[Gespräche] Episode 46 – Sorgsam sorglos sein – Folge 2

Jochen: Ja du, Achim. Also es ist nicht zu fassen. Es ist einfach nicht zu fassen. Das glaubst du nicht, wenn ich dir das erzähle.
Achim: Ja, ich kann es jetzt schon nicht glauben.
Jochen: Ich war vorgestern draußen. Wir haben ja hier eine eingebaute Klimaanlage, ne? Wegen Backsteinen, ja? Backsteinbau, ne? Richtig fette Wände. Auf jeden Fall bin ich raus und mir ist so eine richtige Hitzewelle entgegengekommen.
Achim: Ach.
Jochen: Ja. Dir auch?
Achim: Ja, ich hab kein Backstein.
Jochen: Aber du hattest das, als du aus deinem Cabrio ausgestiegen bist, ne?
Achim: Genau.
Jochen: Wo du das Verdeck aufhattest und Klimaanlage an.
Achim: Ja, jetzt kommen wir in Temperaturen mittlerweile, wo ich schon ernsthaft ab und zu das Dach zulasse, weil es mir zu warm ist. Darf man ja gar keinem erzählen, aber so ist es.
Jochen: Ja cool.
Achim: Aber was ja noch eher der Fall ist, dass es bei mir in der Dachgeschosswohnung, die ich ja in Berlin habe, extrem warm ist.
Jochen: Ja.
Achim: Aber es ist Sommer und deshalb beschweren wir uns ja auch nicht.
Jochen: Ja, aber du machst dir jetzt Sorgen wegen der Dachgeschosswohnung, oder?
Achim: Ne, eigentlich nicht.
Jochen: Weil es da so heiß ist. Okay. Also Leute, wir haben das natürlich alles wieder entsprechend zusammengestellt und diese Folge gibt es auch zum Download unter: unternehmer.link/46. Und ja, Thema „Sorgen – Teil 2“ ist heute angesagt. Wir freuen uns wieder, Achim, dass du dabei sein kannst.
Achim: Aha.
Jochen: Und auch wieder vor Ort bist. Also herzlich willkommen.
Achim: Ja. Dankeschön. Das kann ich zurückgeben; ich freue mich auch, dass du heute wieder dabei bist.
Jochen: Ja. Ich habe eigentlich überhaupt gar keine Zeit. Ich muss nämlich gleich zum See, also ich will unbedingt noch schwimmen heute. Also ich habe es so eingerichtet, dass es noch irgendwie klappt, aber ich habe auf jeden Fall weniger Zeit als du heute.
Achim: Das kann ja gar nicht sein. Ich habe ja noch viel weniger Zeit, weil ich muss ja eben aufs Boot. Verstehst du?
Jochen: Okay, wunderbar. Ja, also sei es drum.
Achim: So.
Jochen: Aus Spaß wird Freude und wir wollen uns damit beschäftigen, wie aus Sorgen Fun wird. Oder wie ich sozusagen aus der Sorge mich zu einer gewissen Sorglosigkeit hin entwickeln kann. Wir haben in der letzten Folge schon darüber gesprochen und fangen wir einfach vielleicht an mit einer Geschichte, die ich sehr empfehlen kann, das ist das Thema „Dankbarkeit“.
Achim: Dankbarkeit?
Jochen: Ja, Dankbarkeit.
Achim: Ja, erzähle uns doch mal was über Dankbarkeit.
Jochen: Dankbarkeit finde ich eine sehr gute Möglichkeit, um die Dinge so an ihren rechten Platz zu rücken. Also wenn ich zum Beispiel sage: „Ach, warum ist dies noch nicht, warum das noch nicht? Und was soll denn hiermit passieren? Und meine Zukunft“ und dann ist es einfach auch eine Möglichkeit, dass man hingeht abends – das macht man idealerweise auch jeden Abend – und einfach aufschreibt im Idealfall, was fünf Dinge sind, für die ich dankbar bin. Und das möchte ich noch dahingehend ergänzen, dass man nicht nur fünf Dinge aufschreibt, für die man dankbar ist, sondern auch noch überlegt, für jede Sache, für die man dankbar ist, warum das wichtig ist und warum das gut ist. Und es ist so, dass wenn man das macht, auch die Umgebung sich tatsächlich ein wenig ändert, dass man plötzlich andere Erlebnisse auch hat. Ja, was sagst du dazu?
