehen.

Was wäre denn zum Beispiel, Achim, wenn du jetzt jemand kennenlernen würdest und der würde klagen: „In meinem Unternehmen, da läuft es. Naja, es läuft gut, aber ich habe so viel zu tun und irgendwie habe ich das Gefühl, es geht nicht voran, wir haben seit drei Jahren den gleichen Umsatz“? Was würdest du ihm raten?
Achim: Was ich ihm raten würde?
Jochen: Ja.
Achim: Wow.
Jochen: Ja, das ist jetzt aber eine richtig krasse Frage, ne?
Achim: Das ist jetzt echt eine krasse Frage.
Jochen: Ja.
Achim: Ja, ich würde ihm wahrscheinlich empfehlen, sofern er es alleine kann, das Unternehmen mal von oben anzuschauen, also aus der Vogelperspektive und vielleicht jemanden dazu zu holen, dem das ein wenig leichter fällt, das eigene Unternehmen aus der Vogelperspektive zu betrachten.
Jochen: Okay. Jetzt sagt er schon: „Habe ich jetzt schon gemacht“.
Achim: Ja.
Jochen: Deswegen machen wir jetzt die Podcast-Folge und das hat mir schon durchaus geholfen und wir wollen sozusagen mal ein paar Möglichkeiten an die Hand geben, wie man so eine Situation gestalten kann, wie man dort weiterkommen kann. Und es ist ja oft so, dass ein Unternehmer, der sehr, sehr beschäftigt ist vielleicht auch, oder sagt, er hat eigentlich nie Zeit, würde ich charakterisieren möglicherweise als jemand, der sowohl Fachkraftaufgaben wahrnimmt, Manageraufgaben als auch Unternehmeraufgaben.
Achim: Ja, meistens ist das ja so, dass der Grund, warum ein Unternehmer keine Zeit hat, genau darin begründet liegt und die Gretchenfrage ist ja die, wie ich das ändern kann.
Jochen: Richtig.
Achim: Und da hast du ja schon ein paar ganz interessante Sachen dazu gesagt.
Jochen: Richtig, genau.
Also eine Möglichkeit ist eben, für sich zu schauen, was denn eigentlich das ist, was ich als Unternehmer mache, was jemand anderes machen könnte. Und das klingt ja alles ganz nett, aber wir haben das sozusagen noch in eine ganz interessante Richtung gebracht und das ist die „Post-it-Methode. Also lieber Unternehmer, bitte erstmal ein Päckchen Post-its besorgen oder am besten gleich drei/vier, eine freie Wand oder vielleicht auch ein Pinboard, Flipchart, was auch immer, also eine große Wand ist auf jeden Fall sehr, sehr wichtig bei dieser Geschichte. Und dann geht es erstmal darum, oben schreiben wir erstmal in eine Zeile die ganzen Mitarbeiter. Wenn es jetzt, sage ich mal, 300 Mitarbeiter sind, wird es ein bisschen schwierig, aber wir gehen mal davon aus, dass es vielleicht weniger sind, wenn kann man das auch in Teams strukturieren. Und auch die externen Dienstleister, die bestimmte Aufgaben wahrnehmen für das Unternehmen. Und dann geht es darum, dass Du als Unternehmer aufschreibst, was mache ich denn eigentlich über den Tag für Tätigkeiten? Ja, das fängt an, dass ich zum Beispiel, es kann ja vorkommen, dass man sagt: „Also meine Rechnung hefte ich selber ab oder schaue mir die zumindest selber an“, ja? Ist eine Möglichkeit. Und es gibt garantiert über den Tag verteilt Tätigkeiten, wo man dann, wenn man von außen gucken würde, sagen müsste: „Musst du das eigentlich, lieber Unternehmer?“. Musst du das selber machen, oder gibt es jemand anderes, der das machen kann?“.

