[Gespräche] Episode 33 – Perfekt gezögert mit Niels als Gast-Host

Abschrift “Episode 33 ”

Jochen: Achim! Achim? Achim!? Ach, jetzt habe ich das total vergessen, der Achim ist ja heute gar nicht da. Hm, was machen wir denn da? Ach, ich bin ja total durcheinander heute. Wir haben eine Vertretung für die Sommerpause von Achim gefunden (es ist ja schon fast Sommer) und ich freue mich, dass er heute hier ist. Er ist schon mehrmals in der Show gewesen, er ist ein absoluter Experte für das Thema SaaS, für die Online-Anwendungsgeschichten und ich freue mich, dass er heute mein Co-Host ist: Herzlich Willkommen Niels.
Niels: Hallo Jochen.
Jochen: Niels, was hast du denn? Du hast heute ein schönes Thema mitgebracht, was wir uns überlegt haben, was irgendwie uns glücklich machen könnte, wenn wir darüber sprechen und auch unsere Hörer in der großen, weiten Welt dort draußen, die unserem Podcast lauschen.
Niels: Genau, es geht heute darum, die 80%-Lösung zu finden.
Jochen: Ah, die 80%-Lösung, oder für manche ist es auch nur die 60%-Lösung, ne? Also es variiert ein bisschen.
Niels: Genau.
Jochen: Aber prinzipiell geht es darum, dass man manchmal eben gucken sollte, ob man trotzdem, dass man 80% erreichen kann oder 60% und ins Handeln kommen sollte, ist das richtig?
Niels: Das ist das Hauptthema, genau, dieses ins Handeln kommen.

Also so eine Geschichte, die ich ganz persönlich mit einer Kundin erlebt hatte, die unsere Software Smoice ausprobiert hat und gesehen hat, das funktioniert für sie super gut, das würde dem Betrieb unglaublich unterstützen und dann stellte sie eine Anforderung an eine Funktion, die vielleicht bei 5 oder 10% der Fällen im normalen Arbeitsablauf auftritt und diese Funktion hätte sie gerne. Die konnten wir nicht bereitstellen und sie hat von sich aus auch gesagt, dass das wahrscheinlich kein anderer kann, weil das ganze so speziell war. Aber nur aufgrund der Tatsache, dass es diese eine Funktion gab, die aus den 80, 90, 95, dann die 110%-Lösung gemacht hätte, ist für sie plötzlich das ganze Projekt nicht mehr relevant gewesen, irgendwas in ihren Prozessen zu verändern und damit wird einfach ganz oft eine Menge Potential verschwendet.
Jochen: Das ist richtig, also da stimme ich dir vollkommen bei. Die Frage ist ja auch, so ein bisschen sich zu trainieren und zu überlegen, ist das jetzt sinnvoll vielleicht das zu machen? Oder ich habe einen neuen Geschäftsbereich, den ich erschließen möchte und dann sage ich mir, „Okay, was brauche ich jetzt alles dafür?“ und dann fängt es meistens an, „Okay, ich brauche dafür Briefpapier, ich brauche vielleicht dafür eine spezielle Website, ich brauche spezielle Visitenkarten nochmal, ich brauche eine Beratung“ et cetera pp. Und man neigt dazu, oftmals dann eine ganze Liste von Dingen anzuführen.
Wir haben das auch im Coaching mit Unternehmern, die dann sagen, „Ja, ich möchte!“ und ich sage, „Und wann geht es los?“. „Ja gut, ich fange nächste Woche an, aber ne, nächste Woche ist schlecht, weil ich muss ja noch ein paar Sachen machen, die muss ich nochmal vorbereiten“ und dann schiebt sich das ganze nach hinten. Und viele Dinge sind natürlich berechtigt, wo man sagt, okay, das ist natürlich notwendig, aber es ist so, dass es manchmal sinnvoll ist, einfach zu starten.
Niels: Definitiv. Also gerade wenn es darum geht, neue Projekte zu starten.
Du hast gerade schon so ein schönes Beispiel gesagt: Bei vielen Unternehmer kommt das „Naja, ich kann jetzt nicht anfangen zu verkaufen, weil ich brauche erstmal noch den Flyer, weil ich brauche erstmal die Visitenkarte“, wenn man sich aber viele, gerade sehr, sehr erfolgreiche Vertriebler anschaut, die brauchen sowas alles nicht. Das sind halt oft so Dinge, hinter denen sich Menschen verstecken, damit sie nicht ins Handeln kommen können und dann vielleicht auch nicht für ihr Handeln bewertet werden können oder sich selbst bewerten können, weil es hat ja noch nicht alles gestimmt.