Achim: Ich bin so ergriffen.
Jochen: Ich gucke nochmal, ob du schon eingeschlafen bist, Achim.
Achim: Ne, ne. Ich bin noch da.
Jochen: Ach so.
Achim: Ich habe da gerade drüber nachgedacht tatsächlich, weil das ist ja eine Technik, die jetzt für Sorgen oder gegen Sorgen auf jeden Fall sinnvoll ist, aber auch insgesamt wenn man jetzt ein Mensch ist, der sich nicht übermäßig viele Sorgen macht, finde ich diese Technik wirklich sehr, sehr hilfreich.
Jochen: Ja.
Achim: Früher hätte ich das nie gemacht, aber ich muss sagen, dieses Aufschreiben von fünf Dingen an jeden Abend, für die man dankbar gewesen ist an dem Tag, die helfen wirklich ungemein, viele neue Perspektiven zu bekommen und das sind ja auch manchmal so ganz banale. Das müssen ja nicht immer die großen Sachen sein, das können auch die kleinen Dinge sein, für die man dankbar ist. Wenn man anfängt darüber nachzudenken, dann ist es erstaunlich, dass wenn man wollte, könnte man jeden Tag mindestens 20, 30, 40, 50 Sachen aufschreiben, für die man dankbar ist.
Jochen: Echt?
Achim: Wenn man das ein wenig weiterfasst. Ja klar.
Jochen: Also ich tue mir immer auch tatsächlich schwer. Ich habe jetzt hier so ein Büchlein. Ich wollte ein Buch bestellen, so ein kleines Buch, wo ich Sachen reinschreibe, das gut in die Hosentasche passt, aber das ist jetzt halb so groß wie eine Hosentasche. Ich habe das aufgemacht, als ich es bekommen habe und mich total gewundert, dass das so klein ist. Guck mal, das ist irgendwie halb meine Hand groß. Und da schreibe ich tatsächlich jeden Tag die fünf Dinge rein, für die ich dankbar bin.
Achim: Ja.
Jochen: Und du hast vollkommen recht, also dass es eben wichtig ist, dass man guckt, wofür man dankbar ist, auch um sich in einen guten Zustand zu halten. Also es gibt ja einen Zustand, in dem man beispielsweise ist, in dem man sich Sorgen macht und ich finde sozusagen gerade auch so als Unternehmer, dass es wichtig ist, sich zu trainieren und das so ein bisschen als Sport zu sehen, wie ich das schaffe, immer mehr mir keine Sorgen zu machen, oder immer mehr einfach im guten, aufgeräumten, energetisch-hochwertigen sozusagen Zustand mich zu befinden. Also ohne dass man jetzt total frei in der Luft dreht, sondern einfach dass man sagt: „Ja okay, das ist das, was ich erreicht habe, dafür bin ich dankbar“. Und was ich auch total wichtig finde ist, dass man mit diesen positiven Gedanken abends ins Bett geht.
Achim: Ja.
Jochen: Dass man einfach aufgeräumt mit positiven Erlebnissen sich hinlegt, schläft und dann hat man auch eine super Energie, um dann am nächsten Tag wieder durchzustarten.
Achim: Ja, das ist auf jeden Fall wahr. Wenn man mit grüblerischen Gedanken ins Bett geht, mit Sorgen und Nöte und die mitnimmt, dann schläft man erstens häufig schlecht und wacht am nächsten Morgen auch gleich wieder damit auf.
Jochen: Genau. Also das kann natürlich nicht Sinn der Sache sein. Ich denke auch, Angewohnheiten sind ja auch sowas oder Sorgen sind ja auch sowas wie eine schlechte Angewohnheit, ne? Hatten wir letztes Mal darüber gesprochen über die Schauspielerin, die irgendwann aufgehört hat, sich Sorgen zu machen?
Achim: Das kann sein. Weiß ich nicht mehr.
Jochen: Weißt du nicht mehr? Okay.
Achim: Doch, also entweder hast du mir vorher davon erzählt oder währenddessen.
