[Gespräche] Episode 36 – Ich kann alles!

Jochen: Achim. Ich habe was ganz Spannendes über Dich erfahren.
Achim: Was denn?
Jochen: Ich habe gehört, dass Du jemand bist, der alles kann.
Achim: Ach echt? Ja?
Jochen: Ja.
Achim: Das ist toll.
Jochen: Das ist super. Und damit auch Ihr da draußen das alles nochmal nachlesen könnt, was Achim alles genau kann, haben wir natürlich wieder einen Link vorbereitet: unternehmer.link/36, wo Ihr diese Aufzeichnung nochmal schön abgetippt von Corona erhaltet als PDF zum Downloaden.

Ja, das ist unser Thema: „Ich kann alles“. Aber es war natürlich ein bisschen schmunzelnd gemeint. Ich weiß zwar, dass du super kochen kannst.
Achim: Ja, können wir abkürzen.
Jochen: Super genial Schuhe putzen, dass du Garagenschlösser anbringen kannst, Zäune bauen, Häuser bauen, Terrassen fliesen. Ich habe dich neulich gesehen, da standst du draußen, wo sie die neue Brücke gebaut haben und so weiter.
Achim: Ja, ja. Das war alles ich, genau.
Jochen: Das warst du, genau. Ja. Also das ist wie Redundanz, ne? In der IT sagt man Redundanz. Redundanz heißt, dass man gleichzeitig in zwei Flugzeugen sitzt, ne?
Achim: Ja.
Jochen: Das ist so ein bisschen das „Ich bin auf allen Hochzeiten gleichzeitig“, ne?
Achim: Ja gut, das Gefühl, in zwei Flugzeugen gleichzeitig zu sitzen, hatte ich auch schon mal.
Jochen: Das hattest du auch schon mal? Aber während eines Traums oder in echt?
Achim: Nein. Das war eher dem Umstand geschuldet, dass ich das Gefühl habe, ich sitze eigentlich nur in Flugzeugen, aber anderes Thema. Ja, ich kann alles.
Jochen: Ja.
Achim: Du hast das ja so ketzerisch eben gesagt, weil ich dir vorhin von einer Situation erzählt habe, die mir heute passiert ist.
Jochen: Ja. Ja genau und da bin ich jetzt ganz gespannt, weil wir haben ja nur kurz drüber gesprochen. Und was ist denn heute passiert, Achim? Was ist denn heute bei dir los?
Achim: Ja, heute ist tatsächlich eine Menge los. Also es ging ja schon mal damit los, dass ich heute morgen eigentlich gar nicht ins Büro kommen wollte, weil ich dachte, ich bleibe mal zuhause heute, habe mich dann aber spontan entschieden, doch ins Büro zu fahren, weil ich dachte, da bin ich im Zweifelsfall etwas fleißiger. Ja und dann sind ein paar Dinge hier auf mich eingeprasselt.
Zum einen ist heute ein Tag, wo sowieso relativ viele Mitarbeiter nicht da sind, also sei es Urlaub, sei es sonstige Veranstaltungen, Aktivitäten, also es ist recht leer bei uns. Und ich war kaum hier, da kam ein Mitarbeiter zu mir aus einem sehr traurigen Anlass, denn der hatte gerade erfahren, dass es in seiner Familie einen Todesfall gegeben hat. So, daraufhin habe ich diesen Mitarbeiter dann natürlich direkt nach Hause geschickt, damit er sich sammeln kann im Kreise seiner Familie und hatte dann aber das Problem, dass aus dem Team, dem er zugehörig ist, keiner mehr da war, weil er war nämlich an dem Tag eigentlich der einzige.
Jochen: Okay.
Achim: Der heute die Stellung halten sollte und der eben auch ein Überblick hat über die Projekte und was eben unbedingt noch zu erledigen ist, da ja das Wochenende naht und am Wochenende immer relativ viele Veranstaltungen stattfinden. Ja, damit stand ich da und in dem Moment wurde mir klar, dass ich wenig tun kann, also sprich, ich kann in dem Projekt nicht helfen, weil ich von dem Projekt keine Ahnung habe.
Jochen: Okay.
Achim: Und das hat dazu geführt, dass ich eben einen Plan brauchte: „Was kann ich jetzt tun?“.
Jochen: Aber das ging ja noch weiter, ne? Das heißt, es war nicht nur dieser eine Mitarbeiter sozusagen, den hast du nach Hause geschickt, sondern du hast mir auch gesagt, okay, ein anderer Mitarbeiter war krank, den nächsten, den du angerufen hast, saß gerade mit seinem Sohn auf der Rettungsstation, weil da irgendwas passiert war.
Achim: Ja.
Jochen: Also es war sozusagen das reinste Chaos, könnte man sagen, was da sozusagen war und die Frage ist jetzt…
Achim: Ja, das ist richtig. Also den einen nach Hause geschickt, der anderen Mitarbeiter, das habe ich dann erst im Nachhinein erfahren, das ist richtig, die sollte eigentlich kommen, die war aber auch, hatte sich irgendwie krank gemeldet, was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste. Ein weiterer Mitarbeiter, den ich normalerweise reaktiviert hätte, der hatte sich für heute eigentlich freigenommen und als ich den angerufen habe, um ihn zu informieren, also den Projektleiter, sagt er, „Ich sitz in der Notaufnahme mit meinem Sohn, da gibt es Schwierigkeiten“. Und eine weitere Mitarbeiterin, wie gesagt, hatte heute auch frei. Und damit waren alle verfügbaren Menschen für mich erstmal verloren (für dieses Projekt zumindest). Also alle Menschen, die in diesem Projekt jetzt was tun können, waren verloren.
Jochen: Ja. Ja, jetzt ist natürlich die große Preisfrage: Wie bist du damit umgegangen? Also ich tippe mal darauf, dass du deinen Supermannanzug angezogen hast, diesen blauen, den du im Schrank hängen hast und mit dem roten Tüchlein noch drum, ne?
Achim: Ja, ja.
Jochen: Wo das große A. für Achim Supermann draufsteht und dann hast du das mal eben alles gemanagt.
