Archiv für den Tag: 22.04.2015

[Gespräche] „Episode 29 – Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen?“

Jochen: Achim, Achim, Achim. Ich glaube – weißt du, was ich glaube?
Achim: Ne, erzähle.
Jochen: Ich glaube, dass heute der Tag der Zitate ist, ganz ehrlich. Ganz ehrlich.
Achim: Ja, glaube ich auch.
Jochen: Ja, also Wahnsinn.
Achim: Selbst unser Titel ist ja schon ein Zitat.
Jochen: Das ist ja unglaublich. Von wem ist der eigentlich?
Achim: Von Helmut Schmidt.
Jochen: Von Helmut Schmidt alias Bundeskanzler, ja?
Achim: Alias Bundeskanzler, alias unkaputtbar, wahrscheinlich von innen konserviert durch seine Raucherei.
Jochen: Ich glaube auch. Wie alt ist der jetzt?
Achim: Oh, war es 94 oder 96?
Jochen: Der ist wirklich 96 Jahre alt, ne? Das glaubt man nicht.
Achim: Irgendwas in der Richtung jedenfalls. Ich bin gar nicht ganz sicher.
Jochen: Ich mein, der hat ja sein Leben lang geraucht wie ein Schlot, ne?
Achim: Tut der immer noch, ja.
Jochen: Ich glaube, wenn der aufhören würde, wäre das sofort der sichere Exitus.
Achim: Wahrscheinlich. Ich sag ja, das konserviert.
Jochen: Ja absolut, absolut.
Achim: Ja, aber spannend. Also das ist ja Helmut Schmidt, der mal gesagt hat: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“.
Jochen: Ja, das ist ja erstmal die These, ne?
Achim: Ja, was hältst du davon?
Jochen: Ich war beim Arzt, der hat mir gesagt, das hilft nix mit meiner Vision, da soll ich wieder gehen.
Achim: Ach so.
Jochen: Da konnte er nichts mit anfangen.
Achim: Kann er nichts mit anfangen.
Jochen: Also du hast vorhin einen ganz schönen Satz gesagt und vielleicht kannst du das nochmal sagen, weil da habe ich dann nichts verstanden. Man kann ja denken über Helmut Schmidt…
Achim: Ach so. Ja, also ich habe ja gesagt, man kann ja denken über Helmut Schmidt, was man will, man kann ihn mögen oder auch nicht, aber in diesem speziellen Fall bin ich der Meinung, dass er nicht recht hatte.
Jochen: Ah ja ok, jetzt habe ich es verstanden.
Achim: Hast du es verstanden?
Jochen: Ja.
Achim: Denn ich glaube, dass es durchaus sinnvoll sein kann, eine Vision zu haben.
Jochen: Ja, also ich bin da ganz bei dir. Ich bin ein sehr großer Fan von Visionen und bin der Meinung, dass das sehr, sehr wichtig ist. Also ich vergleiche das so ein bisschen wie mit der Landkarte; wenn du eine Landkarte hast und du weißt aber nicht, wo du hinwillst, also zum Beispiel, du weißt nicht, dass du nach Nürnberg willst, dann nützt dir die Straßenkarte auch nichts, ne?
Achim: Das stimmt.
Jochen: Dann kannst du mit der nichts anfangen.
Achim: Und da du ja sagtest, heute ist Tag der Zitate, würde ich gleich nochmal ein Zitat anschließen, was jetzt sozusagen zu Helmut Schmidt die Gegenthese ist. Und dieses Zitat ist von Erich Fromm (heute wird es kulturell bei uns), der nämlich gesagt hat: „Wenn das Leben keine Vision hat, nach der man sich sehnt, dann gibt es auch kein Motiv, sich anzustrengen“.
Jochen: Ja. Wohl wahr, wohl wahr.
Achim: Ja, das finde ich auch.
Jochen: Ja.
Achim: Es gibt ja auch den nächsten Spruch, ich weiß gar nicht, ob das jemand speziell gesagt hat, aber es heißt doch so schön: „Wer nicht weiß, was er will, muss sich nicht wundern, was er bekommt“.
Jochen: Ich glaube Achim, du hast da, glaube ich, jetzt so das Büchlein der 10.000 schlausten Sprüche oder so gerade neben dir liegen.
Achim: Ne, gar nicht. Also den hatte ich sogar im Kopf, du wirst es kaum glauben.
Jochen: Also ich kann da überhaupt nichts dazu sagen, ne? Also das ist so krass. Also ich kann da nur so ein bisschen philosophisch da sozusagen kontern.