Jochen: Ja absolut. Bevor wir weitermachen, wenn Ihr diese Folge nochmal nachlesen wollt, haben wir das auch vorbereitet unter unternehmer.link/33. Da gibt es auf jeden Fall diese Folge nochmal komplett als PDF abgetippt von unserer fleißigen Corona, die das nochmal in Schriftform bringt und aus unserem Team ist.

Und ja, du hast vollkommen Recht. Das heißt, wenn ich im Vertrieb bin, ist manchmal einfach wichtig, in Kontakt mit Kunden zu kommen und herauszufinden, ob das, was ich da jetzt anbieten möchte, eigentlich etwas ist, was der Kunde braucht. Denn wenn ich nachher einen super Prospekt, ein super Prospekt entwerfe, ausdrucken lasse, et cetera pp., habe ich den vielleicht fertig und nachher geht es vielleicht sogar am Markt vorbei, ne?
Niels: Das ist ja ganz klassisch aufgegriffen in dem ganzen Thema der Lean-Startup-Idee, wo es genau darum geht, sich nicht Monate oder Jahre in die heiligen Hallen einzuschließen und dort vor sich hin eine Software zu entwickeln, sondern so früh es möglich ist, am besten sogar, wenn noch gar kein Produkt fertig ist oder nur ein sehr grobes Konzept, damit schon rauszugehen und sich das erste Feedback abzuholen.
Jochen: Okay, wie würde ich das machen? Würde ich dann eine Präsentation dazu machen oder wie kann ich mir das vorstellen? Wie kann man so etwas auf die Bahn bringen?
Niels: Es gibt mehrere Möglichkeiten. Ich kann natürlich einfach erstmal die Idee skizzieren in Form eines Erklärvideos, dass ich überhaupt die Geschichte erzähle, worum es geht. Ich kann eine ganz grobe Website erstmal bauen, die keine Funktionen hat, oder ich kann natürlich schon den ersten Prototypen programmieren, wenn ich selbst programmieren kann vielleicht, wo sogar schon ein paar Funktionen dran sind.
Jochen: Ja. So, jetzt höre ich dich gerade nicht Niels, ich rede einfach mal weiter.
Niels: Ach so.
Jochen: Ja, jetzt höre ich dich wieder. Wunderbar. Das sind natürlich unsere kleinen Tricks und Kniffe, die wir hier haben im Podcast und Dinge, die passieren können.

Genau, du hast gesagt, es gibt verschiedene Möglichkeit und ich kann Präsentationen machen, kann schon mal ein Video machen, kann vielleicht schon mal was programmieren oder programmieren lassen.
Gehen wir nochmal einen Schritt zurück, denn was ja uns tatsächlich interessiert: Wie kann ich das überwinden? Wie kann ich überwinden, wenn ich in so einer Falle bin und denke, ich brauche noch das und das und das und das? Oder ich will das vielleicht noch nicht machen, weil das noch nicht die perfekte Lösung ist, weil das noch nicht der perfekte Weg ist, weil das noch nicht die perfekte Zusammenarbeit ist, also was haben wir da für Möglichkeiten?
Mir würde zum Beispiel eins einfallen. Als Beispiel: Ich möchte zur Vermarktung ein CRM-System verwenden, das heißt, ein System, mit dem ich meine Kundendaten erfassen kann und auch wenn ich in Kontakt mit den Kunden bin, dann zum Beispiel hingehen kann und sagen kann, „Okay, ich war an dem und dem Tag in Kontakt mit dem Kunden“, ob das telefonisch, per E-Mail oder wie auch immer war. Und wie würdest du jetzt herangehen, wenn du so eine Sache aussuchen würdest und du hast verschiedene Sachen und bist nicht zufrieden und stolperst darüber? Wie würdest du vorgehen, um zu einer Entscheidung zu kommen?
Niels: Ganz klar an Pareto orientieren, also mir die 20% suchen oder am besten sogar das noch weiter herunterreduzieren, gar nicht 20%, sondern die eine Sache, die mich am meisten stört, die mir am meisten Ärger macht.

Beispiel aus meiner eigenen Geschichte: Als es darum ging, dass wir ein CRM ausgesucht haben, haben wir acht bis 10 verschiedene CRM-Systeme getestet, am Anfang auch nicht genau wissend, was wir eigentlich in dem CRM gesucht haben, bis wir uns überlegt haben, was das Hauptthema ist, warum wir ein CRM brauchen. Wir brauchen zum Beispiel weniger eine Kontaktdatenbank, sondern bei uns ging es darum, die Kunden, die anstehen oder besser gesagt, die Leads in Kunden zu verwandeln, also in dem Sales Prozess weiter drin zu bleiben und daraufhin haben sich schon ganz viele CRM-Systeme ausgeschlossen, weil die eben gar nicht diese Idee hatten, die wir brauchten. Und dann konnten wir sehr, sehr schnell und auf Grund dieser einen Funktion uns das CRM aussuchen, was das meiste erstmal erfüllt hat und letztendlich wäre jedes oder ist jedes CRM-System besser gewesen, als das nach wie vor in Excel zu füllen.