Achim: Ja, leider war der Anzug gerade in der Reinigung.
Jochen: Ach so.
Achim: Deshalb konnte ich den nicht anziehen, also die Option fiel weg. Nein, was habe ich getan? Und so sind wir auch zu unserem heutigen Thema gekommen „Ich kann alles“, was natürlich nicht der Fall ist und ich in dem Projekt selber wenig helfen konnte oder könnte und das auch, selbst wenn ich die Zeit hätte, das nicht übernehmen könnte. Weil ich eben den aktuellen Status nicht kenne und ich nicht weiß, was da zu tun ist, habe ich überlegt, was ich eben tun kann, was möglich ist und das habe ich ja eben schon im Gespräch mit dir kurz erwähnt, ich habe also versucht, verschiedene Hebel in Bewegung zu setzen. Also Punkt 1: Ich habe den Projektleiter angerufen, der frei hat, der wie gesagt in der Notaufnahme gerade saß, der aber und das ist natürlich ganz entscheidend, als hochmotivierter Mitarbeiter sagte, okay, er wird zumindest mal zwei/drei Telefonate führen können oder auch mal eine E-Mail empfangen können, zum einen. Zum anderen wollte er mit der anderen Mitarbeiterin, die eben krank zu Hause ist, kurz mal sprechen, inwiefern wie krank sie denn ist, wie wenig sie einsatzbereit ist, mit dem Ergebnis, dass diese Mitarbeiterin sich berappelt hat und eine Stunde später hier im Büro saß…
Jochen: Wahnsinn, ja.
Achim: …um sich der Aufgaben anzunehmen. Und habe einen weiteren freien Mitarbeiter von uns, der aber diese Projekte in der ähnlichen Art schon mal betreut hat, kontaktiert, der auch sofort bereit war, einzuspringen und so habe ich im Prinzip mein Notfallprogramm anlaufen lassen. Und wir haben natürlich versucht, also alles was an telefonischen Dingen reinkommt, auf eine Mitarbeiterin in einem anderen Team umzuleiten, die dann wiederum versucht, alles, was nicht unbedingt heute gemacht werden muss, um Verständnis zu bitten, dass das eben auf die nächste Woche vertagt wird und dass wir da also auch ein bisschen Entlastung schaffen und nur wirklich die Dinge auflaufen, die heute tatsächlich unbedingt erforderlich sind. Ja und das Ganze war im Endeffekt dann auch in tatsächlich 20 Minuten erledigt.
Jochen: Wahnsinn. Also Hut ab. Ich ziehe schon mal meinen virtuellen Hut vor dir. Das finde ich, das ist doch alles gut gelaufen, ne?
Achim: Ja, ich glaube, also ich ziehe viel mehr den Hut vor meinem Team, muss ich ganz ehrlich sagen.
Jochen: Das ist auch die richtige Antwort, auf die ich gewartet habe.
Achim: Ich habe das Stichwort Gott sei Dank erkannt. Weil natürlich, also ist ja schön, dass ich jetzt das strukturiere und organisiere, aber natürlich funktioniert das nur, wenn die Leute drum herum, die das betrifft, entsprechend bereit sind, sich da eben einzusetzen. Und das bringt uns ja wieder dazu, wie wichtig das Thema der richtigen Mitarbeiter ist und das sagt mir auch, dass meine Kriterien oder mein Hauptkriterium, nämlich dass ich die Einstellung des jeweiligen potentiellen Mitarbeiters, auch wenn ich jetzt jemand neu suche, vor die fachlichen Skills setze. War für mich heute wieder so ein Beweis dafür, ja?
Jochen: Aber wie machst du das im Einstellungsgespräch? Sind das Fragen, die du stellst? Ist das ein Gefühl, was du hast? Wie ist da deine Einschätzung, wie kommt das, dass du dich für diesen Mitarbeiter entscheidest, wo du sagst, das passt irgendwie vom Persönlichkeitstyp her besser? Wie passiert das?
Achim: Das ist ein total gutes Stichwort, weil wenn ich das jetzt anfange zu erzählen, haben wir eine neue Folge unseres Podcasts, beziehungsweise würden den Rahmen sprengen.
Jochen: Ja, ist doch super, dann machen wir Cliff-hanger. Machen wir Cliff-hanger und sagen, „Achim, super, super Thema“.
Achim: Genau, machen wir einen Cliff-hanger an der Stelle, denn das ist wirklich spannend. Ich habe gerade vor zwei Tagen nämlich einen Unternehmer hier sitzen gehabt, der mich besucht hat hier und dem ich genau das erklärt habe, wie wir das tun und wie ich dazu komme, am Ende hoffentlich die richtigen Mitarbeiter zu finden.
Jochen: Grober Fehler, Achim. Grober Fehler. Da hätten wir gleich eine Podcast-Aufzeichnung draus machen könne, ne? Mit ihm zusammen.
Achim: Das stimmt, ich erzähle es aber gerne auch nochmal.
Jochen: Ach so, okay. Ja gut, das hätte ich wahrscheinlich gemacht.
Achim: Nein, aber die nächste Folge ist hiermit festgelegt, würde ich sagen.
Jochen: Okay, okay.
Achim: Erzähle ich, wie ich denke, die richtigen Mitarbeiter finden zu können. Die schlechte Nachricht: Es funktioniert nicht in 100% der Fälle. Soviel kann ich preisgeben.
Jochen: Ja, wahrscheinlich 50%, ne?
Achim: Naja, mehr als 50% sind es dann schon, aber wie gesagt, mehr dazu beim nächsten Mal. Um nochmal zurück zu unserem Thema zu kommen „Ich kann alles“, war das natürlich eine Voraussetzung. Also hätte ich das nicht gehabt, hätte ich diese Mitarbeiter jetzt nicht gehabt, dann hätte ich das heute so nicht lösen können und die Wahrscheinlichkeit, dass einiges in die Hose geht, weil wie gesagt bei uns zum Wochenende hin, der Freitag ist nicht ruhig und bei uns ist auch nicht „ab eins macht jeder seins“, sondern an einem Freitag ist bei uns viel los auf Grund anstehender Wochenendveranstaltungen, gerade jetzt im Frühling und Sommer.