Achim: Ja mach mal.
Jochen: Und sagen, naja, es ist ganz einfach, also der Verstand, der arbeitet sozusagen immer, ne? Der arbeitet prinzipiell immer und ich muss dem aber was vorwerfen, ja? Ich muss dem irgendwas geben, mit dem er sich beschäftigt. Wenn ich dem nichts gebe, dann fängt der an mich selbst zu zerfleischen. Das merkt man, wenn man irgendwie nichts zu tun hat und keine Ziele und gar nichts hat, dann fängt man an sich selber zu demontieren, ne? Dann sagt man, „Ah hier und das und was ist denn damit und so“. Und vielleicht ist das auch das, was Menschen anfangen, wenn sie keine Ziele mehr haben, wenn sie in Rente gehen, denn dann kommen die Krankheiten plötzlich und dann ist das und dies und so.
Achim: Ja, es ist zumindest ganz wichtig, dann Ziele zu haben.
Jochen: Ja genau.
Achim: Das auf jeden Fall. Wenn man plötzlich da so rausfällt, man war den ganzen Tag eingebunden, eingespannt, gefordert vielleicht und plötzlich hat man natürlich die Gefahr, dass man sich so ein bisschen überflüssig fühlt, ne?
Jochen: Genau.
Achim: Aber ich denke, die meisten unserer Hörer sind noch nicht in dem Alter.
Jochen: Ah, ich glaube auch nicht. Ich glaube, wir haben ja die klassischen Unternehmer vor uns, die sagen, „Hey Leute, also ganz klar: Rente? Ich weiß gar nicht, wie man das schreibt“. Erstens ist es noch lange hin und zweitens ist die große Frage, ob man das überhaupt will, ob man vielleicht höchstens Teilzeitrentner wird, ja? Und sagt, das macht mir einfach so einen Spaß, Dinge nach vorne zu bringen, dass das etwas ist, was solange Teil meines Lebens ist, wie ich hier auf dieser Welt ein und ausatme.
Achim: Ja, da kann man nur hoffen, dass das dann jeder freiwillig macht und nicht, weil er das muss. Das ist ja das Entscheidende.
Jochen: Ja, das ist, glaube ich, entscheidend. Das ist, glaube ich, entscheidend. Aber gehen wir nochmal zurück.
Achim: Genau.
Jochen: Gehen wir nochmal zurück zur Vision. Also ganz klar, für uns beide ist eine Vision wichtig. Und jetzt ist natürlich die Frage, wie kann ich das ganz praktisch machen für Euch da draußen? Was gibt es für Methoden? Wie kann ich an meiner Vision arbeiten?
Also wenn man jetzt vielleicht nochmal so die Folgen, die wir haben, Revue passieren lässt, ist natürlich eins besonders wichtig: Dass eine Vision auch zu einem passen muss. Also ein gutes Indiz dafür ist, dass eine Vision auch relativ deckungsgleich mit der besonderen Begabung sein sollte.
Achim: Ja, das stimmt.
Jochen: Das ist ein Thema, was wir in einer der letzten Folgen gemacht haben. Und im Grunde genommen, kurz zusammengefasst ist eine besondere Begabung eine Tätigkeit, in der man aufgeht und wenn man diese tut, dass man dann das Gefühl hat, dass man Zeit und Raum vergisst und nach einer gewissen Zeit, wenn man auftaucht, wundert man sich, wie viel Zeit vergangen ist und dass man unter Umständen sogar viel mehr Energie hatte als vorher.
Achim: Ja.
Jochen: Und das finde ich, glaube ich, sehr wichtig.
Achim: Das stimmt. Ich würde ganz gern nochmal kurz darauf eingehen, weil dieser Begriff „Vision“, der ist ja immer so, also mir geht es zumindest so, dass ich finde, dass es immer sowas Großes hat, dass das sowas Besonderes hat.
Vision – habe ich eine Vision für mein Leben? Das klingt immer nach etwas ganz Großem und kann vielleicht auch ein bisschen abschrecken. Ja, deshalb fand ich in dem Zusammenhang auch eine Definition eigentlich ganz gut, die das ganze meiner Meinung nach so ein bisschen erdet, ja? Also jetzt komme ich wieder mit meinem Bildungsauftrag hier.
Vision kommt aus dem Lateinischen. Visio: Anblick, Erscheinung.
Jochen: Ok.