Jochen: Das heißt, eben zu gucken. Ich mache eine Liste, ich priorisiere und sage, „Okay, was sind jetzt die fünf wichtigsten Dinge, die ich erreichen will, wenn ich dieses System einsetze?“.

Ich hab jetzt sozusagen mit einem Unternehmer gesprochen – ich habe tatsächlich festgestellt, dass mein Nachbar aufm Campingplatz auch Unternehmer ist, das hat mich natürlich total gefreut. Schöne Grüße, Matthias, wenn du uns hörst – und der hat gesagt, ja, die regeln das so in der Firma, dass sie einfach gucken, ich habe einen Pain und wer kann mir helfen, diesen Pain, also diesen Schmerz zu lösen? Und darum geht es ja dabei auch, ne?
Niels: Ja.
Jochen: Dass ich quasi einen Schmerz habe, den ich lösen möchte und wenn ich diesen Schmerz dann sozusagen gelöst habe durch die Software, dann habe ich schon 80% des Schmerzes weg und dann geht es quasi nur noch im die Feinheiten, um die, wie man im Englischen sagt, Bells and Whistles, ja?
Niels: Genau.
Jochen: Die eigentlich schön sind; so ein paar Schleifchen dranprogrammiert noch sozusagen, aber das Entscheidende ist ja dann schon gelöst.

Gut, also Priorisierung wäre eine Möglichkeit. Jetzt habe ich Probleme, mich zu entscheiden und was könnte man da noch machen? Also mir würde einfallen, dass man guckt, was das schlimmste ist, was passieren kann, wenn ich das nicht mache.
Niels: Zum Beispiel eine Sache, ja. Sich das schlimmste Szenario ausmalen, was passiert und dann zu merken, „Naja, es ist vielleicht gar nicht so schlimm, wenn ich das jetzt einfach mal mache“.
Jochen: Genau. Und ich würde da immer das Prinzip der Schriftlichkeit empfehlen, sich mal hinzusetzen und zu sagen, „Okay, schreibe einfach mal auf, was das Schlimmste ist, was passieren kann. Erstens, zweitens, drittens, viertens, fünftens, mal die Uhr stellen und gucken, das alles aufzuschreiben und zu gucken, was da rauskommt“.
Und das kann natürlich sehr spannend sein, wenn ich mir zum Beispiel überlege, ich brauche jetzt ein Tool, um Abrechnungen zu machen und ich mache das bisher in einem sehr komplizierten Prozess, der mich mehrere Stunden kostet im Monat (das kann schon mal zusammenkommen in dem Bereich) und jetzt wird plötzlich meine Kundenzahl höher, dann habe ich ein Problem, dann muss ich noch mehr Rechnungen schreiben. Und du hattest im Vorgespräch angeführt, dass dann noch ein anderer Effekt eintreten kann, wenn ich plötzlich viel zu tun habe.
Niels: Dann tritt eben ganz oft der Effekt auf, dass ich vielleicht mir gar nicht mehr die Zeit nehmen will, weil ich so im Stress bin und dann mich natürlich die Umstellung auf einen neuen Prozess sehr, sehr viel Zeit kostet.
Das heißt also, wenn ich früher daran denke, was ich irgendwie später mal erreichen will, habe ich schon vorher die Möglichkeit, mir die entsprechenden Bahnen zu schaffen und mich auch auf mein Wachstum vorzubereiten, oder vielleicht auch überhaupt das Wachstum erst zu ermöglichen. Also dass ich vielleicht manche Dinge gar nicht angehe, weil ich sie durch meine Prozesse nicht abbilden kann und die mir so unglaublich viel Arbeit machen und in keinem Verhältnis zu dem potentiellen Gewinn.
Jochen: Das habe ich jetzt nicht verstanden.
Niels: Dass man schon einen limitierenden Faktor in seinen nicht so gut laufenden Prozessen hat, dass man sagt, „Naja, ich will jetzt lieber doch nicht noch einen neuen Kunden haben, weil der macht mir so und so viel Arbeit, die ich jetzt gar nicht handeln kann“.
Jochen: Ah okay. Okay.
Niels: Und wenn ich da früher schon Prozesse definieren, dass ich eben auch mein ganzes Unternehmen schon auf Wachstum einstellen kann.
