[Gespräche] Episode 26 – Chaos!

Jochen: Achim, Achim.
Achim: Jochen, Jochen.
Jochen: Du, also wenn ich hier rausschaue.
Achim: Oha.
Jochen: Geiles Wetter. Du, super hier draußen. Schau hier schön gerade auf den Busbahnhof mit lauter gelben Berliner Bussen.
Achim: Das ist ja super.
Jochen: Das ist unglaublich. Da kommen gleich gerade nochmal zwei an. Du, das totale Chaos ist es da, wirklich.
Achim: Ah, jetzt verstehe ich.
Jochen: Ja.
Achim: Eine geschickte Einleitung in unser Thema.
Jochen: Ja, genau, genau. Ja, wir haben natürlich heute das Thema Chaos, ne? Und deswegen ist jetzt auch dieser Podcast heute so ein bisschen chaotisch, passend zum Thema. Ja und Chaos ist natürlich so eine Sache, die uns allen mal widerfährt, ne? Achim?
Achim: Siehst du, das ist immer so schön. Da kann man sich bei allem Chaos darauf verlassen, dass immer als erstes eine Frage kommt.
Jochen: Ja.
Achim: Achim, wie siehst du das denn? Was machst du denn, wenn das und das los ist.
Jochen: Genau.
Achim: Da kann ich die Uhr nachstellen.
Jochen: Ja, kannst du mal sehen.
Achim: Das finde ich super.
Jochen: Ja, du weißt dann immer gleich Bescheid. Aber ich weiß immer, dass du das souverän irgendwie lösen wirst das Thema, wenn ich dich das frage.
Achim: Ja, ich bin jedes Mal am Schwitzen, weil ich denke, „Oh Gott, jetzt kommt wieder irgendeine Frage, auf die ich irgendwas schlaues antworten muss“.
Jochen: Ja, ich sehe das, der ganze Angstschweiß, der kommt hier schon rüber.
Achim: Ja, so also, ich würde sagen, wir kommen mal wieder zurück zum Thema. Übers Chaos, ne?
Jochen: Richtig, richtig, richtig.
Achim: Das Chaos hat System, ja.
Jochen: Ich mein, ich kann ja mal berichten. Mir ging es so, das ist ja auch der Grund, warum wir diesen Podcast, also Podcast-Folge machen, dass ich sozusagen die letzte Woche, die letzten Tage – die letzte Woche, die letzten Jahre, Monate – nein, nur die letzten Tage in so einem Zustand von Chaos gerutscht bin.
Also jeder kennt das vielleicht, dass es so Dinge gibt, die einen irgendwie extrem belasten. Also mich belasten zum Beispiel diese kleinen alltäglichen Miniaufgaben, wie zum Beispiel irgendein Schreiben fertig machen oder irgendwie irgendwo anrufen, Termin machen für zum Beispiel die Zahnprophylaxe. Das sind Dinge, wenn ich davon sechs / sieben Stück auf einmal habe und die dann so geballt auf mich zukommen und dann ist noch irgendwas anderes, was so ein bisschen aus dem Ruder läuft, dann entsteht bei mir ganz schnell Chaos. Da muss jetzt nicht viel dazukommen; da ist vielleicht noch dann die Frau unzufrieden und dann ist vielleicht irgendwie hat es nicht ganz mit einem Projekt so geklappt, wie man sich das vorgestellt hat und dann entsteht so ein Chaosball, könnte man sagen, ja?
Achim: Also meinst du, in deinem Kopf ist so ein bisschen das Gefühl, dass du denkst, „Oh Gott, jetzt irgendwie das ist passiert, da muss ich dran denken, das muss ich tun, da ist was“.
Jochen: Genau, genau.
Achim: Und ich weiß, jetzt irgendwie fühlt man sich so ein bisschen, ja, fast hätte ich gesagt jetzt irgendwie hilflos, beziehungsweise ein bisschen überfordert in dem Moment.
Jochen: Ja.
Achim: Man denkt so, „Ach Gott, wie soll ich das jetzt alles auf die Reihe kriegen?“.
Jochen: Genau. Für mich ist es so, ich muss immer die Dinge irgendwie für mich lösen, also auch sowas einfaches, wie irgendwo anrufen, muss ich irgendwie lösen. Also ich bin da wie so ein kleiner Detektiv, der dann überlegt, „Wie mache ich das denn jetzt am besten?“.
Achim: Ich hab einen Lösungsvorschlag.
Jochen: Ein anderer würde einfach anrufen, ja?
Achim: Das stimmt.