Jochen: Ja, ja, ja. Ich erzähle es einfach nochmal, wenn nicht, ist es gedoppelt. Die hat irgendwann gesagt: „Ich bin jetzt hier und ich kriege irgendwie keinen Job“ und dann hat sie in den Spiegel geschaut und hat sich gesagt: „Mensch, also wenn du so dir Sorgen machst, dann bist du total hässlich im Gesicht, deswegen ist es jetzt wichtig, dass du aufhörst, dir Sorgen zu machen“. Und sie hat von den einen auf den anderen Tag entschieden, sie hört jetzt auf, sich Sorgen zu machen, weil das eben ihrem Aussehen nicht zuträglich ist. Das fand ich auch eine sehr interessante Sichtweise, ja?
Achim: Wenn ich jetzt fies wäre, würde ich sagen, hättest du früher aufgehört, dir Sorgen zu machen, hättest du noch ein paar Haare mehr, Jochen.
Jochen: Ja, das ist nicht schlimm. Ich hab ja total glatte Haut hier und alles, also weil ich eben mir nie Sorgen gemacht habe, ne?
Achim: Ach so.
Jochen: Oder weil ich… Naja egal, das ist ein anderes Thema.
Achim: Ich würde auch sagen, jetzt vertiefen wir mal nicht weiter.
Jochen: Ja. Das ist ein anderer Podcast, ne?
Achim: Genau.
Jochen: Das ist hier „Beauty bei Jochen“ so. Das ist ein anderes Thema.
Achim: Ja, auf den Podcast bin ich auch schon mal ganz gespannt.
Jochen: Ja genau.
Achim: Aber wir sind ja bei den Sorgen.
Jochen: Wir sind bei den Sorgen und auch so ein bisschen bei der schlechten Angewohnheit, sich Sorgen zu machen. Und letztendlich ist es so, es ist schwer, sich schlechte Angewohnheiten abzugewöhnen.
Achim: Ja, also das ist tatsächlich so, dass das Beispiel ganz gut ist mit den Sorgen und den Angewohnheiten, denn man kann tatsächlich ein Stück weit das ja auch und nein, es stimmt nicht, nicht ein Stück weit, man kann das sogar sehr gut trainieren.
Jochen: Ja.
Achim: Wenn man sich Sorgen macht oder eben auch keine Sorgen macht.
Jochen: Ja.
Achim: Denn man kann ja auch trainieren, wie man mit seinen Sorgen umgeht.
Jochen: Richtig. Ich glaube, das ist dann einfach, vielleicht schafft es der eine oder andere nicht, sich keine Sorgen zu machen, aber vielleicht ist es eine Möglichkeit, zu überlegen, was denn Aktion 1 ist, die ich mache, wenn ich mir Sorgen mache. Was ist das erste, was ich mache, wenn ich mir Sorgen mache? So etwas wie ein Notfallplan, ja?
Achim: Ja.
Jochen: Also zum Beispiel war ich in früheren Zeiten extrem ein sehr jähzorniger Mensch auch und dann habe ich einfach geguckt: Okay, was ist das erste, was du machen kannst, wenn das aufkommt? Und das ist vielleicht, einfach rauszugehen und erstmal spazieren zu gehen an der frischen Luft und dann wird es wieder besser, ja? Und da ist es genauso. Was wäre das erste, was du tun würdest, wenn du dir Sorgen machst?
Achim: Naja, ich glaube, das erste was passieren muss ist, dass man sich dessen bewusst wird überhaupt erstmal.
Jochen: Okay.
Achim: Weil ich finde, dass es häufig so ist, man macht sich so Sorgen, die manchmal auch gar nicht so richtig definiert sind und man fühlt sich schlecht. Man läuft sorgenvoll durch die Gegend, so will ich es mal formulieren.
Jochen: Okay.
Achim: Und dann ist für mich so das erste, wenn ich mich dabei erwische, das mir irgendwie bewusst zu machen und zu sagen: „Stopp mal, warum bin ich denn jetzt überhaupt in so einer sorgenvollen Stimmung?“. Das steigert sich ja manchmal dann auch und das dann auch ganz aktiv zu durchbrechen und zu sagen: „Moment mal, was konkret ist das?“. Das erstmal genau zu identifizieren. Ist das jetzt eine konkrete Sache oder – so ist es zumindest auch bei mir häufiger – das ist eher so etwas teilweise auch Unkonkretes, dass es mehrere verschiedene Dinge sind. Da gibt es also verschiedenste Dinge, über die man sich strenggenommen Sorgen machen könnte, ja? Und dann ertappe ich mich dabei, dass ich das auch tue, so im Unterbewusstsein das mit mir rumschleppe und darauf rumgrüble und dann sage ich erstmal ganz aktiv: „Okay, ich stopp jetzt, ich will da jetzt erstmal damit aufhören“.