Jochen: Das heißt, du sagst, manchmal ist es sinnvoll, vielleicht keinen neuen Kunden anzunehmen, sondern erstmal das, was man hat, zu optimieren und dann weiterzugehen.
Niels: Wenn man soweit denken kann, ist klar. Ich glaube, das ist ganz oft auch einfach unterschwellig, dass Leute sagen, „Naja, ich will den Kunden jetzt gar nicht annehmen, weil ich kann das ja gar nicht abarbeiten“.
Jochen: Ja, ich habe zum Beispiel festgestellt, dass die Dinge sich auch verlagern, ne? Also bei mir war das große Thema der Buchhaltung, dass ich zwar eine Buchhalterin hatte und das war auch alles gut, die regelt das auch alles, aber sozusagen braucht sie ja auch Informationen und wenn sie diese Information nicht hat, konnte sie nicht arbeiten. Und ich habe das versucht, über einen längeren Zeitraum immer zu lösen und bin jetzt durch meine Assistentin glücklicherweise am Punkt, wo ich weiß, das läuft auf Autopilot, also das ist etwas, was wirklich dann von selbst läuft und ich brauche mich nicht mehr darum zu kümmern. Und nicht nur, dass ich mich nicht darum zu kümmern brauche, sondern es ist komplett ein no-brainer, es ist überhaupt nicht mehr in meinem Kopf, ich weiß noch nicht mal, dass das passiert.
Und das ging so weit, dass ich halt neulich meine Assistentin gefragt habe, „Du, pass auf, ich habe hier jetzt gerade eine E-Mail von Amazon, soll ich dir die weiterleiten oder willst du das lieber machen und in mein E-Mail Postfach reingehen?“, da meint sie, „Du, lass das mal, ich mach das lieber, dann weiß ich, was da Phase ist“, dann sage ich, „Prima“.
Niels: Ja.
Jochen: Ich darf noch nicht mal mehr die E-Mails weiterleiten an mein Rechnungstool, weil sie sagt, „Das macht mir letztendlich mehr Arbeit, wenn du das weiterleitest, als wenn ich das selber mache“. Und das fand ich dann natürlich fabulös, ne? Fabulös nicht, sondern fantastisch sozusagen.
Und was ich festgestellt habe, was dann passiert ist, dass man ein Problem löst und dann plötzlich Kapazitäten hat, ja?
Niels: Genau.
Jochen: Und du hast vollkommen Recht, das ist wahrscheinlich auch eine psychische Angelegenheit. Das ist so ein bisschen wie sozusagen der Gedanke, ich kann eigentlich nur dann wachsen, wenn ich gucke, wo sind meine Stärken und wenn ich diese Stärken, die ich habe, konsequent auslebe, konsequent umsetze und mich aus allen anderen Bereichen zurückziehe. Das heißt, mit anderen Worten, es kann durchaus sein, dass ich der Stolperstein für das Wachstum des Unternehmens bin. Was ich auch behaupten würde, dass das ein wichtiger Punkt ist bei Unternehmer, die wachsen wollen, dass sie selbst dem Wachstum des Unternehmens im Weg stehen.
Niels: Das stimmt, das erlebe ich gerade mit einem Unternehmer-Freund, der sich diese Frage stellt. Also der Betrieb ist jetzt in den letzten 10 Jahren auf 37 Mitarbeiter gewachsen, was schon ganz in Ordnung ist, aber in seiner Branche gibt es halt viele mit bis zu 60.000 Mitarbeitern und die haben das halt geschafft, der eine in 30 Jahren 60.000 Mitarbeiter zu bekommen.
Und jetzt stellt dieser Unternehmer sich genau die Frage: Was muss er bei sich verändern, dass er eben nicht weiter so linear wächst und in 10 Jahren 37 Mitarbeiter hat, sondern in den nächsten 10 Jahren dann vielleicht auf 2000 oder 3000 kommt? Und genau diese Frage zu stellen, also wo kann er sich aus dem Prozess rausnehmen, dass er nicht mehr der Hinderungsbaustein ist?
Jochen: Okay, das würde in dem Fall auch bedeuten, dass man hingeht und sagt, „Okay, was würde passieren, wenn mein Unternehmen 10-mal so viel wachsen würde im nächsten Jahr zum Beispiel oder in den nächsten drei Jahren?“. Was müsste sich dann ändern, ne?
Niels: Genau.
Jochen: Und zum Beispiel ist es da, er könnte, wenn er im Moment teilweise die Einstellungsgespräche selber führt, die nicht mehr selber führen, ne?
Niels: Zum Beispiel.