Jochen: Ja, ja, ja.
Achim: Wäre eine Möglichkeit.
Jochen: Ja, ja, ja. Genau, genau, genau. Und deswegen gibt es dann bei mir auch ganz viele Prozesse, weil mir das das Leben unglaublich vereinfacht, weil da muss ich nicht nachdenken, da mach ich einfach Prozess X. Jedes Mal, wenn ich zum Beispiel zum Friseur gehe, dann, wenn sie mich da zum Friseurstuhl führen, dann sage ich, „Halt, stopp, erst der Folgetermin“, so.
Achim: Ja, da hätte ich einen Lösungsvorschlag für dich.
Jochen: Ja?
Achim: Weil warum machst du das mit der Zahnprophylaxe nicht genauso? So mache ich das zum Beispiel.
Jochen: Ja, das habe ich jetzt auch, habe ich jetzt, glaube ich, auch so gemacht, aber das Problem ist, dass die bis dahin noch den Kalender noch nicht geführt haben. Ich mach das einmal im Jahr und bis dahin ist der Kalender bei denen gar nicht geführt.
Achim: Ach so.
Jochen: Das heißt, sie können mir maximal irgendwie ein Schreiben schicken. Das ist dann aber wieder ein Problem, weil dann muss ich ja wieder mich trotzdem drum kümmern, ne?
Achim: Ok gut.
Jochen: Also idealerweise würde ich auch einfach gerne natürlich einen Folgetermin machen, klar.
Achim: Ja, gut.
Jochen: Aber gut, da springt dann sozusagen dieser Teil von mir an, der die Sachen lösen möchte und der ist dann komplett überfordert, weil wenn du sieben Sachen auf einmal lösen willst, dann hast du ein Problem. Das ist dann so eine leichte Überforderung, die dann einfach innerlich irgendwie stattfindet.
Achim: Ich kenn das noch ein bisschen auch aus einer anderen Perspektive. Das ist mir tatsächlich auch, deshalb passt das Thema auch so gut, jetzt gerade in den letzten anderthalb / zwei Wochen so ein bisschen ist das aufgestaut, hat sich das aufgestaut, würde ich sagen.
Jochen: Ich dachte schon die letzten anderthalb Stunden.
Achim: Das auch, ja. Aber ich hab ja so ein, ich meine, haben vielleicht wahrscheinlich viele, aber ich hab so ein schickes Büchlein, was ich fast überall mit mir hinschleppe, wo ich alles reinschreibe, was ich so zu tun habe oder woran ich denken will und muss und teilweise auch bis wann, wobei ich bei Dingen, die ein bestimmtes Timing haben, meist das irgendwie in einen elektronischen Kalender schreibe, damit ich das nicht vergesse und daran erinnert werde. Aber ab und zu gibt es ja so Phasen, das ist jetzt auch wieder passiert, wo ich aus irgendwelchen Gründen völlig irrational anfange, das nicht mehr aufzuschreiben.
Jochen: Ja.
Achim: Weil ich irgendwie, weiß nicht warum, aber ich schreib es nicht mehr richtig auf und der Effekt ist, dass ich dann irgendwann über verschiedene Sachen, die ich dann im Kopf haben muss, das wird ja immer mehr, also irgendwie denke ich, „Du musst daran denken, du musst daran denken, das ist ein Problem, aber dann muss ich auch noch daran denken. Oh, das darf ich auch nicht vergessen“ und schon habe ich den Effekt, dass ich zwar in dieses Buch nicht mehr gucke und schon weiß, ich hab ein schlechtes Gewissen, weil ich weiß, ich müsste eigentlich reingucken, beziehungsweise ich muss erstmal reinschreiben, um reingucken zu können, damit es auch Sinn macht. Und dann passiert folgendes, was auch jetzt letzte Nacht passiert ist, als ich dann da in Hamburg im Hotelzimmer lag und plötzlich nachts so im Halbschlaf aufgeschreckt bin, weil ich vergessen hatte, eine E-Mail zu beantworten, was damit zu tun hatte, dass ich die hätte bis Montag beantworten müssen, wenn sich nicht irgendwie eine Mitgliedschaft verlängert, die immerhin 2000 Euro im Jahr kostet.
Jochen: Ui.
Achim: Ja.
Jochen: Was du jetzt getan hast?
Achim: Was ich jetzt getan habe. Ich hab jetzt heute am Freitag die E-Mail geschrieben, die ich bis Montag hätte schreiben müssen, in der Hoffnung, dass ich das noch irgendwie hingebogen kriege.
Jochen: Ja.