Achim: Und das ist schon gar nicht so schlecht, denn im weiteren Sinne sagt man, dass eine Vision das innere Bild einer Vorstellung ist, meist auf die Zukunft bezogen. Und das finde ich, trifft es eigentlich ganz gut. Das innere Bild einer Vorstellung, auf die Zukunft bezogen.
Das heißt, ich stelle mir etwas für die Zukunft vor, wie etwas sein soll, im Zweifelsfall jetzt mein Leben oder wie mein Unternehmen aussehen soll. Oder optimaler Weise passt das ja zusammen; das Leben, wie man sich es vorstellt, sollte ja mit dem Unternehmen irgendwie abgeglichen sein und andersherum, damit das Sinn macht.
Und so finde ich, wird es ein kleines bisschen greifbarer auch, was Vision bedeutet.
Jochen: Ja, das findet ich sehr gut. Was ist denn der Unterschied, deiner Meinung nach, zu einem Ziel?
Achim: Ja, das ist ja auch eine Frage. Also ich denke, ein Ziel ist natürlich etwas sehr, sehr konkretes. Also ein Ziel ist auch für mich eher etwas – ja, es gibt natürlich auch kurzfristige und langfristige Ziele, aber es ist für mich vielleicht noch ein Stück weit spezifischer.
Jochen: Ja, oder vielleicht ist es auch weniger lebendig.
Achim: Ja, vielleicht ist es weniger lebendig. Stimmt, es ist natürlich auch erstmal nüchterner von der Formulierung vielleicht auch, weil es etwas ist, ein Ziel, das ist dann genau messbar, also das hinterlegt man gerne mit Zahlen, Daten, Fakten. Während eine Vision, ich finde, da ist es auch wichtig, dass man – also es soll natürlich auch möglich sein, aber dass die so ein bisschen mich mehr emotional anregt.
Jochen: Ja, also ich muss dir da ein bisschen widersprechen bei dem Konkreten, weil das finde ich auch bei einer Vision sehr wichtig, dass man sehr konkret agiert, aber mit dem Emotionalen, da würde ich dir auf jeden Fall zustimmen.
Achim: Ja, vielleicht konkret im Sinne von Zahlen, Daten, Fakten und das kann natürlich die Vision auch betreffen. Wobei eine klassische Vision, also da komme ich jetzt mal auf diese Vision von Bill Gates, also ich glaube, sie ist von Bill Gates: „In jedem Wohnzimmer sollte ein Computer stehen“. Ja?
Jetzt sagt man, ok, das ist ja etwas, wo ich sage, selbst ein Bill Gates, als reichster Mensch der Welt, hat diese Vision noch nicht erreicht.
Jochen: Ja.
Achim: Ja? Das heißt, also im klassischen Sinne ist eine Vision in der klassischen Definition dann auch häufig etwas, was ein Stück weit irgendwie, ein Stück weit insofern unerreichbar ist, als dass es immer noch mehr geht, nach dem man streben kann.
Jochen: Ja, wobei ich dir ganz ehrlich sagen muss, das ist schön, dass Bill Gates eine Vision hat, aber für mich ganz praktisch bin ich ein großer Fan von den 3-Jahreszeiträume oder maximal 10-Jahreszeiträume und ich finde, da darf es dann auch sehr konkret sein.
Weil wenn ich Euch sozusagen draußen frage „Liebe Unternehmerkollegen“, will ich mal sagen, „was habt ihr denn für eine Vision so wie Bill Gates?“, da würde wahrscheinlich jeder irgendwie den Kopf schütteln und sagen, „Ne, sowas habe ich nicht. Also keine Ahnung“. Jeder sollte ein Smartphone haben oder keine Ahnung.
Also das hilft uns, glaube ich, jetzt hier als Unternehmer in der Situation, glaube ich, wenig weiter, ne?
Achim: Ja. Ich weiß, was du meinst. Dass das ein bisschen zu abstrakt ist.
Jochen: Gehen wir es doch mal einfach konkret an. Also jetzt ist es beispielsweise so, dass man sagt, ich bin hier mit meinem Alltagsgeschäft beschäftigt, ich weiß jetzt vielleicht, was meine besondere Begabung ist (wer es noch nicht weiß, kann nochmal die Chance nutzen und eine der letzten Folgen, wo wir es besprochen haben, nochmal für sich durchgehen) und jetzt will ich sozusagen an meiner Vision arbeiten. Wie würdest du das machen?
Achim: Wie ich an meiner Vision arbeiten würde?