Gehen wir mal einen Schritt zurück. Wir haben jetzt die Post-its und die Post-its beschriften wir, jede Tätigkeit mit einem Post-it und dann werden die schön säuberlich an die Wand geklebt, untereinander, am besten mit dem Post-it-Kleber, der hinten drauf ist, nicht noch mit Extrakleber, dann gehen sie nämlich nicht mehr ab und dann können wir gucken, können wir eine Tätigkeit nehmen, von der wir sagen, die stresst uns besonders. Also charakteristische Tätigkeiten sind ja die, die uns besonders stressen. Das haben wir in der Vergangenheit auch immer wieder gesagt und dazu stehe ich auch, das sind die Tätigkeiten, die wir auch als Unternehmer als erstes verändern sollten mit den meisten Stress, denn wir wollen ja Lebensenergie haben, wir wollen Freiheit haben als Unternehmer und wir wollen möglichst nicht mit dem ganzen administrativen Quatsch zu tun haben, der so auf uns zukommt, außer wir sind anders und sagen, das macht uns Spaß, dann sei es so.
Das heißt, wir nehmen die erste Tätigkeit und schauen sie uns an und sagen: „Wer könnte das machen?“. Und dann haben wir die ganze Liste von Mitarbeitern, die dort sind, wenn wir noch externe Dienstleister haben, es kann auch der virtuelle Assistent sein, es kann ein Freelancer sein. Und dann gucken wir: „Okay, wer könnte das machen?“. Jetzt fällt mir, jetzt fällt dir oder mir oder uns beiden vielleicht im gleichen Moment ketzerisch ein, zu sagen: „Ja, ich habe da aber niemand dafür“.
Achim: Ja, dann mache ich die Post-its wieder ab, ne?
Jochen: Dann mache ich die Post-its wieder ab, ja? Packe sie wieder in die Packung, schicke sie zurück und sage, die waren ihr Geld nicht wert, ne? So.
Achim: Naja, also sicher ist ja, das ist genau ja die Ergänzung, die ich noch jetzt gebracht hätte, dass nicht nur die bestehenden Mitarbeiter und Dienstleister natürlich eine Rolle spielen können, sondern ich mir auch überlegen kann von den Aufgaben, wenn es jetzt intern oder auch bei den Dienstleistern niemanden gibt, wer käme denn oder welche Institution, Person, Firma, was auch immer, käme vielleicht in Frage.
Jochen: Richtig. Und was ich noch ergänzen kann, vielleicht wenn ich mir die Tätigkeit anschaue, kann ich mich natürlich auch fragen, ob ich sie eliminieren kann. Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, dass sie gar nicht mehr gemacht werden muss?
Achim: Das ist natürlich auch eine Möglichkeit, ja.
Jochen: Und drittens eine Möglichkeit ist, zu sagen: „Gibt es eine Möglichkeit, anstatt dass das eine Person, macht es ein Programm?“.
Achim: Ja, das ist auch eine Möglichkeit.
Jochen: Gibt es ja manchmal. Also ich bin tatsächlich da so ein bisschen… Ja, wie soll man sagen? Also ich komme eher so aus der technischen Welt und für mich ist eher die Herausforderung gewesen, nicht alles durch Programme machen zu lassen, weil ich eben festgestellt habe, dann ist man ständig damit beschäftigt, das wird dann irgendwann mal ein Programm machen und das passiert dann nie, ja? So. Weil ich glaube, das ist immer eine gute Variante, so eine Mischung zu finden aus Programmen, die das machen und Mitarbeitern, also quasi eine Mischung aus beiden Ressourcen und beides ist eben hilfreich. Und für manche Dinge macht es eben keinen Sinn, da ein Programm schreiben zu lassen oder ein Programm zu entwickeln, zu verwenden, weil dann die Aufgabe einfach zu schnell ändernd ist und zu komplex ist, als dass sie dort gut funktionieren könnte. Aber es ist eben manchmal sinnvoll, ein Programm hinzuzunehmen (kann auch eine Excel-Tabelle sein, kann auch ein Dokument sein).
Beispielsweise nehmen wir mal den Fall, das führt jetzt ein klein wenig ab, aber ich finde es durchaus noch interessant, zu sagen, ich habe diese ganzen Zettel, die ich habe. Ich habe irgendwie in meinem Ordner habe ich Zettel und wenn ich zum Kunden gehe, dann gucke ich in diesen Ordner rein und packe die Zettel zusammen und gehe dann zum Kunden damit. Ein paar habe ich ausgedruckt und ein paar habe ich hier liegen. Also habe ich das so teilweise in einem Ordner und teilweise in irgendwelchen Programmen und da bietet es sich natürlich an, zu sagen: „Okay, wie kann ich das so verändern, dass auch jemand darauf zugreifen kann? Also gibt es eine Möglichkeit, das zum Beispiel in einem Google-Drive-System zu machen? Das heißt, Google Drive bietet mir die Möglichkeit, Excel-Tabellen im weitesten Sinn (die heißen da Spreadsheets) auch online zu verwalten und da kann jemand anders darauf zugreifen, der braucht nicht meinen Computer vor sich zu haben und das Ganze ist eine ganz saubere Sache.