Achim: Aber natürlich unnötig das jetzt einzugehen dieses Risiko und da jetzt auch sich selber Stress zu machen. Und das ist etwas, wo ich jetzt beschlossen haben, das war jetzt so der Aufhänger zu sagen, „Ok, komm, alles muss wieder ins Buch rein“, damit ich dieses Chaos im Kopf oder diese Bälle, die man irgendwie im Kopf haben muss dann alle, damit ich die loswerde.
Jochen: Also für diesen speziellen Fall hätte ich einen schönen Lösungsvorschlag, ne? Also das ist ja eine super Geschichte, da fällt mir doch glatt klassisch das Thema der virtuellen Assistentin ein.
Achim: Stimmt.
Jochen: Die das doch gut hätte für dich sozusagen machen können, weil das ist dann schön. Ich habe bei mir so ein Prozess, da spreche ich ins Handy rein, da gibt es so eine Applikation, so eine App, da klicke ich einfach drauf und dann kann ich direkt mit meiner virtuellen Assistentin kommunizieren. Ich spreche dann einfach kurz rein, „Ja, jetzt kannst du mal kurz in meinen E-Mail Account reingehen und da eine E-Mail schicken. Da müsstest du mal suchen, da gibt’s eine E-Mail von XY, da suchst du mal eben kurz nach und da schreib mal bitte eine E-Mail in meinem Namen und ja, wenn du da noch die Standards brauchst, da guckst du mal da und dahin, da und danach. Alles klar, vielen Dank“. So.
Achim: Da hast du eine App?
Jochen: Ja und diese App, was dann passiert, dass diese Daten, also dieses aufgenommene Audio wird direkt an so ein System, so ein Ticketsystem geschickt und dann kriegt sie direkt eine Meldung, dass sie das abarbeiten soll oder abarbeiten gerne möchte, also wäre schön jedenfalls, also das macht sie dann auch immer und wenn sie das dann erledigt hat, dann kriege ich gleich eine E-Mail, wo steht „Habe ich erledigt“, also der Status wird dann auf erledigt gesetzt. Und das ist super, weil du wirklich dann irgendwo sitzen kannst im Auto und irgendwo unterwegs bist und du musst nichts tippen, ja? Das ist ja immer das Problem, dass du dann irgendwie was tippen musst oder so. Und du hast gleich, dass du auch weißt, dass es erledigt ist, weil sonst hast du ja das Problem, dass du dann sagst, „Ok, ist das denn jetzt passiert?“, ja?
Achim: Ja, das stimmt.
Jochen: So du gibst irgendwas ab und dann „Hm“. So.
Gut, wenn du jetzt jemand hast, der sozusagen aufgabenorientiert ist, dann ist das eine andere Geschichte, der dann weiß, „Aha, wenn ich dir eine Aufgabe gebe, dann sag mir auch Bescheid, wenn es erledigt ist“. Das ist in dem Fall eine ganz, ganz tolle, wirklich erleichternde Geschichte, weil du dann wirklich die Sachen aus dem Kopf kriegst.
Aber gut, wir sind beim Thema Chaos – eine Möglichkeit ist das ja schon. Und wir haben ja festgestellt, für mich sind es eher die kleinen Dinge, die zu tun sind und bei dir ist es so, ich darf das nicht vergessen, was dich dann stresst.
Achim: Ja richtig. Also bei mir sind es – also die Vielzahl der Aufgaben ist es eigentlich weniger, also es kommen ja immer irgendwelche Sachen dazu auf die To-do-Liste. Also das Geheimnis ist ja im Prinzip einer To-do-Liste, dass man mehr To-dos wegstreicht, als man dazuschreibt.
Jochen: Ja.
Achim: Das ist der Optimalfall, ne?
Jochen: Ja, jaja, das ist die eine Geschichte. Aber die zweite Geschichte ist, ist das Geheimnis der zwei To-do-Listen sozusagen, ja?
Achim: Ja.
Jochen: Wie bei der Bundesregierung der Schattenhaushalt, ne?
Achim: Genau.
Jochen: Also da gibt es sozusagen eine To-do-Liste, das ist sozusagen das Backlog, da steht alles Mögliche drauf, die ich auch gar nicht mehr führe, weil das finde ich, brauche ich jetzt auch nicht unbedingt zu tun. Und meine To-do-Liste besteht immer aus drei / vier Aufgaben, die ich gut an einem Tag bewältigen kann. Und das heißt, ich erstelle die auch jeden Morgen neu.
Achim: Ok.