Jochen: Ja.
Achim: Um mir bewusst zu machen, was für Dinge das überhaupt sind. Also schon für mich auch eine Analyse zu machen, was genau jetzt überhaupt dazu geführt hat, dass ich mir über diese Themen jetzt Sorgen mache und da genauer hinzuschauen. Also einfach sozusagen so einen Scheinwerfer auf die einzelnen Sorgen zu richten.
Jochen: Okay.
Achim: Und dann ist schon der erste Effekt, wenn ich meinen innerlichen Scheinwerfer darauf richte, dass einige schon irgendwie verschwinden, weil ich es dann gar nicht so richtig nachvollziehen kann, warum das eigentlich so gewesen ist, weil ich dann denke, an sich strenggenommen macht das gar keinen Sinn oder jetzt ist es keine wirkliche Bewandtnis.
Jochen: Ja.
Achim: Das ist einfach so im Kopf entstanden.
Jochen: Ja.
Achim: Und dadurch reduzieren sich ja schon bestimmte Sorgen.
Jochen: Ja, ich bin schon wieder sehr fasziniert, Achim, über Achims Scheinwerfertaktik.
Achim: Das ist cool, ne?
Jochen: Das ist geil, ja. Eine Frage an dich: Fällt es dir leichter, da selber drüber nachzudenken, oder fällt es dir leichter, wenn du mit jemand drüber sprichst?
Achim: Ja, prinzipiell fällt es mir schon leichter, wenn ich mit jemanden darüber spreche, aber ich denke, neben dem, dass das wichtig ist, es auch wichtig ist, dass man selbst sich reflektieren kann dann und dass man da aufwacht aus diesem Moment und auch zumindest ein Großteil dieser Sorgen schon versucht, auch ein Stück weit erstmal selbst für sich zu lösen, ja? Also es soll jetzt keine Aufforderung sein, seine Sorgen alle selber zu lösen, aber es kommt eben auch so ein bisschen auf die Art der Sorgen natürlich an, also was das jetzt ist. Das sind häufig ja so diffuse Sachen, die einem Sorgen machen. Das sind viele verschiedene Kleinigkeiten, die sich jetzt zu etwas Großen herantürmen. Oder es ist eben auch die eine große Sorge, sei es die Sorge um den Job, oder sei es die Sorge um einen Auftrag oder die Sorge um die Gesundheit, was auch immer das eben dann ist. Und in diesen Dingen, wo es ein bisschen gewichtiger ist, würde ich schon immer dazu tendieren, mich da mit jemandem auszutauschen.
Jochen: Würdest du das so beschreiben, dass Sich-Sorgen-Machen eher so ein Ding ist und dass man, bevor man das analysiert hat, in so einer Art „Sorgenchaos“ ist? Könnte man das so beschreiben?
Achim: Ich weiß nicht, ob es im Sorgenchaos ist. Ich würde es vielleicht als…
Jochen: Unstrukturierter Gedankenprozess vielleicht.
Achim: Ja, so ein Sorgenstrudel. Also nenne es, wie du willst, ja?
Jochen: Ja, ja.
Achim: Da kommt ja eins zum anderen häufig.
Jochen: Ja.
Achim: Also man schafft es ja, sich auch sehr gut spiralartig da runterzudrehen, ja? Also diese berühmte Abwärtsspirale. Man hat irgendwie ein schlechtes Erlebnis morgens und das kann ja schon losgehen auf dem Weg und vor einen kommt einer nicht in die Hufe und die können heute alle wieder nicht Autofahren. Dann kommt man in die Firma, dann ist irgendwie Mitarbeiter XY krank. – Habe ich es doch gewusst, der ist schon wieder krank. Dann wird der eine Auftrag nichts. – Habe ich doch gewusst, dass das nichts wird. Also so kann man sich hervorragend da reinsteigern, nur die negativen Dinge sehen zu wollen.