Jochen: Jetzt stelle ich dir mal eine Frage, Achim: Warum kannst du das nicht machen? Warum kannst du dich nicht hinsetzten und kannst das alles selber machen?
Achim: Ja, das ist eine ausgezeichnete Frage. Ich könnte jetzt sagen, weil selbst ich meine Grenzen habe.
Jochen: Ne, ich will jetzt nicht fragen, ich möchte dich jetzt nicht… Also ich möchte es letztendlich auf eine ganz einfache Ebene bringen. Was fehlt dir an Informationen und was fehlt dir am Wissen in diesem Moment, um so eine Tätigkeit zu machen?
Achim: Ja, also insgesamt gibt es (ich will es mal etwas weiter fassen) natürlich eine Reihe von Positionen, also was heißt „natürlich“, es gibt eine Reihe von Positionen bei uns im Unternehmen, da fehlt mir schlicht und ergreifend die Fähigkeiten und die Fertigkeiten, also beispielsweise graphische Sachen oder ähnliches oder auch IT-Dinge, da habe ich schlicht und ergreifend keine Ahnung davon, könnte ich also auch nicht machen, selbst wenn ich es wollte. In diesem Fall ist es so, da ich natürlich früher selber die Projekte am Anfang bearbeitet habe, könnte ich grundsätzlich diese Projekte bearbeiten, aber mir fehlen schlicht und ergreifend die Informationen. Auch die könnte ich sicherlich zu einem Großteil aus unserem, sage ich mal, System herausbekommen, weil wir das ja alles dokumentieren, aber in der Summe ist das einfach, würde das den Rahmen einfach völlig sprengen, als dass ich innerhalb so kurzer Zeit in der Lage wäre, mich da irgendwie rein zu fummeln und das für den heutigen Tag zumindest zu retten. Wäre schlicht und ergreifend auf Grund auch der Komplexität nicht möglich.
Jochen: Verstehe.
Achim: Und es ist auch ehrlich gesagt nicht mein Ziel.
Jochen: Ja.
Achim: Weil da sind wir ja gerade dabei „Ich kann alles!“ und da schwenken wir vielleicht mal so ein bisschen auch über. Also ich für meinen Teil habe schon vor langen Jahren aufgegeben, im Unternehmen alles können zu wollen.
Jochen: Ja, gehen wir vielleicht einfach mal an diesen Punkt zurück. Also du hast jetzt dein Unternehmen aufgebaut beziehungsweise hast einige Mitarbeiter und was war da ein entscheidendes Ereignis für dich, um zu sagen, „Ich kann eben nicht alles“, beziehungsweise wie hast du es davor gehandelt?
Achim: Ja, davor, das ist ganz witzig oder eigentlich auch nicht, denn davor war es so, dass ich schon versucht habe, alles im Überblick zu behalten. Also A) war unsere Dienstleistung nicht so komplex, das heißt, theoretisch gesehen hätte ich auch, wäre ich auch in der Lage gewesen, sämtliche Positionen auch auszufüllen mit meinen Fähigkeiten. Das hat sich im Laufe der Zeit verändert, weshalb irgendwann der Punkt natürlich sowieso kommen musste, wo ich das nicht mehr kann. Und zum anderen hatten wir eine gewisse Größenordnung, also bis hin zu, ich sage mal, acht/neun Mitarbeitern, wo wir auch ein relativ offenes Büro hatten, so dass ich immer versucht habe, bei allen anderen so mit reinzuhören. Also wenn die am Telefon waren, mit dem Kunden gesprochen haben oder wenn die untereinander gesprochen haben, so mit so einem halben Ohr habe ich eigentlich nichts anderes gemacht, als immer so mit reinzuhören, ob das so funktioniert, wie ich glaube, dass es funktionieren sollte.
Jochen: Also deine Mitarbeiter haben dich immer ein bisschen angeschaut, „Was macht der da?“, „Ne, mach mal, ich laufe hier nur ein bisschen rum“. So.
Achim: Ja, ja. Ganz so schlimm war es jetzt nicht.
Jochen: Aber war das nicht fürchterlich anstrengend? War das nicht was, was dich fürchterlich angestrengt hat, dass du dann abends kaputt warst?
Achim: Ja natürlich. Das ist fürchterlich anstrengend, zumal ich mir auch noch teilweise die E-Mails, also wir hatten so bestimmte Projekt-E-Mail-Postfächer, also nicht nur persönliche, sondern auch Projekt-E-Mail-Postfächer, die ich dann auch noch irgendwie mitbekommen habe und das führt natürlich dazu, dass es irgendwann auch nicht mehr ging.
Und ich hatte dann ein Erlebnis beispielsweise, da hatten wir damals, das war eine Praktikantin, die wir eingestellt hatten, von der ich noch nicht mal überzeugt war, also aber nach dem zweiten Termin haben wir die irgendwie eingestellt für ein halbes Jahr und ich musste zwei Tage weg, was ich natürlich so immer mit einem schlechtes Gewissen getan habe und habe ihr gesagt, „Okay, setze dich mal hin“, das ging auch um meinen Bereich, wo sie mich unterstützen sollte, „Guck dir das mal alles an“, oder sinngemäß, „Guck dir alles an, aber fass bloß nichts an“. So. Gut und ich kam nach zwei Tagen zurück und zu dieser Praktikant von damals habe ich gesagt, „Und, wie war es? Hast du dir ein bisschen was angeguckt?“, sagt sie, „Ja, ja. Aber ich habe so ein paar Anrufe bekommen und da haben so ein paar Außendienstmitarbeiter angerufen und ich habe mal den Einsatz dahin gelegt, da habe ich mal dies gemacht, da habe ich jenes gemacht und da habe ich nochmal das gemacht“ und ich war völlig entsetzt und dachte so, „Ach herrje, jetzt ist ja völliges Chaos herrscht bestimmt, weil da jetzt darin rumgefuhrwerkt und gefuscht wurde“ und ich hatte also leicht Panikansätze. Ich habe dann aber feststellen dürfen, dass es alles lief. Die hat das alles hinbekommen.