Jochen: Ich setzte mich dann hin vor ein leeres Blatt Papier oder eine To-do-Liste irgendwie, also mache irgendwie ein Schreibprogramm auf und schreibe da meine Aufgaben rein. Und vielleicht ist das auch das Problem, dass das dann, wenn diese vielen Aufgaben auf mich zukommen, dann irgendwie so schwer zu realisieren ist. Was ich dann teilweise mache, ist, dass ich eben Termine mir eintrage in den Kalender, also das ist wirklich dann auch eine Form, das zu strukturieren bestimmte Dinge.
Gut, also das ist auch eine Möglichkeit, dass man eben – also meine Empfehlung ist wirklich, auch nicht eine zu lange To-do-Liste zu haben, weil das wirklich sehr, sehr frustrierend ist.
Achim: Ja, das stimmt allerdings. Das kann sehr frustrierend sein.
Jochen: Vor allem, wenn man sozusagen eine Möglichkeit finden will, sich selbst zu demotivieren, dann würde ich jedem empfehlen eine To-do-Liste zu machen, die sehr lang ist, weil man ja dem nie gerecht wird, ne? Also man hinkt sozusagen immer hinterher und hat da irgendwie 40 Dinge auf der Liste und dann kommen wieder fünf neue dazu. Du sagst, ok, wenn man jetzt wie so ein Hamster im Hamsterrad ist, dann arbeitet man die alle ab und dann schafft man es, dass es immer weniger werden, aber ich denke, bei den meisten ist es so, dass es eher mehr wird.
Achim: Ja.
Jochen: Und ich glaube, es ist eher wichtig, die Dinge in den Fokus zu rücken und zu sagen, „Was ist denn jetzt eigentlich wichtig?“.
Also ich glaube, wenn man dieses Chaos im Kopf hat, dann hat das auch mit so einer Art von Perfektionismus zu tun; also eigentlich möchte man ja das, was man alles im Kopf hat, sofort erledigen, ne? Man will, dass das sozusagen jetzt, ok, jetzt ist irgendwie Montag und Dienstag will ich das alles erledigt haben.
Achim: Ja.
Jochen: Kennst du dieses Urlaubsgefühl? Man kommt aus dem Urlaub und dann kommt man zurück und dann ist Montag und man hat das Gefühl, „Ich hab total viel Energie“ und dann will man alles Mögliche schaffen und schafft total wenig.
Achim: Ich kenne das auf jeden Fall, dass ich dann aus dem Urlaub wiederkomme und bereits Montagnachmittag denke, ich war nie weg.
Jochen: Weil du so kaputt bist oder was?
Achim: Ne, weil ich schon wieder so drin bin in bestimmten Themen, dass so dieser Erholungsfaktor, dieses „Ich nehme was mit aus dem Urlaub“ gar nicht mehr da ist, ja? Aber das habe ich zum Glück mittlerweile nur noch sehr selten. Also das ging mir früher ganz oft so, aber das habe ich mittlerweile nicht mehr so stark.
Jochen: Also ich muss bei mir immer aufpassen; ich schalte immer so einen Gang zurück, weil ich merke, wenn ich das nicht mache, kriege ich sofort Kopfschmerzen am ersten Tag, habe ich sofort so eine Birne. Und dann schalte ich eben einen Gang zurück und sag mir dann so, „Naja gut, du musst das ja nicht alles heute sofort schaffen, sondern das ist auch ok, wenn du die Woche dafür brauchst“.
Achim: Ja, das ist ja so ein bisschen das Thema des Hamsterrades; wie schnell ist man dann wieder drin, was muss wirklich alles sofort erledigt werden und was nicht?
Jochen: Genau.
Achim: Ich glaube, das ist auch so eine der nächsten Sachen natürlich, eine Priorisierung zu machen, wenn da einfach so viele Dinge sind, wenn man das Gefühl hat, in meinem Kopf herrscht Chaos, dann ist es sicherlich sinnvoll, auch mal, also mir hilft es wahnsinnig, sich es eben aufzuschreiben, aber dann auch zu sagen, wenn ich es aufgeschrieben habe, was davon ist jetzt eigentlich wirklich so dringend und sich es auch bewusst einzuteilen. Weil das, was du gerade sagtest, wenn man das alles möglichst schnell erledigen will, dann hat man ja nie seinen Soll geschafft und das frustriert ja.
Jochen: Ja.
Achim: Wenn ich aber von vornerein aber mir das aufteile, ist es wieder anders, ja?