Jochen: Weil er dann zum Beispiel ja nur, wenn er jetzt zwei Einstellungsgespräche in der Woche führt, auch nur auf 100 Einstellungsgespräche im Jahr kommt, wenn ich mich nicht verrechnet habe und davon ja auch nur eine bestimmte Anzahl von Mitarbeitern tauglich sind, vielleicht 10%, vielleicht 20%, und somit ist das schon wieder ein Thema, was hier ein Problem darstellen könnte.

Lass uns doch mal zurückgehen und nochmal genauer gucken. Wir haben uns angeschaut und gesagt, „Okay, was ist das Schlimmste, was passieren kann?“, aber wir können uns auch mal die andere Seite anschauen und gucken, was das Beste ist, was passieren kann, ne? Was ist das Beste, was passieren kann, wenn ich jetzt diese entsprechen Lösung einsetze, diesen entsprechenden Weg gehe, obwohl ich vielleicht noch Zweifel habe und sage, das ist nicht 100%, ja?
Niels: Definitiv. Das ist ja der Ansatzpunkt.
Einen Gedanken, den ich noch hatte, gerade wenn man dabei steht, dass man eine Zweier-Entscheidung treffen will, also dass man zwischen zwei Dingen auswählen will, die ganz einfache Variante, eine Münze zu schmeißen, die eine Lösung, die eine Variante und die andere, die andere Variante. Und was dann da impliziert ist, das ist ganz schön, wenn dann das Ergebnis der Münzen kommt und man ist zufrieden, dann hat man auch die für sich richtige Wahl getroffen, also wenn es jetzt nur noch darum geht, eine gewisse Emotionalität auszuräumen und wenn man sich doch nicht so sicher war und dann sagt, „Naja, es ist das Falsche gekommen“, weiß man auch, dass das Richtige gekommen ist, weil dann weiß man, dass man die andere Lösung wählt.
Jochen: Aha, das heißt, man trickst sich selber aus, ne? Man sagt, „Ja, ist ja ganz gut, aber ich nehme doch lieber die andere Lösung“.
Niels: Genau, aber dann habe ich ja auch die Entscheidung getroffen, weil dann habe ich es mir vielleicht nicht eingestanden oder so, aber wenn ich dann sage, „Naja, ich will doch die andere Lösung“, dann ist auch klar, dass die Tendenz eher zu der anderen Lösung geht. Und ganz oft sind es so Entscheidungen, die so, wenn ich zwei Sachen habe, die so an der Grenze sind.
Jochen: Das ist ein Beispiel, ne? Ein anderes Beispiel kann natürlich auch sein, ich muss was verändern und ich mache mir totalen Stress und ich sage, „Ich muss was verändern, es gibt jetzt diese beiden Möglichkeiten“ und die eine Möglichkeit ist die, die jetzt im Moment ist. Also ein Beispiel könnte sein, dass ich sage, „Okay, ich muss mein Team weiter aufbauen, weil ich habe einen Kunden und das muss alles laufen oder aber, ich will aus der Firma aussteigen“. Was man da oft machen kann, ist zu sagen, „Okay, wenn du jetzt nicht aus der Firma aussteigen würdest und das vorbereiten würdest, was würdest du ohnehin machen?“. Also sozusagen die Wahrscheinlichkeit, dass du nicht dein Team aufbaust, wenn du die entsprechenden Kundenaufträge hast, geht gegen null, weil das ja eine Notwendigkeit ist, wenn Aufträge da sind, dass die Kapazitäten ausgelastet sind. Das heißt, das wirst du ohnehin machen. Du wirst ohnehin jeden Tag ins Büro gehen oder jede zweiten oder einmal die Woche und wirst dafür sorgen, dass sich das verbessert, weil es quasi auch dringlich einfach ist. Und so ist eine von den Dingen, die man dann vielleicht hat, für die man sich entscheiden will, sowieso schon da, ja?
Niels: Ja.
Jochen: Zum Beispiel das Beispiel jetzt, nehme ich Excel oder nehme ich CM und wenn ich mich überhaupt nicht entscheiden kann, dann sage ich, „Na, wenn ich nichts mache, ist die Entscheidung klar, dann ist Excel“. Das kann auch eine Möglichkeit sein, ne? Wenn man sich sozusagen zerfleischt und sagt, „Ah, ich muss mich entscheiden und hm“, dann sage ich, „Gut, dann ist Excel. Wenn ich nichts mache, ist Excel“.
Niels: Ja.
Jochen: Bis ich dann wieder an den Punkt komme und sage, „Gut, jetzt aber mal die Ärmel hochgekrempelt und jetzt zugesehen, dass es vorangeht“.