Jochen: Ja und das Interessante ist ja, dass du erzählt hast, dass diese Praktikant, die bei euch gearbeitet hat, oder als sie sich vorgestellt hat, auch so gesagt hat, „Ne, das ist kein Problem, das kriege ich alles hin“.
Achim: Richtig, das war genau das, was mich stutzig gemacht hat, dass sie immer sage, „Ne, kriege ich alles hin. Ne, ist kein Problem. Ne, mache ich“ und dann dachte ich mir so, „Ach ne, irgendwie ist das da, irgendwas passt da nicht“. Ich hatte mich auch zum damaligen Zeitpunkt noch nicht so intensiv mit Personalauswahl beschäftigt. Also das sind ja auch Dinge, die liegen jetzt, weiß ich nicht, 12/13 Jahre zurück. Und nur um mal das Ergebnis vorwegzunehmen: Diese Praktikantin wurde später Mitarbeiterin bei uns und auch Prokuristin. Also da hatte ich nicht die richtige Einschätzung, habe es aber trotzdem versucht. Aber was für unser Thema vielleicht interessanter ist, das war so ein Moment auch für mich, so ein Schlüsselmoment, wo ich gesagt habe, „ Okay komm“ und ich hab die dann auf meinen Platz sitzen lassen.
Jochen: Ja.
Achim: Habe gesagt, „Mach“.
Jochen: Okay.
Achim: Weil es scheint ja zu laufen. Und bin dann aus diesem großen Gemeinschaftsbüro im Prinzip raus, ganz ans Ende unserer damaligen Bürofläche in so ein kleines, ich weiß nicht, acht oder 10 Quadratmeter Kabuff gegangen, habe mir da einen Schreibtisch reingestellt und einen Stuhl und habe gesagt, „Okay, ich höre jetzt ab sofort damit auf, dass ich versuche, überall alles mitzukriegen. Mache ich nicht mehr“.
Jochen: Und hat das gut funktioniert? War das wie manche, die aufhören zu rauchen und dann wirklich überhaupt nicht mehr rauchen, oder musstest du dich dann immer wieder so ein bisschen dazu zwingen und sagen, „Okay, jetzt habe ich es eine Woche geschafft und komm, ich muss jetzt wieder“? Wie hast du das gemacht? Das ist ja quasi auch so ein Ritual, was man dann vielleicht ändert, ne?
Achim: Ja. Also es war anfangs auch nicht ganz einfach, ich hab auch am Anfang auch noch bestimmte E-Mails trotzdem weiterbekommen, habe das dann aber irgendwann auch abgeschaltet und habe aber auch bei mir völlig umgedacht. Das heißt also, das war also der Moment, wo ich auch gesagt habe, wenn Mitarbeiter zu mir kommen und mich fragen, „Okay, pass mal auf. Ich habe hier gerade das und das Thema und ich habe das und das Problem, hast du eine Lösung für mich?“, bis dato war es dann ja so, dass ich immer gesagt habe, „Ja, ja. Habe ich, pass mal auf oder ich denke mal darüber nach. Was hältst du davon, wenn wir so und so machen?“ und jetzt habe ich es komplett halt umgedreht, was ja auch in diversen Lehrbüchern steht und sicherlich auch richtig ist, nämlich als erstes habe ich gefragt, „Wie würdest du es denn lösen?“. Und das in Verbindung damit hat natürlich dazu geführt, dass plötzlich eine ganz andere Dynamik auch entstanden ist.
Jochen: Okay. Und nach welchem Jahr deiner Selbstständigkeit war das?
Achim: Das war, jetzt muss ich mal kurz überlegen, also das hat bei mir gab es ja einen längeren Prozess mit Selbstständigkeit, erste Mitarbeiter et cetera, aber ich würde sagen, das war so das vierte/fünfte Jahr.
Jochen: Okay. Und dann hast du sozusagen war das der erste Schritt und du hast gesagt, es fiel dir nicht leicht. Und war es tatsächlich dann so, dass du fleißig immer in dieses Kabuff gegangen bist, oder hast du dich manchmal noch ertappt, dass du nochmal so rumgehört hast, oder wie war das bei dir?
Achim: Nein. Also ich hatte meinen Schreibtisch dort und hatte woanders auch dann nichts mehr zu suchen, sonst hätte ich da irgendwo mitten im Weg rumgestanden. Das hätte ja komisch ausgesehen. Also diese räumliche Trennung auch wirklich, die hat natürlich geholfen.
Jochen: Ja verstehe.
Achim: Weil wenn man einen Schreibtisch irgendwo stehen hat, dann ist das eine Sache, aber wenn man das aber nicht mehr hat, dann gibt es halt keinen Grund, da irgendwo rumzustehen, ja? Und insofern war das sicherlich in dem Fall eine sehr gute, sehr gute Trennung. Das habe ich übrigens auch schon von anderen Unternehmer gehört, mit denen ich mich ausgetauscht habe, dass es auch bei denen so gewesen ist, dass sich also räumlich da tatsächlich auch davon zu trennen ein sehr großer Schritt gewesen ist.
Jochen: Ja.
Achim: Und nicht mehr mitten drin zu sein in dem Ganzen.
Jochen: Ja. Also erster Wachstumstipp: Schreibtisch umstellen in einen eigenen Raum. Könnte eine Möglichkeit sein, ne?
Achim: Ja, als Maßnahme in Verbindung mit eben stärker die Verantwortung abzugeben und auch das Vertrauen zu haben. Das ist ja das erst: Das Vertrauen zu haben, dass andere das genauso gut können oder vielleicht sogar besser als man selbst. Das ist sicherlich so, ich meine, das ist ja nicht, dass mir das nicht klar war, dass andere das genauso gut auch können, aber man hat ja doch so seinen eigenen Weg, sein eigenes Ziel und gerade wenn man Kunden und Ansprechpartner selber betreut, hat man ja immer den Glauben, dass man selbst ja der Geeignetste erstmal dafür wäre, so wie man selber den Kunden steuert, was natürlich Blödsinn ist, ja?