Jochen: Genau. Wobei ich tatsächlich auch, je nach Schwere des Chaos, was man hat, würde ich eine Sache empfehlen und die finde ich sehr, sehr sinnvoll. Das ist sozusagen, der heißt 30 oder 50-Minute Focus Finder und das ist so, dass du dich hinsetzt, einen Wecker stellst und in 30 Minuten einfach mal alles aufschreibst, was dir durch den Kopf geht, also was dich bedrückt sozusagen, was dich belastet, ne? Komplett alles erstmal runterschreibst, ne? Und „Ja, ich sollte das erledigen, ich muss da einen Termin machen, das wäre wichtig und außerdem muss ich mich darum kümmern“ und wenn du das fertig hast, dann überlegst du dir, was von diesen Dingen, die du dort aufgeschrieben hast, ist wichtig. Erstens wird einem dann auch leichter, wenn man das alles aufschreibt, weil man stellt dann irgendwann fest, irgendwann fällt einem nichts mehr ein.
Ich muss mal an so ein Mastermind da tatsächlich denken, die wir vor sehr, sehr langer Zeit gemacht haben, mal eine Session, wo du sagtest, „Ja, da sind so viele Sachen“ und dann sage ich, „Ok, welche sind es denn?“ und schlussendlich waren es dann drei so. Dann ist es halt so, ja?
Achim: Ja, sind doch viele Sachen.
Jochen: Ne, es sind irgendwie total viele Sachen irgendwie im Kopf und wenn man die Liste dann vor sich hat und dann zu sagen, „Ok, was sind jetzt die drei wichtigsten Dinge jetzt im Moment und von diesen drei wichtigsten, was ist jetzt im Moment das Wichtigste?“, so dass man von diesem Chaos wieder wegkommt. Also das allerwichtigste, glaube ich, ist immer, dass man für sich einen Weg findet, wie man von dem Chaos wieder zur Struktur kommt.
Achim: Ja.
Jochen: Und da gibt es verschiedene Taktiken. Also zum einen ist es vielleicht wie so ein Wollknäuel, ne? Wo man dann so ein Knäul hat, aber man muss erstmal das Ende finden und dann fängt man das an so ein bisschen auseinanderzuzupfen. Und das ist dort auch; also wenn man Chaos hat, dann fängt man erstmal mit der ersten wichtigsten Sache an und die muss man natürlich erstmal identifizieren. Das ist eine Möglichkeit, die man hat.
Wenn ich jetzt, Achim, wenn ich jetzt aber total frustriert bin über mein Chaos und wir alle kennen das, wir sind in so einem Chaos, ist vielleicht auch irgendwas, was wir gemacht haben, wir haben uns ein Ziel gesetzt, was wir erreichen wollten, wir haben dieses Ziel erreicht und es hat nicht das wirklich gebracht, was wir davon erwartet haben. Wir haben da vielleicht gesagt, „Also ich möchte mir irgendwas kaufen“, dann habe ich das gekauft und dann habe ich gedacht, „Ja, hm, ist ja nett“. Oder ich hab ein Ziel erreicht mit der Firma und denke, „Ja, hm, schön“ und fall dann eigentlich in so einen Gemütszustand, wo es mir schlecht geht, wo ich vielleicht auch in so ein Mitleidig sein hereinfalle. Also ich bin ein absoluter Spezialist in der Vergangenheit für mitleidig sein gewesen, leider kann ich das jetzt nicht mehr so gut herstellen wie früher, dieses mitleidig sein. Da müsstest du jetzt lachen, Achim, an der Stelle.
Achim: Ach so, ich muss lachen an der Stelle, ok. Ja. Ich kann es gar nicht fassen, dass du das sagst, deshalb.
Jochen: Ja genau. Und da hast du ein Rezept dafür, wenn es einem wirklich schlecht geht und man überwältig ist. Oder ich sag immer, man lässt sich dann beeindrucken von dem Chaos. Was kann man dann tun? Da hattest du vorhin so ein schönes Beispiel genannt.
Achim: Ja, ja. Ich glaube, ich weiß, worauf du hinauswillst.
Jochen: Ok.
Achim: Wobei das noch ein Unterschied ist, ob du jetzt sagst, ich hab jetzt irgendwas gekauft, in deinem Beispiel und dann ist es hinterher gar nicht so toll, das würde ich jetzt mal ganz kurz außen vorstehen lassen.
Jochen: Ja, das war jetzt nicht so ein super adäquates Beispiel, das lassen wir mal außen vor.
Achim: Das wäre aber, da würde mir wieder noch ein neues Thema schon fast dazu einfallen.
Jochen: Ah.