Du hast noch einen wichtigen Punkt angesprochen, du hast gesagt vorhin, dass man natürlich ein Problem hat, wenn man Dinge nicht in der Zeit voranbringt, in der Zeit das zu tun ist. Also als Beispiel: Wenn ich mich jetzt nicht darum kümmere, meinen Ablauf für die Abrechnung zu verbessern, dann werde ich es dann auf keinen Fall machen, wenn keine Zeit dafür ist, also wenn der, sage ich mal, der Laden brummt und ich mit Arbeit überhäuft bin und mit Arbeit überhäuft bin, weil ich mich eben nicht vorher darum gekümmert habe.
Niels: Genau. Oder auch eben nicht die Chance habe, mir vielleicht auch Arbeit entsprechend heranzuschaffen.
Also gerade heute mit dieser vielen Automatisierung, die möglich ist und das ist ja das, wovon eben so Konzerne wie Rocket Internet und so davon profitieren, weil die eben ihre ganzen Prozesse extrem verschlanken, vereinfachen und hochprofessionalisieren, vieles rausschmeißen, sich von vielen Dingen trennen, aber eben auch viele Dinge reinnehmen und möglich machen, weil sie es vielleicht über einen Prozess können.
Also eine Sache, wo ich das immer wieder erlebe, sind Trainer und Coaches; die könnten eigentlich alle eine ganze Menge mehr machen, wenn sie zum Beispiel offene Seminare anbieten. Für die ist aber das Thema offenes Seminar so ein unglaublicher Stress, weil das bedeutet, sie müssen irgendetwas in ihre Internetseite einprogrammieren, dann bekommen sie eine E-Mail, die Leute melden sich an, die müssen irgendwelche Listen führe und so. Und die verhindern sich damit ein wahnsinniges Umsatzpotential und vor allen Dingen auch ein Marketingpotential, weil mit offenen Seminaren habe ich immer die Möglichkeit, Teilnehmer an meine Fähigkeiten für einen überschaubaren Betrag heranzuführen, um dann vielleicht später zu sehen, dass ich da Tages- oder Wochenseminare bei denen buche.
Jochen: Genau. Und was würdest Du diesen Trainern raten?
Niels: Denen würde ich raten: Schaut, dass Ihr einen automatisierten Prozess findet, wie Ihr die Möglichkeit habt, Events auf Eurer Seite anzubieten, dass die über die Seite gebucht werden können, dass die Zahlung komplett automatisch läuft und dann kann eben aus so einer Sache, die vielleicht nur Marketing ist, sogar eine echte Einnahmequelle werden. Also wenn ich vielleicht einmal im Monat, sagen wir mal, einmal im Monat ein offenes Seminar anbiete – 50 Euro, 2 Stunden, 10 Teilnehmer – dann sind das 500 Euro in der Woche, die ich extra mache und das ist für viele jetzt kein schlechter Verdienst.
Jochen: Das ist interessant. Ich habe irgendwie das Gefühl, als hätte ich das schon mal gehört mit diesem Tool.
Niels: Dass du das schon mal gehört hast?
Jochen: Ja.
Niels: Das bietet natürlich Smoice mit seinem Event-Management-System an. Dort bieten wir genau solche Sachen an, dadurch bin ich natürlich da auch sehr, sehr bewusst drauf. Generell ist aber immer dieses Thema da, also wo kann ich Dinge finden, die ich automatisieren kann, um dann zum Beispiel mehr damit abzurechnen oder ähnliches.
Jochen: Genau, genau. Das ist ein total wichtiger Punkt, also die Automatisierung. Und was ich, glaube ich, wichtig finde, ist, dass man sich klar darüber wird, dass ein Unternehmen nur dann sich weiterentwickelt, wenn wir Dinge verändern. Und natürlich ist es so, dass man auch bestehende Dinge, die gut funktionieren, vielleicht auch einfach so lassen kann, aber wenn man das Bestreben hat, dass sich etwas tut im Unternehmen, dass es vorangeht, dann ist es wichtig, die wichtigen Dinge zu tun und die wichtigen Dinge haben eben die Eigenschaft, dass sie meistens nicht sich von selbst erledigen. Also die dringlichen Dinge, die erledigen sich schon irgendwie von selbst, weil sie ja gemacht werden müssen und von daher besteht die Dringlichkeit, bei den wichtigen Dingen ist das nicht so.
Und letztendlich kann ich jedem Unternehmer auch nur empfehlen, zu sagen, „Was ist jetzt eigentlich im Moment das wichtigste, was ich voranbringen sollte?“ und dazu gehört eben auch beispielsweise eine Abrechnung oder gehört beispielsweise auch so ein Tool als Trainer, um da sich immer wieder die Zeiträume zu schaffen. Und gerade wenn ich viel zu tun habe, gerade zu sagen, „Okay und wenn es nur eine halbe Stunde ist alle zwei Tage oder eine Stunde, was kann ich in dieser einen Stunde in meinem Unternehmen voranbringen? Was ist was, was ich verbessern kann?“ und wenn es auch nur eine Beratung ist, oder wenn ich auch nur mit jemanden spreche, der es dann für mich verbessert.