Jochen: Ja.
Achim: Und das ist ja manchmal sogar sehr hilfreich, weil andere vielleicht mit einem Ansprechpartner, wo ich persönlich Schwierigkeiten habe, viel besser zurechtkommen, weil die Chemie eine ganz andere ist.
Jochen: Ja. Aber die Angst ist vielleicht eher eine andere, dass man halt das Gefühl hat, „Oh Gott, oh Gott, vielleicht macht er das ja schlechter als ich“.
Achim: Ja klar.
Jochen: So, also dass man halt, dass man sagt, „Oh Gott, oh Gott, wenn ich jetzt nicht ein bisschen aufpasse, vielleicht macht er das schlechter als ich und dann ist der Kunde nicht zufrieden, dann verliere ich vielleicht den Auftrag“.
Achim: Ja selbstverständlich. Also ich muss auch sagen, ich kann auch heute noch nicht immer sagen, dass ich das eine oder andere Mal vielleicht auch mal an einer Stelle ein paar Bauchschmerzen habe, wenn ich so am Rande irgendwas mitbekomme, aber das ist für mich, wenn es jetzt nicht irgendwas massives ist, kein Grund mehr einzugreifen, denn ich kann sowieso nicht überall eingreifen. Also spätestens wenn man irgendwie 30/35 Leute hat, dann ist irgendwann ist es vorbei und das vielleicht auch noch über mehrere Standorte, dann laufen Dinge nun mal oder sie laufen halt nicht. Also natürlich muss man immer schauen, dass man insgesamt versucht, einen Überblick zu haben.
Bei mir in meinem Fall ist es so, dass, dadurch dass ich ja in erster Linie oder unser Unternehmen eher große Kunden hat, das sogenannte Jahresgespräche, Jahrestermine gibt oder Halbjahrestermine, wo so grundsätzliche Dinge besprochen werden in der Zusammenarbeit und das immer noch mal eine Chance bietet, sich da auch ein Bild zu machen so ein Stück weit.
Jochen: Das ist ein Gespräch, was mit deinen Mitarbeitern stattfindet oder auch mit dem Kunden? Wie ist das?
Achim: Sowohl als auch, also Mitarbeiter und auch Kunde.
Jochen: Und da bist du auch immer dabei bei diesem Jahresgespräch?
Achim: Da bin ich normalerweise dabei, ja.
Jochen: Okay. Verstehe. Also das ist keine Erfindung, die du entwickelt hast, sondern das ist etwas, was ohnehin stattfindet mit den Kunden.
Achim: Jain. Also es gibt Kunden, die kannten das, weil die das aus anderen Agenturen vielleicht kennen, insofern ist es keine Erfindung von mir, aber es ist etwas, worauf ich immer Wert gelegt habe. Für mich war es immer wichtig, in regelmäßigen Abständen Feedback vom Kunden zu haben und zu wissen, wie es läuft. Läuft es gut oder läuft es schlecht? Also wir sind ja von denen auch stark abhängig. Wir sind ja ein Unternehmen, was nicht viele kleine Kunden hat, sondern sehr wenige Großkunden hat.
Jochen: Okay. Das heißt, da ist es sehr, sehr wichtig, dass auch die Stimmung stimmt und dass sie zufrieden sind und das kriegt man ansonsten nicht mit.
Achim: Ja richtig, genau.
Jochen: Das ist also eine gute Möglichkeit, das auch zu erfahren.
Achim: Das wäre übrigens sicherlich nochmal insgesamt auch ein Podcast-Thema, bei der Gelegenheit fällt mir das ein.
Jochen: Ich notiere mal, ja. Magst du buchstabieren?
Achim: Ich denke, der Kundenzufriedenheit allgemein und wie man das rausfindet, was man dafür tun kann, wie man das erhöhen kann, wie man herausfindet, dass irgendwas vielleicht nicht gut funktioniert. Das nehmen wir mal mit. Können wir auch vielleicht mal als Thema nehmen.
Man sieht also, es rankt sich sehr viel drum herum und in der Quintessenz, was ich finde, was ganz wichtig ist bei dem Thema „Ich kann alles“, sich einfach sehr schnell davon zu verabschieden, alles zu können oder auch können zu wollen.
Jochen: Ja, du hast auch so eine – Ja, sage mal bitte. Entschuldigung.
Achim: Ja, entschuldige. Ne, ich wollte nur sagen, ich kenne halt auch eine Reihe von Unternehmern, die diesen Fehler, wie ich ihn auch natürlich begangen habe damals, weil das muss ja nicht jeder machen, wenn das Unternehmen wächst, immer alles noch in der Obhut zu haben in der eigenen und überall noch zu wissen, was genau passiert, nur das ist eine totale Wachstumshürde, weil das Wachstum ist damit begrenzt, meine Möglichkeiten sind begrenzt und ich rauche mich natürlich auch total auf.
Jochen: Das ist auch wirklich eine mentale Wachstumshürde.
Achim: Ja.
Jochen: Weil man dann sozusagen nicht weiter wachsen kann als das, was man innerlich auch geistig halten kann. Also man hält dann sozusagen dieses Gebilde der Firma im Kopf immer und wenn ich das mal so metaphysisch sagen kann und dadurch verhindert das eben auch das Wachstum, weil man sich das ja auch nicht größer vorstellen kann, weil man dann ja nicht mehr Kapazität hat, ne?
Achim: Richtig.
Jochen: Ja.
Achim: Richtig, genau.
Jochen: So sieht es aus. Wo ist das so eine Grenze, wo du sagst, ab dieser Mitarbeiterzahl wird es schwierig, bis dahin geht das noch und dann, wenn ich weiterwachsen will, habe ich das Problem, dass ich irgendwie eine Entscheidung treffen muss?