Achim: Also kann man drauf rumdenken. Das machen wir jetzt mal sozusagen öffentlich, weil das ja teilweise tatsächlich so ist, wenn man bestimmte Ziele hat, gerade so materielle Ziele, ist mir sofort was dazu eingefallen, wo mir das mal so gegangen ist. Wo man dann daraufhin arbeitet und dann irgendwann stellt man fest, naja, wenn man es hat, dann ist es irgendwie gar nicht mehr so wichtig, wie man gedacht hat, dass es wichtig ist, ja?
Jochen: Da fällt mir auch gleich ein Wort ein, was mit P anfängt.
Achim: Und mit „-orsche“ aufhört, nehme ich an.
Jochen: Genau, genau.
Achim: Genau. So war das nämlich.
Jochen: Ja genau.
Achim: Ich wollte unbedingt immer mal einen Porsche haben und als ich einen hatte, dachte ich so, „Hm, jetzt hast du einen und was ist jetzt?“, also irgendwie war es nicht so der High-Effekt, den ich dachte.
Jochen: Wie werde ich den jetzt wieder los, genau.
Achim: Ja, so ungefähr. Also gut, aber das ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls wir waren ja stehengeblieben, was kann man tun? Und mir geht es so, wenn da also einmal dieses Chaos ist, das ist ja manchmal auch einhergehend (oder häufig) damit, dass man sich einfach nicht gut fühlt und denkt so, „Ok, wie soll ich das alles hinkriegen, das stresst mich jetzt total“, gerade wenn es jetzt viele Firmensachen sind auch und dann kommt privat noch hinzu.
Das ist ja meistens so Murphys Gesetz, dass, wenn auf der einen Seite schon man zu viel zu tun hat, auf der anderen Seite dann, also beispielsweise im privaten Bereich, auch noch Dinge hinzukommen, ja? Und andere Erledigungen oder ähnliches. Und da finde ich es immer ganz hilfreich, wenn ich mir dann vorstelle im Moment, „Ok, wenn ich da jetzt durch bin, wenn ich das jetzt irgendwie geschafft habe, wie geht es mir dann?“, ja? Und optimaler Weise sollte ich dann das Gefühl haben, dass es mir dann besser geht, weil ich ja da durchgegangen bin und weil ich dann Dinge erreicht habe, das Chaos zu strukturieren oder auch damit verbunden Aufgaben zu erfüllen etc.
Dann denke ich mir, „Gut, ok, was für einen Zeitraum brauche ich denn vielleicht dafür, um da durchzugehen?“. Häufig ist es ja gar nicht so lang, manchmal sind es ja auch nur zwei Tage, oder selbst wenn es irgendwie zwei Wochen oder auch zwei Monate sind, dann weiß ich, „Ok, das ist jetzt halt die Zeit, da muss ich irgendwie daran arbeiten, dann muss ich da irgendwie durch, muss mich um diese Dinge kümmern“. Aber dann ist es auch, dann ist wieder eine ruhigere Phase und dann geht es mir auch wieder besser und dann ist es auch in Ordnung.
Und in dem Moment, wo ich das Ziel vor Augen habe und sage, „Gut, da ist mein Ergebnis“, das stelle ich mir schon mal vorm geistigen Auge vor, belohne mich vielleicht auch mit etwas, ja? Ob das jetzt ein Eis ist oder ein Kurztrip nach New York ist jetzt mal irgendwie egal, aber je nach Größenordnung. Und dann geht es mir damit wesentlich besser.
Jochen: Ja, das finde ich sehr gut. Also sowieso damit zu arbeiten, das ist ja eine Form von Visualisieren sozusagen.
Achim: Richtig, genau.
Jochen: Das kann durchaus einfach sein oder ist eine sehr, sehr hilfreiche Geschichte dabei, also dass man sich das vorstellt.
Ich habe heute Morgen, da hat meine Tochter mit mir gesprochen, die sagt, „Ja, ich kann irgendwie keine Aufsätze“, dann sagte sie zu mir von sich aus, „Ich hab mir ja mal überlegt, vielleicht sollte ich das jetzt einfach mal loslassen den Gedanken, dass ich keine Aufsätze schreiben kann, vielleicht sollte ich da einfach mal hingehen und sagen, „Ja, ich mach das jetzt einfach“. Ich hab einfach Spaß daran und mach das jetzt“, sage ich, „Ja, gute Idee“. So, dann hat sie sich das einfach vorgestellt, ja? So von sich aus. Fand ich total interessant und hab mich total gefreut darüber, ne? Und nicht gesagt „Ja, könntest du so machen oder könntest du so machen“, ne, sie kam von sich aus zu mir und sagte, „Ja, das mache ich jetzt mal so“. Ich bin mal gespannt, wie das ausgegangen ist.