Gut, das heißt, ich habe die Möglichkeit, diese entsprechenden Post-its zu verschieben und dann freudige Nachricht an den Mitarbeiter XY: „Du hast einen neuen Aufgabenbereich, wusstest du das schon?“. Nein, das sollte man vielleicht nicht auf die Art und Weise machen. Da vielleicht nochmal mit Achim drüber sprechen, weil er der Experte ist, wie man dort entsprechend seine Mitarbeiter motiviert, indem man ihnen nicht Aufgaben aufdrückt, sondern andere Wege findet, das zu tun. Kurzes Stichwort, Achim, dazu? Zweizeiler, wie würdest du es machen?
Achim: Zweizeiler? Naja, gut, ich würde natürlich versuchen, den Mitarbeiter mit einzubinden, ihm den Hintergrund zu geben, warum das sinnvoll sein kann, welches Ziel ich damit verfolge, wenn das jetzt nicht zu weit ausholend ist und wenn das Unternehmen jetzt nicht zu groß ist, um ihn den Sinn und Zweck des Ganzen den Hintergrund zu geben.
Und natürlich würde ich auch gucken, das ist dann schon wieder ein bisschen, geht dann wieder weiter, auch der Mitarbeiter muss ja möglichst ein Mitarbeiter sein, der vielleicht dafür geeignet ist. Das heißt also, wenn ich jetzt alle möglichen administrativen Dinge einem Mitarbeiter gebe, der hochinitiativ ist und ganz viele Ideen hat, Anregungen und in diesem Bereich sehr gut ist, aber vielleicht die Art und Weise, wie er seine administrativen Tätigkeiten innerhalb seines Projektes umsetzt, auch nicht so optimal sind und das nicht so im Bereich seiner besonderen Begabung liegt, dann ist er unter Umständen der Falsche dafür.
Jochen: Ja, das erinnert mich daran, ich habe jetzt die Kolbe-Cooperation angeschrieben, weil mich die Lizenzierung interessiert hat und da habe ich mich total gefreut, dass mir jemand geantwortet hat, der bei Fact Finder und Follow Thru eine sieben hat. Also das heißt hat, Kolbe ist eine Möglichkeit, über das wir in einen der letzten Folgen gesprochen haben, dass man eben herausfinden kann, aus welchem Instinkt jemand heraus handelt, was seine natürliche Begabung auch sozusagen nahekommt im bestimmten Bereich. Und meine Empfehlung wäre dort, wenn Ihr Euch mit dem Thema Kolbe auseinandersetzt, auf jeden Fall dort jemand zu finden, der einen hohen Index hat im Bereich „Fact Finder“ und „Follow Thru“. Das wären eigentlich die Bereiche, wo man sagt, das macht auf jeden Fall Sinn. Zum Beispiel ich habe einen sehr niedrigen Index dort bei Follow Thru und bei mir ist das ganz fürchterlich, solche Dinge umzusetzen, weil mir dann einfach die Energie ausgeht und ich abends völlig erledigt bin, wenn ich Sachen machen muss, wo das Ende schon vorhersehbar ist.

Gut, also wir haben jetzt unsere wunderbare Tafel dort und jetzt haben wir uns auch ein bisschen mit dem Thema beschäftigt, warum denn eigentlich weniger mehr sein kann. Wir haben jetzt diesen Unternehmer, der weiter wachsen möchte, der sagen möchte: „Eigentlich machen wir einen Umsatz von, was weiß ich, eine Millionen, ich würde gerne zwei Millionen machen, aber mit dem gleichen Stab von Menschen oder ich merke einfach, wenn ich jetzt mir noch mehr aufbürde, dann wird das einfach zu viel und das schaffe ich nicht mehr“. Das heißt, unser Vorschlag war, dann sozusagen hinzugehen und zu sagen: „Weniger ist mehr“. Das heißt, welche Aufgaben kann ich nicht, sollte ich nicht mehr machen und die zweite Frage ist natürlich die, dass man zurückguckt und sich überlegt, was die Aufgaben sind, die ich in der Vergangenheit gemacht habe, die für das Unternehmen am zuträglichsten waren in Form von Umsatz, in Form von Wachstum, in Form von Weiterentwicklung. Was waren die Tätigkeiten, die den meisten Erfolg gebracht haben, die ich als Unternehmer gemacht habe? Was hältst du davon?