Achim: Ja, also es gibt ja diese verschiedenen Wachstums- oder diese verschiedenen Unternehmensgrößen und Mitarbeitergrößen, wo allgemein davon gesprochen wird, bis wann was geht. Also ich denke, so bis eine Handvoll ist das natürlich noch alles möglich, wobei ich dann unterscheide, dass das natürlich auch vom Business abhängt. Also wenn ich ein Business habe, wo ich beispielsweise einen ausgebildeten IT-ler benötige und einen ausgebildeten Graphiker oder Mediengestalter oder ähnliches, weil mein Business sonst nicht funktioniert und ich selber bin von mir aus einfach nur Betriebswirt, dann kann ich diese Jobs ja gar nicht machen, selbst wenn ich wollte. Also rein fachlich funktioniert das dann nicht.
Jochen: Da muss ich sagen, da habe ich dich auch immer ein bisschen beneidet, weil ich auch aus der Richtung, aus der IT-Richtung komme und letztendlich fast alles, was da so entsteht, außer das Administratorische, selber machen könnte und ich habe dich immer beneidet, weil du kannst dich nie hinstellen und eine Promotion selber machen. Das ist zum Beispiel auch nicht möglich, ja?
Achim: Naja, kann ich schon, aber ich kann es natürlich nur einmal.
Jochen: Ja.
Achim: Und wenn wir das an einem Tag hundertmal machen müssen, dann wird es halt schwierig.
Jochen: Genau.
Achim: Und wäre wenig zielführend, ja? Also so bin ich ja dazu gekommen während meines Studiums, als ich eben Promotion gemacht habe und dann dachte so, es wäre do viel besser, wenn andere da stehen anstatt ich und ich das nur organisiere, dass andere da stehen.
Jochen: Genau.
Achim: Das ist ja in Kurzform die Entstehungsgeschichte. Aber da muss man, glaube ich, auch noch mal einen Unterschied machen bei diesem „Ich kann alles“, also ich glaube, das sind ja zwei Themen, die wir letztendlich so ein bisschen parallel behandeln gerade. Das eine ist, ich kann Dinge nicht auf Grund dessen, dass ich sie fachlich gar nicht kann, so und dann setzt das da Grenzen. Das andere ist ja eher: Ich will aber über alles die Kontrolle haben.
Jochen: Und du hast auch einen schönen Satz vorhin gesagt.
Achim: Echt?
Jochen: Im Vorgespräch, ja genau. Abgesehen davon, dass du immer schöne Sätze sagst.
Achim: Ja, ja, ja. Du bist heute wohl in Geberlaune.
Jochen: Ja selbstverständlich. Selbstverständlich, Achim. Dass du gesagt hast, dass es einen Punkt gibt, wo der Unternehmer das Gefühl hat, dass er alle Positionen besetzen können müsste, also dass er alles können muss, was wichtig ist.
Achim: Ja richtig. Richtig.
Jochen: Dass er sagt, „Ich muss das auch wirklich beherrschen und ich muss mich auch darum kümmern, dass ich das kann“.
Achim: Ja und da kenne ich durchaus auch eine Reihe von Unternehmern und ich habe das anfangs auch gedacht. „Also das kann ja nicht sein, dass ich ein Unternehmen habe und dann nicht alles, was da passiert, im Notfall oder wenn es notwendig ist, auch selber kann. Wie soll das funktionieren, wenn also Person A, B oder C ausfällt und ich kann das dann nicht in dem Moment, dann geht das ja nicht mehr“. Das war früher durchaus auch mal meine Denke und ich kenne durchaus eine ganze Reihe, die mit dieser Einstellung da rangehen. Aber auch da, das ist natürlich der nächste Punkt, wenn man glaubt, dass man alles, was im Unternehmen passiert, selber können muss und das betrifft ja jetzt in erster Linie Dienstleistungsunternehmen, wo das so ist, die eben wachsen durch einen selbst oder aus der Selbstständigkeit heraus ins Unternehmertum, dann komme ich eben irgendwann an den Punkt, wo ich nicht mehr weiterwachsen kann und das ist dann ja auch in Ordnung vielleicht. Also es ist an der Stelle ja auch mal gesagt, man muss ja auch nicht immer wachsen wollen.
Jochen: Ne, muss man nicht, man muss halt einfach nur gucken, was möchte ich, ne?
Achim: Was möchte man, genau. Womit ist man glücklich letztendlich, was macht einen Spaß? und es gibt durchaus auch Unternehmer, die sagen, an der Größe, Unternehmensgrößen macht es mir keinen Spaß mehr. Ich kann auch jeden verstehen, der sagt, so eine Handvoll finde ich gut, alles darüber hinaus will ich nicht, ja?
Jochen: Absolut.
Achim: Hat ja auch alles seine Vor- und Nachteile.
Jochen: Ja.
Achim: Und das, glaube ich, ganz, ganz wichtig ist zu wissen, „Was will ich da an der Stelle?“ und wenn ich eben wachsen will, dann muss mir von vornerein klar sein, dass ich loslassen muss.
Jochen: Ja.
Achim: Weil ich kann in einem Unternehmen nicht alles können wollen, gerade wenn ich vielleicht auch mal ein Dienstleistungsangebot habe. Ich habe es ja gesagt, wie es jetzt in meinem Fall gewesen ist, da gab es irgendwann Dienstleistungen, wo einfach auch Fachberufe notwendig waren, von denen ich einfach schlicht und ergreifend keine Ahnung habe und gar nicht irgendwie eine vernünftige Qualität hätte abliefern können.
Jochen: Okay.
Achim: Selbst wenn ich es gewollt hätte, was ich auch nicht wollte.
Jochen: Okay. Und ich finde, ein weiterer Aspekt ist noch der Punkt, dass man halt guckt, wir haben ja das Thema „Der glückliche Unternehmer“.
Achim: Ja.
Jochen: Und so ein Stück weit ist man ja Unternehmer wegen der Freiheit, die man hat. Man hat natürlich auch Freiheit, wenn man jetzt nicht so viele Aufträge hat, wenn man alles alleine macht und so viel arbeitet, wie man möchte. Das ist auch eine Möglichkeit, aber wenn man weiter wächst, dann gibt es eben so einen Punkt, wo man vielleicht noch mitarbeitet, aber wenn man dann mehr Freiraum haben möchte, dann geht es eigentlich nur mit einem Team von Mitarbeitern. Und dann ist es aber wichtig, dass man tatsächlich diesen Schritt geht, loszulassen, weil sonst kann man auch nicht richtig glücklich werden, sonst ist man eigentlich immer der permanent gestresste Manager, der alles im Griff haben möchte. Und gut, ich sage jetzt mal ketzerisch, in dem Fall vielleicht gibt es Leute, die das glücklich macht.