Und ja klar, das ist eine Möglichkeit, dass man visualisiert.
Achim: Ja und interessanterweise, um das noch kurz zu ergänzen, wenn ich das jetzt visualisiere und feststelle, dass, wenn diese Themen und Aufgaben erledigt sind, es mir nicht besser geht, ist das auch eine Erkenntnis.
Jochen: Aha, was mache ich denn dann daraus?
Achim: Ja, dann würde ich nochmal zurück auf Los gehen und überlegen, warum das denn so ist.
Jochen: Ja, vielleicht sind die Sachen, die wichtig sind, vielleicht gar nicht dabei, ne?
Achim: Ja, zum Beispiel. Vielleicht sind das in erster Linie Dinge, mit denen ich mich gar nicht beschäftigen will oder wo ich der Meinung bin, ich müsste sie tun, weil es von mir erwartet wird beispielsweise, weil man das eben so macht. Das ist ja auch sehr beliebt so, dieses „Man macht das halt so“.
Da musste ich wieder drüber nachdenken, als ich die letzten Tage unterwegs war, als ich viel gereist bin und dann auch teilweise morgens, wenn eben so, morgens und abends, wenn die Menschen von der Arbeit kommen oder zur Arbeit fahren und ich bei mir so dachte, „Wie gut, dass ich nicht jeden Morgen mich irgendwie im Verkehrschaos befinde“ und es irgendwie mittlerweile nicht mehr für mich normal und gegeben ist und ich das hinnehme, dass man das eben so macht, man fährt halt morgens irgendwie zur Arbeit und abends automatisch zurück, sondern dass es auch noch andere Wahlmöglichkeiten gibt.
Jochen: Ja.
Achim: Und allein schon das eben zuzulassen, hilft ja schon viel. Das meine ich damit, also wenn man das visualisiert und feststellt, „Ok, das ändert gar nichts, ich fühle mich gar nicht besser“, dann würde ich mich wiederum hinterfragen, warum ich mich eigentlich nicht besser fühle.
Jochen: Absolut, absolut. Ich möchte aber noch gerne zwei Sachen ergänzen, im Sinne der Kürze der Zeit, die wir jetzt tatsächlich noch zur Verfügung haben.
Achim: Ja.
Jochen: Ich glaube, wir haben sozusagen noch drei / vier Minuten.
Zwei Sachen mit auf den Weg geben. Das eine ist, es gibt verschiedene Möglichkeiten, wenn ich so eine Menge von Aufgaben vor mir habe. Es gibt einmal die Möglichkeit, dass ich sozusagen Häppchen-Taktik nehme, dass ich sage, „Ok, das fällt mir alles total schwer, was ich da auf meiner Liste habe, aber ich nehme jetzt jeden Tag eine Sache raus, die ich auf jeden Fall mache“. Also so mache ich das manchmal, wenn mir es schwerfällt, Dinge zu machen. Oder auch meinetwegen in der Woche, wenn jetzt irgendwas in der Wohnung zu machen ist, anzubringen ist zum Beispiel.
Achim: Oh Gott.
Jochen: Ja „Oh Gott“. Da habe ich dann auch schon mal gesagt, „Also jetzt dieses Wochenende muss ich auf jeden Fall dieses eine Regal anbringen“, ja? Wo ich weiß, dass noch viel mehr zu machen ist.
Und das zweite ist, eine Alternative dazu ist „Batching“, dass man eben sagt, ok, man fasst die Aufgaben zusammen und sagt einfach „Ok, jetzt heute Morgen nehme ich mir zwei Stunden Zeit und dann mache ich nur diese Aufgaben“.
Also ich hab zum Beispiel das so gemacht, da waren Termin zu vereinbaren, da habe ich nicht nur einen Termin vereinbart, sondern hab gleich drei Termine vereinbart, gleich drei verschiedene Sachen erledigt. Und das hilft dann manchmal auch, weil die Sachen, die man erledigen muss, ja oftmals auch so sind, dass die gar nicht vom Umfang her groß sein müssen, aber sie belasten einen irgendwie und diese Belastung hält einen davon ab, dieser Stress, sie zu tun. Obwohl es paradoxerweise einem viel besser geht, wenn man sie gemacht hat, auch wenn sie einfach sind.