Niels: Da ist natürlich immer wieder dieses Thema Mastermind.
Du hast gerade so einen wichtigen Punkt angesprochen, also gerade bei Dingen, die man zum Beispiel immer wieder tut. Also du hast vorhin deine Buchhaltung genannt und bei solchen Dingen auch ab und zu mal einfach den Schritt aus sich selbst herauszugehen und mal drauf zu gucken, was ich da gerade mache.
Also wir haben zum Beispiel eine so lustige Sache bei uns im Unternehmen gehabt, dass ich eine Rechnung an meinen Geschäftspartner weitergeleitet habe und der war erstmal ein bisschen genervt davon. Warum? Weil er für diesen Prozess „Rechnung bezahlen“ einen bestimmten Weg hatte, der auch irgendwie funktioniert hat, aber sehr, sehr aufwendig war.
Jochen: Okay.
Niels: Und das hat das bei ihm ausgelöst, das zu verändern, weil er hat gemerkt, das nervt ihn. Er war erstmal genervt auf mich und dann meinte er, „Ne, das liegt ja nicht, also an mir mir, sondern das liegt halt an dem Prozess“ und dann hat er überlegt, was er bei sich umstellen kann. Und dann haben wir darüber gesprochen und dann hatte ich ein paar Vorschläge gegeben und er hat was gesagt und daraus ist dann plötzlich was viel Einfacheres geworden. Aber das war halt eben immer so, seit er Unternehmer ist, seit acht Jahren hat er das immer so gemacht.
Jochen: Aha.
Niels: Und hat es deswegen auch nicht verändert und dann durch den Austausch hat sich was verändert.
Jochen: Also letztendlich hat ihn das irgendwie genervt, Rechnungen zu bezahlen. Könnte man das so sehen oder was war genau der Punkt?
Niels: An sich die Rechnung hat er bezahlt, aber es war eben genau dieser Prozess, das Buchhaltungsprogramm aufzumachen, das Banking-Programm, dann die Sachen einzutragen und so. Bei ihm noch in seinem speziellen Fall, weil er einen Linux-Rechner eigentlich hat, dann immer noch ein Windows virtuell zu starten, damit er überhaupt auf die Banking und die Buchhaltungssoftware zugreifen kann. Also so lauter kleine Dinge, die sich aufsummiert haben, dass eben das bezahlen einer einzelnen Rechnung fünf Minuten gedauert hat und nicht 50 Sekunden.
Jochen: Verstehe. Aber wenn man sozusagen das schneller machen möchte, auch das Rechnungen schreiben, dann ist natürlich Smoice eine sehr gute Sache, ne?
Niels: Immer richtig, Jochen.
Jochen: Ja, das führen wir auch nochmal in den Shownotes an dieses Thema.
Und ich würde es eigentlich nochmal gerne zusammenfassen wollen, dass wir einfach nochmal schauen. Letztendlich ist entscheidend, dass man, wenn man 80% oder 100% erreichen möchte, dass man manchmal einfach loslässt und sagt, „Wenn ich was neues einführe, wenn ich etwas neues umsetzen und durchführen möchte, gibt es auch vielleicht 80%, die ich verwenden kann, um das zu tun, oder machen auch 80 oder 60% Sinn?“.
Es ist wichtig zu gucken, was eigentlich das Wichtigste ist, was ich erreichen möchte, was die fünf wichtigsten Dinge sind, die ich damit erreichen möchte, wenn ich das einsetze. Und dann kann man gucken, „Was ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn ich das nicht tue?“. Das würde ich auch empfehlen, das schriftlich zu machen, „Was ist das Beste, was passieren kann, wenn ich es trotzdem mache, auch wenn es nicht perfekt ist?“.
Und mir fällt noch der Spruch ein, dass, wenn man jemanden findet, der das, was man haben möchte, zu 60% macht, dass man das ihn lassen machen sollte, also delegieren sollte, weil es schlussendlich Zeit ist, die man dann wieder frei hat, die man für andere Dinge verwenden kann.

Habe ich da irgendwas vergessen Niels?
Niels: Genau richtig. Also gerade natürlich sich zu seinen Talenten zu bekennen und das, was man nicht kann, das loszuwerden. Tim Ferriss hat das sehr schön in seinem Buch auch nochmal gebracht, dass es manchmal sogar mehr wert sein kann, für eine Tätigkeit, die man nicht mag, mehr zu bezahlen, als wie man vielleicht selbst dafür bezahlen würde, also in Zeit bezahlen würde, einfach nur damit man es weg hat.