Achim: Ja, um Gottes Willen, alles Mögliche. Du hattest ja eben, die Frage habe ich ja dann irgendwie nicht so 100% beantwortet: „Bis wann geht das überhaupt?“. Und ich sagte, also mit einer Hand voll ist noch handelbar, darüber wird es sowieso schon schwierig und ich behaupte, spätestens ab 10 brauche ich Strukturen. Spätestens dann, allerspätestens dann benötige ich Strukturen im Sinne von Stellvertreter, im Sinne von vielleicht auch Hierarchien. Das ist auch ein Punkt, der bei mir so gewesen ist, am Anfang war das alles noch, Titel und ähnliches gab es bei mir anfangs gar nicht, ja? Oder der eine ist Projektassistent, der andere ist Projektleiter oder ähnliche Sachen. Das hat sich halt, ja, es gab halt Aufgaben und ich habe Menschen für diese Aufgaben gesucht, so. Punkt.
Jochen: Ja.
Achim: Und erst im Laufe der Zeit habe ich dann festgestellt, „Okay, wer hat denn wofür die Verantwortung?“, denn dann erreichst du eine Größenordnung, wo du sagst, „Du, lieber Mitarbeiter X, du brauchst noch Unterstützung von irgendwie eins, zwei Personen beispielsweise“ und schwupp habe ich das halt dieses Thema, ja? Und deshalb ist da wichtig, ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach Strukturen aufzubauen. Wie hierarchisch die sein müssen, das ist ja wie gesagt, das wäre wieder ein separates Thema, aber da gibt es ja auch viele, auch neue Ansätze zum Thema Führung, aber insgesamt ist es wichtig, diese Strukturen aufzubauen und auch für mich jemanden als Unternehmer zu haben, der bestimmte Aufgaben für mich auch übernimmt, damit das Unternehmen eben auch weiter wachsen kann und ich mich um die Unternehmeraufgaben kümmern kann. Da sind wir dann ganz schnell wieder bei dem Thema Fachkraft, Manager, Unternehmer.
Jochen: Ja.
Achim: Und das Ziel, wenn ich wachsen will, geht meines Erachtens nur darüber, möglichst wenig die Fachkraftaufgaben zu haben oder am besten gar keine oder gewisse Managementaufgaben, aber in erster Linie Freiräume für Unternehmeraufgaben.
Jochen: Ja super. Achim, wollen wir es nochmal zusammenfassen?
Achim: Heißt das, ich soll es nochmal zusammenfassen?
Jochen: Richtig. Richtig. Also das ist sozusagen diese weibliche Sprache habe ich jetzt benutzt.
Achim: Ach so, ja, ja. „Wir wollten doch“.
Jochen: Also das „wir wollen“ so, ne?
Achim: Ja genau, was wir so alles wollen, ne?
Jochen: Ja genau.
Achim: Ja, Zusammenfassung? Ich versuche mal, hier die Susi zu machen.
Jochen: Mach mal.
Achim: Also Titel „Ich kann alles!“. Wir haben festgestellt, „Ich kann alles“ ist kein guter Ansatz im Unternehmen, sondern es ist wichtig, Aufgaben abgeben zu können, dafür ist es wichtig, die richtigen Mitarbeiter zu haben und das Vertrauen natürlich auch zu geben. Es kann helfen, auch räumlich tatsächlich sich ein Stück weit abzunabeln, das auch. Und ich sollte mir im Klaren sein, dass ich ab bestimmten Wachstumsgrößen, wenn ich weiter wachsen will, keine andere Möglichkeit habe, als genau diese Schritte auch zu gehen, weil die Wahrscheinlichkeit, dass das sonst über einen längeren Zeitraum gut geht, äußerst gering ist.
Jochen: Auch gesundheitlich gut geht, ne?
Achim: Auch gesundheitlich.
Jochen: Weil du ja unter enormen Stress sonst stehst.
Achim: Ja, ja, in allen Bereichen.
Jochen: Und auch letztendlich dein privates Leben, deine Zufriedenheit und so weiter, die leiden ansonsten natürlich alle.
Achim: Ganz wichtiger Aspekt, wenn ich daran denke, dass ich zu dem damaligen Zeitpunkt keinen Urlaub, rund um die Uhr gearbeitet habe, Wochenende war mir auch egal und heute, wenn nichts Besonderes dazwischenkommt, habe ich eine 2- bis 3-Tage-Woche.
Jochen: Ja.
Achim: Und das ist doch, also muss jetzt auch nicht erstrebenswert sein, nur 2- bis 3-Tage-Woche zu haben, aber zumindest die Möglichkeit, die Optionen zu haben, darum geht es ja. Was jeden einzelnen glücklich macht, ist eine andere Sache, aber die Option zu haben ist ja das Entscheidende.
Jochen: Ist also tatsächlich der Tipp an meinen Friseur in Kreuzbergt, ja? Nochmal so zum Abschluss.
Achim: Okay.
Jochen: Ich hatte nämlich ein sehr interessantes Gespräch mit der – wie sage ich das jetzt korrekt? Heißt das Friseuse, Friseurin?
Achim: Friseurin heißt das.
Jochen: Ja genau. Und dann habe ich sie mal gefragt – ich bin ja immer neugierig, deswegen machen wir auch den Podcast – und habe gefragt, „Na, wie ist das denn mit eurem Chef?“, dann sagt sie, „Ja, der guckt ja immer und guckt und dass alles läuft und kann auch keinen Urlaub machen. Mehr als eine Woche traut er sich nicht weg“.
Achim: Ja.
Jochen: Das erinnert mich genau an dieses Beispiel.
Achim: Ging mir früher auch so.