Und das kann natürlich auch helfen, zu sagen, ok, jetzt kremple ich einmal die Ärmel hoch und wenn ich schon dabei bin, dann mache ich nicht nur das Eine, sondern gleich das Zweite und das Dritte. Das ist auch eine sehr schöne Möglichkeit, um diesen Dingen dann entsprechend Herr zu werden.
Dann hast du noch eine gute Möglichkeit genannt, dass man Dinge, die man unbedingt machen muss, die nicht vergisst, weil man neigt ja dazu, dass man Dinge auch vergisst, die man ungern macht. Wie zum Beispiel so Sachen, ich will jetzt hier meinen Vertrag kündigen oder muss da eine E-Mail schreiben.
Achim: Ja.
Jochen: Da hast du eine ganz, ganz tolle Technik, die ich faszinierend fand. Kannst du davon mal berichten?
Achim: Meinst du meine Nachts-Aufwach-Technik?
Jochen: Ne, ne, deine Möbel-Rück-Technik, wollte ich schon fast sagen.
Achim: Ach so. Naja, das geht damit einher. Also ja gut, das ist ja ganz – also mir geht es häufig so, dass ich dann nachts irgendwie aufwache. Also ich bin so jemand, ich kann leider nicht durchschlafen, sondern ich wache nachts ab und zu mal auf und wenn ich dann so Kopfkino kriege oder mir irgendwas einfällt, was ich unbedingt noch erledigen muss, was ich nicht vergessen darf, wäre es ja an sich sinnvoll, das jetzt irgendwie aufzuschreiben, da ich aber trotz allem es nicht schaffe, einen Zettel und ein Stift neben das Bett zu legen und auch kein Licht anmachen möchte, habe ich eine einfache Technik für mich entwickelt, denn ich verrücke irgendetwas. Also es kann jetzt mein Wecker sein oder das kann auch sein, vor meinem Bett liegt irgendwie so ein kleiner Teppich und den schiebe ich dann irgendwie so hin, dass es klar ist, am nächsten Morgen, wenn ich aufwache und irgendwie auf meinen Wecker gucke oder auf diesen Teppich gucke, dass der irgendwie falsch liegt, beispielsweise, oder steht, der Wecker.
Jochen: Da muss ich immer daran denken, jetzt hast du deine Frau verrückt, hast sie woanders hingepackt.
Achim: Ne. Nebenbei würde die das auch nicht merken, so tief wie die schläft.
Jochen: Ja genau.
Achim: Würde sie also gar nicht stören, wenn ich sie verrücken würde, aber ich bleibe doch lieber bei Gegenständen. Und das hilft mir tatsächlich, weil ich am nächsten Morgen sofort, also ich stelle das fest, habe es natürlich vergessen, was ich eigentlich machen wollte, logischerweise, gucke dann aber auf den Wecker, der falschherum steht, oder eben auf den Teppich und stelle fest, „Ah ja genau, deshalb steht der falsch, weil ich genau daran denken wollte“. Und dann muss ich ja sowieso aufstehen und dann erledige ich es irgendwie noch oder ich schreibe es dann zumindest tatsächlich auch auf.
Jochen: Wahnsinn.
Achim: Genau.
Jochen: Also ich find das so schön. Wir kennen uns schon so lange und dass das jetzt sozusagen hier so ganz, diese ganz privaten Informationen in so einem schönen Podcast jetzt zum Vorschein kommen.
Achim: Unglaublich, aber wahr.
Jochen: Das finde ich ganz wunderbar.
Achim: Ja, dieses Geheimnis habe ich lange gehütet.
Jochen: Ja.
Achim: Jetzt ist es raus.
Jochen: Achim, wir haben überhaupt keine Zeit zur Zusammenfassung heute, weil wir schon wieder auf dem Sprung sind hinein ins nächste Chaos.
Lieber Danny Ritter, sorry, dass wir heute keine Zusammenfassung machen können, falls Sie das heute hören.
Ja und ich wünsche allen dort draußen eine wundervolle Woche im Chaos und in der Bewältigung des Chaos vor allem. Das heißt viel mehr, falls jemand sich zufällig im Chaos aufhalten sollte, wünsche ich eine Top Bewältigung mit diesen tollen Tipps, die wir heute hier mit auf den Weg gegeben haben.
Was möchtest du noch mitgeben, Achim?
Achim: Ja, eine chaosfreie Zeit.
Jochen: Eine chaosvolle – chaosfreie Zeit.
Achim: Freie, nicht volle.
Jochen: Ja, eine chaosvolle Zeit. Ein Freud’scher Versprecher, ja.
Und denkt daran: Du hast das Recht glücklich zu sein!
Bis zur nächsten Woche.