Jochen: Okay.
Achim: Und deshalb ist es ja eben so wahnsinnig wichtig, auch zu sagen, was jetzt positiv ist. Oder selbst wenn schlechte Dinge passieren, sich zu hinterfragen, was jetzt positiv daran ist.
Jochen: Okay.
Achim: Und das ist häufig ja etwas, was total schwierig ist, aber auch eine wahnsinnig gute Technik, finde ich. Denn häufig ist es schon so, dass bei allem was negativ ist, ich will nicht sagen „immer“, aber doch in den überwiegenden Fällen es immer auch irgendeinen positiven Aspekt haben kann. Der ist nicht immer sofort erkennbar, aber wenn man darüber nachdenkt, wird es den geben.
Jochen: Ja. Sehr schön fand ich, was du auch vorhin gesagt hast, das finde ich, das trifft es dort auch sehr gut – sich einfach selber ganz laut „Stopp“ zuzurufen.
Achim: Ja.
Jochen: Also das hat mir eine Zeitlang immer sehr geholfen, als ich in sehr privaten tiefen Sorgen auch mich vergraben hatte und dann immer dann, wenn man sich Sorgen macht, man hat ja immer diese wiederkehrenden gleichen Gedanken, ne? Die wiederholen sich ja immer und man sagt: „Was mache ich denn? Mache ich das so oder mache ich das so?“ und dann einfach zu sagen „Stopp“, ne?
Achim: Ja.
Jochen: Was auch durchaus funktionieren kann und was für mich auch sehr gut funktioniert hat war, wenn man jetzt wiederkehrende Gedanken hat – „Wie mache ich das?“ – einfach die aufzuschieben und ich habe das dann so gemacht und gesagt: „Ich treffe jetzt einfach keine Entscheidung, was das betrifft, bis ich das nächste Mal mit Achim gesprochen habe“. Zum Beispiel in einer Mastermind-Gruppe, ja? Einfach um so ein Stopp zu sagen, weil ich kann es jetzt eh nicht entscheiden und jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, ich komme immer wieder auf den gleichen Mist.
Achim: Ja.
Jochen: Und das finde ich auch eine sehr gute Taktik.
Achim: Das ist richtig, zumal also mir geht es häufig so, dass ich mir Sorgen über Dinge mache, wo ich noch gar nicht alle Parameter kenne, wo ich versuche, also immer schon den zweiten, dritten, vierten, fünften Schritt in die Zukunft zu planen. „Wenn das, dann das, wenn das jetzt passiert, könnte das passieren“ et cetera.
Jochen: Ah.
Achim: Und da kommt man ganz schnell natürlich in Bereiche, wo es so viele Unwägbarkeiten gibt oder so viele Parameter, die natürlich auch noch völlig anders sich entwickeln können, dass irgendwann man sagen muss: „Okay, dieses permanente In-die-Zukunft-Denken macht auch nur begrenzt Sinn – der Tag findet heute statt“, ja?
Jochen: Ja.
Achim: Also heute passiert das Leben, nicht morgen oder übermorgen. Das ist etwas, was ich immer wieder versuche, auch mich dann so ein bisschen runter zu regulieren, wenn ich dann schon die Szenarien, was dann irgendwie in zwei Jahren daraus erwachsen könnte (also übertrieben formuliert jetzt mal), in Gedanken durchspiele und da auch für mich zu sagen: „Stopp, das ist einfach eine Zukunft, die ist noch nicht geschrieben und da gibt es auch noch viel zu viele Parameter, die sich da ändern können, als dass das jetzt ernsthaft Sinn macht, sich damit zu beschäftigen“.
Jochen: Okay. Und da hattest du auch ein interessantes Beispiel genannt. Also wenn jetzt deine Tochter oder meine Tochter zum Beispiel mit einer schlechten Note nach Hause käme.