Jochen: Genau an dieses Beispiel mit dem, was du gesagt hast, wo du dann immer noch so gehört hast, ne? Und das Interessante fand ich, dass die gesagt hat, „Naja, das müsste der eigentlich gar nicht machen, wir würden auch den Laden ohne ihn schmeißen hier“.
Achim: Ja. Und das ist fast immer so, dass die Mitarbeiter sagen und dass die das auch nicht nur sagen, sondern machen wollen würden.
Jochen: Ja.
Achim: Und dabei viel motivierter wären.
Jochen: Ja. Und dann habe ich noch etwas Interessantes gelesen, das ist vielleicht auch eine schöne Sache. Ich habe ein Buch gelesen über Familientherapie und das ist von einem guten, sehr bekannten Familientherapeuten, der heißt Jesper Juul, ein Däne und der hat eine sehr interessante Frage bei mir aufgeworfen oder in den Raum gestellt, der hat gesagt, „Wie kann ich dich optimal unterstützen?“.
Achim: Ja.
Jochen: Ja? Das heißt, wenn man eine pubertierende Tochter/Sohn hat, ist diese Frage Gold wert, ja? „Wie fühlst du dich am besten von mir unterstützt?“. Und das ist auch was, was man an seine Mitarbeiter tragen kann, „Wie kann ich euch am besten unterstützen?“ und dann kann es auch sein, dass die Mitarbeiter dann sagen, „Naja, indem du einfach mal nicht da bist“.
Achim: Ja. Der Punkt ist, das muss man eben auch zulassen und das ist natürlich etwas, was ganz besonders schwierig ist für viele Unternehmer, nämlich festzustellen, dass sie gar nicht im eigenen Unternehmen so dringend benötigt werden, wie sie A) glauben, benötigt zu werden und vielleicht auch benötigt werden wollen.
Jochen: Ja.
Achim: Ja? Also das ist eben auch ein entscheidender Punkt. Also es gibt ja auch viele, die das gar nicht für sich zulassen wollen und können, dass sie eben vielleicht nicht so stark gebraucht werden. Ist dann aber ja auch so, also muss jeder für sich entscheiden, nur wenn man Freiheiten haben möchte, wenn man vielleicht auch mal weniger arbeiten möchte und auch gerade perspektivisch für die, die dann vielleicht auch mal auf die 50 zuschreiten, sich Gedanken machen, „Wie lange will ich das überhaupt noch machen in der Form?“, spätestens dann funktioniert es nur so.
Und da gibt es noch (wir haben wahrscheinlich schon gnadenlos überzogen) eine interessante Frage, die ich da noch in dem Zusammenhang aufwerfen möchte: Man sagt auch, wenn man Unternehmen steuert, soll man es so steuern, dass man im Prinzip an seine Nachfolge denkt, also man soll es so führen, dass man das übergeben kann. Dass das immer der Fall sein muss, dass man morgen sagen kann, „Ich kann mein Unternehmen übergeben“, sprich, ich selber werde gar nicht mehr benötigt im Unternehmen und es funktioniert trotzdem. Und irgendwann stellt sich auch die Frage, entweder hat man Kinder, Familie, die das Unternehmen vielleicht übernehmen oder man kann es auch liquidieren.
Jochen: Ja.
Achim: Was die meisten weniger wollen. Oder es soll die Rente darstellen, im Sinne von, ich möchte es versilbern und verkaufen kann ich das Unternehmen nur, wenn es autark läuft.
Jochen: Ja.
Achim: Und ich nicht mehr gebraucht werde. Und daran scheitern, ich habe mich mit jemand dazu unterhalten, der Unternehmensverkäufe macht. Das ist auch ein Thema vielleicht nochmal, fällt mir schon das nächste ein).
Jochen: Ja Achim, du bist heute wirklich in guter Laune, was die Themen betrifft. Ich muss dich wirklich noch mehr loben, mehr anerkennen.
Achim: Ja, ich glaube auch. Das brauche ich wahrscheinlich mehr, damit ich motiviert bin, Jochen.
Jochen: Ja, die ganzen Themen, die hier rauskommen.
Achim: Ja, jedenfalls sagt der auch ganz klar, dass in acht von 10 Fällen von Unternehmensübergabe oder ein Verkauf daran scheitert, dass der Unternehmer, wenn er das Unternehmen verkaufen will, das Unternehmen nicht unabhängig von ihm ist.
Jochen: Okay.
Achim: Und damit faktisch nichts wert.
Jochen: Verstehe.
Achim: Wenn ich nicht gerade tolle Anlagevermögen habe, was aber im Dienstleistungsbereich ja selten der Fall ist und dass es eben fünf bis 10 Jahre dauert, dahinzukommen auf dem Weg dahin. Das heißt, wenn jemand mit 60 einfällt, „Ich will verkaufen“, das Unternehmen hängt aber an ihm, kann er nochmal fünf bis 10 Jahre dran hängen, bis er es vielleicht soweit geschafft hat, wenn er Glück hat, das von sich unabhängig zu machen und verkaufbar zu machen. Das nur mal so am Rande.
Jochen: Super Sache.
Achim: So.
Jochen: Achim, ich finde es sehr, sehr schade, heute besonders, weil du wirklich heute so in einer gewaltigen Top-Form heute bist, dass ich mich so einfach total freue.
Achim: Ja, dann hoffe ich mal, dass das unsere Hörer auch so sehen.
Jochen: Die werden das bestimmt auch so sehen.
Achim: Naja.
Jochen: Aber ich möchte mich trotzdem von Euch allen oder von Dir dort draußen verabschieden und mit den Worten: Du hast das Recht glücklich zu sein! Und ich wünsche Dir da draußen eine ganz tolle Woche, eine ganz tolle Woche voller neuer Erkenntnisse und Power, Dinge wieder zu verändern und neu zu strukturieren. Ich gebe nochmal das Wort an meinen werten Kollegen Achim G. Lankenau: Gibt es noch etwas, was du hinzufügen möchtest? Achim?
Achim: Zur Abwechslung fasse ich mich kurz und schließe mich dir an. Punkt.