Achim: Ja, klingt richtig. Also ich denke, ich würde nochmal gerne auf das Thema eben Fachkraftaufgaben et cetera zurückkommen. Also ich fände es auch gut beispielsweise bei den Post-its, die du angesprochen hast, zu sagen, ich markiere nicht nur oder ich schreibe nicht nur die Aufgaben auf.
Jochen: Ja.
Achim: Sondern definiere eben auch, ist das jetzt eine Fachkraftaufgabe, ist das eine Manageraufgabe oder eine Unternehmeraufgabe?
Jochen: Cool. Super.
Achim: Ja? Also dass ich irgendwie sagen kann: „Gut“. Es ist ja interessant, um seine eigenen Stärken nochmal zu sehen, denn wenn am Ende dieser Post-its ich feststelle, dass die Dinge, die ich am liebsten abgeben würde, alles Unternehmeraufgaben sind, dann sollte ich nochmal drüber nachdenken, ob ich vielleicht überhaupt Unternehmer sein will.
Jochen: Ja.
Achim: Also das ist ja etwas auch, da haben wir auch schon das eine oder andere mal drüber gesprochen, aber ich würde es an der Stelle nochmal erwähnen, denn wenn man vorher wahnsinnig gerne die Fachkraft gewesen ist, also gefachsimpelt hat, für Unternehmer in diesem IT-Bereich selber gerne Programme geschrieben hat, hat selber eben die Projekte mit dem Kunden durchgesteuert, dann muss man sich darüber bewusst sein, dass als Unternehmer ich perspektivisch diese Aufgabe nicht mehr habe.
Jochen: Das ist auch interessant, weil letztendlich ist es so, wenn ich meine Wachstumsphasen als Unternehmer betrachte, wenn ich vielleicht sage, ich fange mit der Fachkraft an, dann bin ich vielleicht nur der Manager, dann gehe ich mehr zum Unternehmer und mache vielleicht noch Manageraufgaben mit und dann geht es wieder einen Schritt weiter, dann ist es so, dass in der nächsten Stufe ich meine Probleme nicht damit lösen kann, wie ich sie in der letzten Stufe gelöst habe.
Achim: Richtig.
Jochen: Also ich kann zum Beispiel nicht das lösen, Unternehmer zu sein und immer weniger Fachkraft/Manger zu sein, indem ich Manageraufgaben mache. Das heißt, ich muss in jeder Stufe, in der ich weiter wachse, andere Möglichkeiten finden, wie ich die Dinge steuern kann und wie ich mich selber als Unternehmer voranbringen kann und wachsen kann und das Unternehmen weiterentwickeln kann.
Achim: Genau. Es ist ja so, wenn ich jetzt wachsen will – da kommen wir ja her: weniger ist mehr – und ich mache jetzt einen Teil, wenn ich das mal notiere. Das kann ich sowieso jedem nur empfehlen, haben wir sicherlich auch schon das eine oder andere Mal darüber gesprochen, sich mal eine Liste zu machen mit allen Aufgaben und dann zu markieren, hinterher ein F dahinter, wenn es Fachkraftaufgaben sind, M für Manager und U für Unternehmeraufgaben.
Jochen: Absolut.
Achim: Ich vermute mal, dass vielfach dabei rauskommen wird, dass 50, 60, 70% womöglich Fachkraftaufgaben sind, noch ein paar Manageraufgaben und eigentliche Unternehmeraufgaben, sprich, wenn es um die wirkliche Weiterentwicklung des Unternehmens geht, strategische Weiterentwicklung und wie ich denn wachse, wo ich hinwill et cetera, dass das häufig unter 10% ist. Und wenn ich das verändern will und mein Tag aber schon voll ist mit 40, 50 oder wie viel Stunden auch immer, also Wochenstunden jetzt, dann ist klar, ich muss etwas weglassen, deshalb ja „weniger“. Irgendwas muss ich weglassen, delegieren, oder das hast du eben ja vorhin so schön auch nochmal angesprochen in unserem Vorgespräch, gucken, ob es nicht bestimmte Dinge gibt, die ich gar nicht tun muss.