Jochen: Genau, genau. Es gibt noch einen wichtigen Punkt, den wir vielleicht am Ende nochmal aufführen können. Und zwar ist es so, jeder Mensch hat verschiedene Persönlichkeitsmerkmale und Unternehmer, die zeichnen sich oftmals dadurch aus, dass sie so diesen Persönlichkeitstyp haben, irgendwas schnell umzusetzen, entscheidungsfreudig zu sein und die gerne irgendwas anschieben. Und sie schieben aber gerne was an, aber das dann alles abzuarbeiten, da hat ein Unternehmer meistens keine Lust dazu. So und mir geht es zumindest so, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber dann dieses ganz Filigrane da bis ins kleinste Detail das alles abarbeiten und so, um Gottes Willen, also für mich ist das nichts. Vielleicht ist es bei dir anders, frage ich mal.
Niels: Ist bei mir ganz, ganz genauso. Also ich möchte gerne die Dinge anschieben, ich möchte wissen, dass sie funktionieren, aber ich muss nicht in jedes letzte Detail mit eingebunden sein.
Jochen: Genau. Also ich merke das auch immer, wenn ich mit meiner Assistentin zusammenarbeiten. Ich habe jetzt zum Beispiel dieses Thema, sage ich mal, die Geschäftsreise zu buchen, habe ich jetzt einfach mal verüberantwortet. nd am Anfang war es dann doch ein bisschen hin und her und ich dachte, „Meine Güte, hat das überhaupt Sinn gemacht, das abzugeben?“, weil es war doch dann recht kompliziert, es gab sehr viele Rückfragen und so. Und dann habe ich gedacht ‚Ne‘, weil letztendlich ist es so, ich hab es schnell weggemacht, ich hab es schnell abgegeben, es hat mich letztendlich auch gar nicht so sehr gestört, mal immer mal kurz noch eine Rückfrage zu beantworten. Ich habe dann gleich gesagt, „Pass auf, was wir jetzt erarbeitet haben, packe das gleich in einen Prozess rein, dass es nächstes Mal klar ist“. Das sind so einfache Sachen wie, zahle ich mit Kreditkarte oder per Bankeinzug, wenn ich die Buchung fürs Hotel mache? Bei der Fahrkarte für die Bahn, mit was für einer Karte möchtest du dich identifizieren, wenn der Schaffner kommt, mit Kreditkarte / mit der Bankkarte?
Das sind alles so Kleinigkeiten, die man dann einmal abklärt und die dann klar sind und weil ich das abkläre, kann ich dann nächste Mal wieder in dieser Initiative Schnellstarter sein und sagen, „Okay, pass mal auf, kannst du mal eine Reise für mich buchen? Dann und dann und spätestens da und da und du weiß ja, zum Beispiel das und das Hotel und mach mal per Bahn und so“ und dann sind das 15 Sekunden, weil ich die Vorarbeit vorher gemacht habe, ne? Weil jetzt waren es vielleicht eine Stunde oder anderthalb, aber nächstes Mal ist es dann einfacher und ich kann sozusagen das, was ich natürlicherweise gerne mache, nämlich Sachen delegieren, einfach und schnell machen, ohne dass es für mich Kopfzerbrechen bedeutet.

In diesem Sinne. Niels, möchtest du noch irgendetwas unseren werten Zuhören mit auf den Weg geben für die nächste Woche?
Niels: Ich möchte auf die Woche geben das, was ich von dir gelernt habe, Jochen, dass ich mir jetzt bei vielen Dingen, die ich mache, einfach eine kurze Liste dazu mache, was ich da so an einzelnen Arbeitsschritten habe, also so eine mini Prozessdokumentation und daraufhin endlich mal eine echte Entscheidungsgrundlage habe: „Kann ich was outsourcen? Wie kann ich es outsourcen? Und was will ich da verändern?“.
Jochen: Super. Leute, Leute, Leute, vielen Dank, dass Ihr wieder so schön zugehört habt. Alles, was wir heute sozusagen kommuniziert habe, findet Ihr auf www.unternehmer.link/33. Auf der Website nochmal zum Downloaden, als PDF zum Ausdrucken, für unterwegs, wie auch immer.
Ich wünsche euch eine wundervolle Woche. Es wird auch wahrscheinlich, wenn diese Folge ausgestrahlt wird, noch wahnsinniger toller Sonnenschein draußen sein. Und denkt daran oder denk daran: Du hast das Recht glücklich zu sein.