Achim: Ja richtig. Also das geht genau in diese Richtung. Also jetzt kann ja folgendes passieren, also deine Tochter kommt jetzt mit einer schlechten Note nach Hause und dann fängt das an: „Oh je, die hat eine schlechte Note geschrieben. Was bedeutet das? Ja, wenn die jetzt eine schlechte Note schreibt, wenn die weiterhin schlechte Noten schreibt, dann wird sie es mit der Schule ja womöglich nicht schaffen, dann muss sie es womöglich wiederholen, womöglich wird sie ihr Abitur nicht schaffen. Wenn sie ihr Abitur nicht schafft, kann sie nicht studieren, wenn sie nicht studiert, wird sie keinen richtigen Job bekommen“. Also das kann man sehr, sehr weiterspinnen, ja? Das heißt, also diese Gedanken können alle kommen, wenn man sagt: „Oh Gott, jetzt schreibt meine Tochter irgendwie eine schlechte Note“.
Man kann aber auch schlicht und ergreifend sagen: „Okay, das ist jetzt heute passiert, sie hat die schlechte Note geschrieben, oder das Ergebnis ist jetzt heute da. Was heißt das? Sie muss in diesem Fach unterstützt werden. Punkt“. Das heißt, das ist das, was daraus folgt, ja? Es ist keine Sorge, es ist auch kein Problem, es ist jetzt einfach mal eine Tatsache, die jetzt in dem Moment da ist. Diese schlechte Note ist da, was mache ich jetzt daraus? Wie drehe ich das jetzt positiv um, ohne mir Gedanken zu machen, was das alles bedeuten könnte und ob sie den Stoff womöglich mal perspektivisch auch nicht schaffen könnte. Und ich sage: „Okay, hier ist eine schlechte Note, also muss offensichtlich Unterstützung her, damit es besser wird“.
Jochen: Ja.
Achim: Und da kann ich mit umgehen und das kann ich entweder selber machen oder Nachhilfe, was auch immer.
Jochen: Und das Schöne ist dann ja auch, ich habe dann eine Aufgabe, ne? Ich kann mich darum kümmern, zu sagen: „Okay, wie kriegen wir das jetzt hin?“. Also ich habe sozusagen meinen Geist wieder darauf fokussiert, etwas zu lösen.
Achim: Ja, es ist die Lösung. Genau.
Jochen: Ja.
Achim: Es ist nicht irgendwie das Problem, sondern es ist die Lösung.
Jochen: Ja.
Achim: Die eben da ist. Ja und wenn die nächste Note wieder schlecht ist, okay, dann mache ich mir Gedanken darüber, aber auch nicht im ersten Step Sorgen, sondern sage: „Okay, dann war die Nachhilfe offensichtlich nicht in der Form, wie sie hätte sein sollen. Also was kann ich an dieser Nachhilfe oder an dem, was ich verändert habe zum vorherigen Mal, was kann ich besser machen?“.
Jochen: Okay.
Achim: Oder wenn ich jetzt nur sage oder du jetzt nur sagen würdest zu deiner Tochter: „Oh, das war jetzt aber schlecht, dass du eine schlechte Note geschrieben hast, nächstes Mal musst du besser werden“ und damit entlässt du sie, dann musst du dich im Zweifelsfall natürlich nicht wundern, wenn das nächste Mal das Ergebnis ein ähnliches ist.
Jochen: Da fand ich übrigens was interessant, was jetzt zwar ein bisschen abführt, aber ich fand es trotzdem eine sehr interessante wissenschaftliche Studie, die herausgefunden hat, dass wenn Tiere bestraft werden, sie nicht so gut lernen, wie wenn sie belohnt werden.
Achim: Ja.
Jochen: Und man hat das dann auch übertragen auf menschliches Verhalten und auch dort festgestellt, dass es auch ganz genauso ist. Das heißt, dann meine Tochter zu bestrafen und zu sagen, jetzt kriegst du erstmal Hausarrest (was wahrscheinlich auch bei einer Note von einer Tochter, die jetzt, sage ich mal, schon fast volljährig ist, auch völlig unsinnig ist), das macht dann auch nicht wirklich Sinn.
Achim: Ne. Es gibt übrigens ja diesen schönen Spruch, ich glaube, der ist sogar von Tony Robbins oder ursprünglich von ihm, das weiß ich nicht. Jedenfalls: Es gibt ja nur zwei Dinge, warum der Mensch sich irgendwie bewegt und zwar entweder um Schmerz zu vermeiden oder um Freude zu erlangen. Da ist die Motivation; entweder willst du Schmerz vermeiden oder Freude erlangen. Und die bessere Motivation ist natürlich immer die, Freude erlangen zu wollen.