Jochen: Ja.
Achim: Die vielleicht sich so eingespielt haben im Laufe der Zeit, normal geworden sind, aber wenn ich den Prozess hinterfrage, womöglich in der Form gar nicht mehr notwendig sind, weil sich die Bedingungen oder die Voraussetzungen geändert haben.
Jochen: Ja, oder manchmal ist es so, man guckt es sich an und denkt, wenn ich das so und so mache, dann müsste man es doch gar nicht mehr machen.
Achim: Zum Beispiel.
Jochen: Also manchmal ist es auch eine ganz, ganz kleine Änderung.
Achim: Richtig, genau. Das ist ja auch sowieso, glaube ich, das Geheimnis des Ganzen, um zu wachsen und das Unternehmen zu entwickeln, sind selten die ganz, ganz großen Dinge nötig. Also häufig hat man so ein Bild, das kommt so aus den Konzernen heraus, die sagen: „Ja, wir stoßen jetzt die und die Sparte ab, die verkaufen wir für drei Milliarden und konzentrieren uns wieder auf unsere Kerngeschichten“. Das sind so diese großen, großen Dinge, allerdings ist es so, dass häufig ja die vielen kleine Dinge, die Stellschrauben, an denen ich drehe, das ist das, was vielfach das ausmacht und wo ich oftmals nur an einer kleinen Schraube drehe mit einer großen Wirkung. Letztendlich ist ja die Hebelwirkung das Entscheidende und nicht die Größe des Hebels.
Jochen: Genau, genau.
Achim: Ja.
Jochen: Absolut. Also ganz, ganz gute Geschichte auf jeden Fall. Finde ich sehr interessant, dass man einfach mal guckt, was sind die Fachkraftaufgaben, was sind die Manageraufgaben und was sind die Unternehmeraufgaben. Und wenn wir uns jetzt das anschauen, ist es auch tatsächlich so, dass ich auch nur weiterwachsen kann, wenn ich im ersten Schritt Dinge vereinfache, für mich vereinfache als Unternehmer.
Achim: Ja.

Jochen: Weil ich sonst überhaupt keine freien Kapazitäten habe, um weiterzuwachsen. Es geht einfach nicht. Weil ich bin doch der Unternehmer, ich bin doch derjenige, der die Vision für das Unternehmen hat, der das Unternehmen voranbringt, der sagt: „Da wollen wir hin. Da geht es lang“.
Achim: Richtig. Und das ist übrigens auch ein ganz schöner Punkt, wenn ich mal wieder ganz kurz noch zu den Post-its zurückkommen kann, weil in dem Moment, wenn ich also sage, die und die Aufgabe wäre sinnvoll, das abzugeben, wozu ich es ja erstmal erkennen muss. Also dazu muss ich erstmal erkennen, welche Art von Aufgaben ich überhaupt habe und welche Aufgaben ich künftig eigentlich noch machen darf, also „darf“ und welche nicht. Und wenn ich dann sehe, dass wenn ich versuche, meine Fachkraftaufgaben beispielsweise abzugeben und zu sagen, ich betreue vielleicht noch selber Projekt X oder Kunden Y oder ähnliches und feststelle, ich habe keinen Mitarbeiter, also nicht weil ich insgesamt keinen Mitarbeiter habe, sondern von den Mitarbeitern, die ich habe, kommt keiner in Frage, diesen Kunden zu betreuen, dieses Projekt zu steuern oder ähnliches, dann weiß ich auch, dass ich auf der Ebene noch ein Problem habe. Und gerade je mehr das ist, wenn ich also vor meinen ganzen Post-its sitze und sage: „Das ist ja schön, was der Jochen und der Achim da so erzählen, aber ich gucke mir das an, ich kann gar nichts abgeben, weil der kann das nicht, der kann das nicht, das muss ich selber machen, das ist zu wichtig, der kennt den Prozess gar nicht“ et cetera, et cetera, dann weiß ich, dass ich in meinem Unternehmen noch weit davon entfernt bin, gut strukturiert zu sein.