Jochen: Absolut, absolut. Das kann man genauso sehen. Genau, würde ich auch so sehen. Ja, wie ist das denn, also ich finde das sehr schön, was du da beschrieben hast, weil du hattest auch einen Punkt genannt, der so ein bisschen die Prämisse hat, im Hier und Jetzt zu leben, also im Hier und Jetzt zu sein.
Achim: Ja.
Jochen: Wenn wir jetzt das mit der Note zum Beispiel sehen, ist das ja eigentlich auch eine Geschichte, die genau dieses Phänomen hat, ne? Ich meine, also es gibt eigentlich zwei Aspekte dabei und das eine ist, mich aufs Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Achim: Ja.
Jochen: Und dann auch auf die eine Sache.
Achim: Ja.
Jochen: Also beides ist da sozusagen drin, ne? Dass man immer alles Schritt für Schritt macht. Dass man sagt, manchmal ist es ja so, man ist dann überwältigt von den ganzen Dingen, die man tun muss, von den ganzen Dingen, die nicht funktionieren, von den ganzen Ungereimtheiten, von den ganzen Dingen in der Zukunft, die sein könnten und was immer sehr, sehr stark hilft, ist dort sehr konkret zu sein, ne? Dass man halt hingeht und sagt: „Okay, was kann ich denn jetzt genau tun und was ist denn jetzt genau die eine Sache, die ich dafür tun kann?“.
Achim: Genau. Und was liegt auch jetzt in meinem Einflussbereich?
Jochen: Genau.
Achim: Das finde ich auch immer sehr wichtig. Also weil das ist, wenn man es jetzt auf ein Projekt überträgt und ich sage, „Okay, wenn ich dieses Projekt nicht bekomme, was bedeutet das womöglich in der Zukunft?“, ja? Ach so, der Herr Metzger telefoniert zwischendrin nochmal eben. Ich habe dich gerade verpetzt.
Jochen: Du hast mich verpetzt, dass ich telefoniere?
Achim: Genau.
Jochen: Ja, ich meine, das war meine Tochter tatsächlich.
Achim: Ach so. Die hat wohl was gehört.
Jochen: Ja, ja genau.
Achim: Sie hat jetzt nicht über schlechte Noten berichtet, oder?
Jochen: Ne, ne, das ist alles super bei ihr.
Achim: Gut. Ja. Ja, was ich sagen wollte, habe ich natürlich jetzt vergessen, weil du mich aus dem Konzept gebracht hast und ich so geschockt war, dass du plötzlich ans Telefon bist.
Jochen: Ja, das ist Podcast live wie bei Tim Ferriss der Running Gag, ne?
Achim: Okay, ja.
Jochen: Also Achim, wir müssen jetzt mal weitersprechen.
Achim: Genau, dein Lieblingsgag.
Jochen: Ja, das ist mein Lieblingsgag. Der ist so blöd, dass keiner lacht, aber ich find den trotzdem cool.
Achim: Ja.
Jochen: Ich kann da richtig drauf abfeiern, du.
Achim: Wenigstens einer. Machst du dir keine Sorgen darüber, dass andere womöglich nicht darüber lachen können?
Jochen: Ne, in keinster Weise. Also ich bin zum Beispiel auch jemand, der… Ne, das sage ich jetzt nicht. Okay, weiter im Text.
Achim: Ich habe meinen Faden jetzt verloren, jetzt müssen wir zurückspulen. Machen wir nicht.
Jochen: Ist überhaupt kein Thema, also es ging um das Thema im Hier und Jetzt, genau.
Achim: Genau, wir sind ja im Hier und Jetzt und das haben wir nun eben schon beleuchtet. Und was ich ja ganz spannend finde, ich weiß nicht, wer das konkret alles gesagt hat und wo das so herkommt, aber ich fand das noch ganz spannend. Ein Ausspruch, den ich immer irgendwie wiedergeben: Mit den Sorgen ist das so eine Sache, denn 40% sind Dinge, die nie geschehen werden.
Jochen: Aha, okay.
Achim: Der Sorgen, die wir uns machen. 30% sind vergangen und können sowieso nicht mehr geändert werden, ja? Über die man sich im Nachhinein noch Gedanken macht. Auch sehr beliebt hier. 12% sind unnötige Sorgen über die Gesundheit. 10% sind nebensächliche Sorgen über Unwichtiges.
Jochen: Ja.
Achim: Kennt, glaube ich, auch jeder. Und 4% sind Sorgen über Dinge, die ich gar nicht ändern kann.
Jochen: Ja.
Achim: Ja? Weil sie einfach gegeben sind. Und nur 4% sind Sorgen über Dinge, die ich selbst wirklich beeinflussen kann. So, wenn man das jetzt also glauben mag, dann haben wir 96% an Sorgen, die wir uns nicht zu machen brauchen.
Jochen: Okay. Das ist super.
Achim: Das heißt also letztendlich, von dem was man so den ganzen Tag irgendwie grübelt, wird ein Großteil nie wirklich ein Thema sein, weil es entweder nie eintreten wird, ich es nicht ändern kann, es nebensächlich ist oder sonstige Gründe.
Jochen: Richtig, genau. Und dass es das Schöne ist, dass das schon der Faktor 25 ist, dass ich quasi schon den 25. Teil davon weglassen kann oder 25. Also wie du sagst: 96%. Ich weiß nicht, wie man es jetzt noch besser ausdrücken kann. Und das finde ich daran sehr, sehr faszinierend, ne?
Und was auch Menschen oft machen, oder was ich auch sehr viel gelesen habe bei Dale Carnegie ist, dass man die Möglichkeit hat, mit statistischen Werten heranzugehen und zu fragen, wie oft das denn jetzt eigentlich passiert ist.
Achim: Ja.
Jochen: Also zum Beispiel wenn man im Flugzeug fliegt, wie viele Leute sind denn jetzt im letzten Jahr überhaupt abgestürzt und wie wahrscheinlich ist das denn jetzt, dass ich abstürze mit dem Flugzeug?
Achim: Ja.
Jochen: Ne? Und das hilft auch, die Dinge so ein bisschen ins rechte Licht zu rücken, um das Ganze auch ins Verhältnis zu bringen.
Ja, ja, ja, wie wahrscheinlich ist das? Achim, haben wir noch irgendwas, was wir noch gerne hinzufügen möchten?
Achim: Ich denke, uns würde bestimmt noch das ein oder andere einfallen, aber ich glaube, da es jetzt auch schon die zweite Folge zu dem Thema ist, hoffe ich, dass wir so ein bisschen was mitgeben konnten bis dato, um das Thema Sorgen und sich Sorgen machen vielleicht ein wenig in ein anderes Licht zu rücken. Und wie immer sind wir natürlich dankbar für Anregungen.
Jochen: Absolut. Und wenn jemand sagt: „Ey cool, aber ich hab da eine Methode, die habt Ihr noch gar nicht erwähnt, oder ich hab das so gemacht“, dann freuen wir uns ganz, ganz sehr darauf oder freuen wir uns sehr darauf, davon zu hören und auch davon zu berichten. Und wir freuen uns natürlich auch immer darauf, wenn jemand sagt: „Was ich da bei Euch gehört habe, das und das habe ich angewendet, das hatte den und den Effekt, das hat mir das und das gebracht“. Ganz super Geschichte. Ich hoffe, wir haben demnächst auch einen Gast, von dem wir das tatsächlich wissen, dass das so ist, über den wir vorhin gesprochen haben. Das bleibt jetzt aber geheim, wer das sein könnte.
Achim: Uh, uh.
Jochen: Sozusagen. Ja, in diesem Sinne, Achim, gibt es irgendwas, was wir noch unseren lieben Zuhörern mit auf den Weg geben wollen?
Achim: Ja, wie heißt es so schön mit Dale Carnegie? Sorge Dich nicht – lebe!
Jochen: Ja, das ist das eine. Und das zweite, was ich noch sehr schön finde: Das Problem ist nicht das Problem, sondern das Problem ist, was ich über das Problem denke.
Achim: Das ist auch nochmal ein sehr schöner philosophischer Abschluss.
Jochen: Absolut. Und in diesem Sinne wünsche ich Euch eine wundervolle Woche dort draußen. Und denkt daran: Du hast das Recht glücklich zu sein! Bis zur nächsten Woche.
Achim: Bis zur nächsten Woche.