Jochen: Ja und vielleicht auch ist der Punkt, dass ich dann merke, das ist vielleicht ein Umsatzbereich, den ich innehabe, der so gar nicht funktionieren wird. Also auch zum Beispiel wenn wir den Dreh nochmal gehen und sagen: „Okay, was habe ich denn für ein Ziel als Unternehmer?“. Ich fange vielleicht an, ich werde Unternehmer, weil ich frei sein möchte, ja? Und dann komme ich in immer weitere Zwänge rein, weil ich will dann Erfolg haben, ich habe Erfolg, ich investiere Zeit und plötzlich habe ich keine Freiheit mehr, ich bin nur damit beschäftigt, die Dinge zu managen.
Achim: Ja.
Jochen: Und dann sage ich, ich möchte Freiheit haben, das heißt, zum Beispiel einen Tag in der Woche frei, zusätzlich am Mittwoch, ja? Und ich kann das aber nicht, weil ich in den und den und den Projekten drin bin und der und der Kunde, der ruft auch mal mittwochs an und der muss dann sofort eine Antwort haben.
Achim: Ja.
Jochen: Das heißt, wenn ich dann meine Bedingungen definiere, unter denen ich arbeiten möchte und das ist ja die Freiheit, die ich als Unternehmer habe, dass ich sage: „Da will ich hin, so soll es aussehen, so ist mein Ziel, so ist meine Vision und so und so stelle ich es mir vor“, dass dann plötzlich bestimmte Dinge nicht mehr funktionieren.
Achim: Naja, es geht ja noch weiter. Also angenommen mal, das Ziel wäre „Wachstum“, ja? Ich sage, perspektivisch möchte ich wachsen und perspektivisch möchte ich auch in der Lage sein, das ist ja auch so ein Thema für viele, überhaupt mal in Urlaub fahren zu können, ohne dass irgendwie 10-mal am Tag das Handy klingelt, also am besten, dass es eben gar nicht klingelt und ich weiß, dass das Unternehmen auch ohne mich funktioniert.
Jochen: Zweite Nummer.
Achim: Genau. Das heißt also, ich will jetzt irgendwie ein Wachstum und jetzt bin ich aber schon voll ausgelastet. Ich arbeite jetzt beispielsweise 40, 50, 60 Stunden die Woche.
Jochen: Ja.
Achim: Und wüsste, den nächsten Kunden, das wird dann ja wieder bei mir hängen bleiben, ein Teil davon.
Jochen: Ja.
Achim: Arbeite ich halt noch mehr.
Jochen: Ja.
Achim: Ja? Und das heißt also, wie du schon sagst, wenn ich nicht etwas weglasse im Sinne von, ich es auf andere Schultern verteile, entweder bestehende, noch zu definierende, wie auch immer, bin ich gar nicht in der Lage, zu wachsen. Deshalb sagst du ja auch eben zurecht, ich muss irgendwas weglassen, im Sinne von umstrukturieren, sonst kann es nicht funktionieren, es sei denn, ich sage, ich arbeite jetzt 80 Stunden, dann kommt noch ein Kunde dazu, arbeite ich 100 Stunden und irgendwann arbeite ich halt gar nicht mehr.
Jochen: Ja, dann hat es sich ausgearbeitet.
Achim: Dann hat es sich ausgearbeitet. Und das ist auch die hohe Kunst, das ist ja das auch, wo viele sagen: „Ja, mein Unternehmen entwickelt sich“, viele sich dann freuen, wenn sie eben nach den anfangs vielleicht bescheidenden Zeiten doch die Kunden für sich überzeugen konnten, gewinnen konnten, es werden mehr Aufträge, sie haben vielleicht auch mehr Mitarbeiter, aber am Ende haben sie das Gefühl, dass sie immer nur noch mehr arbeiten und das immer noch mehr, sie müssen versuchen, möglichst viele Bälle zu jonglieren und immer mehr Bälle in der Luft zu halten.
Jochen: Ja.
Achim: Das funktioniert halt nicht.
Jochen: Das funktioniert nicht. Also das ist ganz klar, das heißt, wir sind tatsächlich schon wieder fast am Ende unserer Redezeit, wollte ich schon fast sagen, angelangt, die wir so schön hier ins Mikrofon plaudern dürfen. Und kann man es vielleicht noch irgendwie zusammenfassen? Kriegen wir noch einen Schwung und einen Dreh rein? Hast du eine Idee, oder soll ich es mal probieren? Wie machen wir es?
Achim: Naja, wenn du schon so fragst, dann probiere es doch mal.
Jochen: Also liebe Unternehmer, wenn Ihr davor steht, dass zu viel Arbeit da ist, Ihr das Gefühl habt, Ihr wollt weiterwachsen, Ihr wollt den nächsten Schritt schaffen, dann lautet oft die Devise „weniger ist mehr“. Es ist zunächst einmal wichtig, sein Tun zu vereinfachen, sich darauf zu konzentrieren, was man gut kann, was die Dinge sind, die in der Vergangenheit dafür gesorgt haben, dass mein Unternehmen einen Schub bekommen hat, dass es vorangegangen ist. Was sind die Dinge, die ich dort getan habe? In welchen Bereichen war das? Und dann ist es wichtig, dass man hingeht, dazu gibt es die Möglichkeit, eine Wand in Beschlag zu nehmen, sich 10 Packungen Post-its zu kaufen und man geht dann hin und schreibt oben die einzelnen Mitarbeiter und Teams, die man intern und extern zur Verfügung hat und schreibt unter seine eigene Position die einzelnen Tätigkeiten, jeweils auf ein Post-it eine Tätigkeit, die man im Unternehmen ausübt und die Empfehlung, die Erweiterung, die wir haben, noch dahinter den Buchstaben F für Fachkraft, M für Manager und U für Unternehmer. Dann hat man die Möglichkeit als nächstes, wenn man sagt, es soll weniger werden, kann man hingehen und kann diese Aufgaben bei den bestimmten Mitarbeitern verteilen. Empfehlung ist, die Achim ha auf jeden Fall dazu, den Mitarbeiter mit ins Boot zu holen, ihm zu erklären, wofür das Ganze gut ist, warum das Sinn macht und zweitens auch den entsprechenden Mitarbeiter dafür zu suchen, wo man sagt, das macht Sinn, dass er das entsprechend macht. Eine Tätigkeit, die regelmäßig und gleichmäßig stattfinden soll, macht Sinn, an jemand zu geben, der auch diese Stärke besitzt.
Wer dazu Fragen hat, nochmal die Folge Kolbe sich anhören von uns, da wird das sehr gut erläutert. Und dann hat man bereits mehr Freiheit und dann ist es eben wichtig, dass man diese Freiheit auch lebt und immer mehr an diesen Aufgaben wegdelegiert, vielleicht auch eliminiert, die man dann vielleicht gar nicht mehr machen muss, oder Programme zur Hilfe nimmt, die einen dabei unterstützten oder beides.
Achim: Ja, das war doch jetzt mal eine Zusammenfassung.
Jochen: Das war mal eine Zusammenfassung, genau. Ja, so ist das. Wenn Ihr diese Folge nochmal hören wollt, gibt es die natürlich nochmal nachzulesen unter: unternehmer.link/52. Wenn ich mich nicht recht täusche, Folge 52 ist das heute. Und wenn Ihr Spaß daran habt, wie wir das machen, was wir hier kommunizieren, ist meine Bitte, gebt es weiter, tragt es weiter. Wir freuen uns über immer mehr Zuhörer, die diesen wundervollen Podcast hören. Es gibt die Möglichkeit, uns unter iTunes zu bewerten, auch darüber freuen wir uns sehr.
Und wenn Ihr zum Thema Unternehmercamp fragen habt, Achim steht zur Verfügung unter: unternehmercamp.de. Dort gibt es ganz tolle Veranstaltungen auf Mallorca, wo man als Unternehmer sich austauschen kann.
Wenn Ihr ein Problem habt, im Schlamassel steckt, nicht weiterkommt als Unternehmer, nicht wisst, wie Ihr das lösen wollt, kommt zu mir ins Coaching. Eine entsprechende Erstqualifizierung findet Ihr unter: unternehmer.link/coaching. 15 Minuten ganz unverbindlich, quasi das Erste-Hilfe-Paket ganz kostenlos.
Und das war es von meiner Seite. Achim, was gibt es noch hinzuzufügen? Was habe ich noch vergessen?
Achim: Das war ausführlich, denke ich.
Jochen: Also in diesem Sinne, denkt daran: Du hast das Recht glücklich zu sein!
Und bis zur nächsten Woche.