Jochen: Genau, was gibt es für Möglichkeiten? Wir haben ja sozusagen im Vorgespräch, wie man es so schön sagt, unser kleines Vorgespräch, was wir immer kurz vor der Aufzeichnung haben, haben wir über verschiedene Mittel gesprochen, verschiedene Dinge, die man tun kann, ne? Also einmal Wort und Bild, will ich mal sagen.
Achim: Ach so, ja, ja. Richtig, genau. Ja, das ist, glaube ich, auch tatsächlich, also wenn man mal ein bisschen das wieder runterbricht, das ist ja das, was wir jetzt irgendwie tun wollen, dann glaube ich, dass es ganz wichtig ist, tatsächlich dass man seine Vision oder seine Vorstellung, die man von der Zukunft hat, dass man die möglichst für sich greifbar macht. Und greifbar heißt, so dass man sich tatsächlich versucht hineinzuversetzen, also wie ist das, wenn ich diesen Zustand erreicht habe?
Jochen: Genau. Und es gibt verschiedene Möglichkeiten. Also wir haben in der Folge der 3Z-Frage, glaube ich, auch den Teil genannt, dass man sich hinsetzt und das aufschreibt. Das ist eine Möglichkeit. Man nimmt ein Blatt Papier und schriebt einfach auf, wie soll sich mein Leben in drei Jahren anfühlen? Und das Entscheidende ist dabei, dass wir dort wirklich das konkret aufschreiben, also möglichst mit Datum, mit Uhrzeit, wo bin ich genau, wie fühlt sich das an?
Wer das genau haben möchte, wir haben ein Arbeitsblatt dafür, für dieses Thema, der kann unter dem Link www.unternehmer.link/29 kann das, wenn er seine E-Mail Adresse hinterlegt, von uns entsprechend zugeschickt bekommen, dieses Paper. Das ist ein Link zum Google Dokument, was wir auch für das Coaching verwenden.
Und da schreibt man dann direkt auf, wie das in drei Jahren aussehen soll. Richtig als Übung, setzt man sich hin, schreibt das auf.
Du hattest noch eine andere Variante genannt, über die du in deiner Karriere sozusagen als Unternehmer gestolpert ist, wie man statt schreiben das Ganze auch noch ausgestalten könnte.
Achim: Meinst du jetzt die Collage?
Jochen: Genau, ich meinte jetzt die Collage. Genau.
Achim: Ich muss ja mal fragen.
Jochen: Ja, ja genau.
Achim: Ja, das ist richtig. Also was mir geholfen hat, ist tatsächlich stark zu visualisieren, indem ich tatsächlich eine Collage gebaut habe, im Prinzip eine Lebenscollage, also wie möchte ich leben, wie soll mein Umfeld aussehen? Weil ich da eher visueller veranlagt bin in diesen Bereichen und mir es hilft, wenn ich entsprechende Bilder habe, die ich sehe.
Jochen: Ja.
Achim: Und das fand ich für mich eigentlich ganz spannend. Ich kenne auch einige Unternehmer, die das machen, die also bei sich zu Hause oder im Büro eine Collage hängen haben mit verschiedenen Bildern, wo ganz klar ist, da will ich hin, da soll mein Leben sein.
Jochen: Ok. Und ein wichtiger Punkt ist auch noch: Wenn man das jetzt noch ein bisschen weiter tun möchte mit der Vision oder noch weiter in die Tiefe gehen möchte, ist meine Empfehlung, dass man täglich sich hinsetzt und sich 15 Minuten entweder abends, wenn man jetzt ein Abendmensch ist, oder morgens hinsetzt und kurz den Wecker stellt oder sich eine Zeit hinlegt, wo man sein Telefon abschaltet, sich an einen bequemen Ort setzt, in seinen Sessel oder in sein Liegestuhl, was auch immer für einen bequem ist, vielleicht liegt man auch abends schon in seinem Bettchen und dann sozusagen, dass man sich einfach vorstellt, wie sieht das aus, wo will ich genau in drei Jahren sein, wie soll das aussehen? Und wirklich da ganz konkret dann sich das vorstellt.
Achim: Ja, ich glaube, das Entscheidende dabei ist, dass man versucht, dieses Gefühl zu bekommen dafür, also sich in die Situation hineinzuversetzen, also ähnlich, wie wenn man jetzt ein schönes Urlaubserlebnis hatte und man versucht sich im Nachhinein da nochmal hineinzuversetzen, wie das gewesen ist, was einen gefallen hat, wie das gerochen hat, wie es geschmeckt hat, wie es ausgesehen hat. Und genauso ist das wahnsinnig hilfreich.
Also ich muss sagen, gerade in Zeiten, wie auch bei mir jetzt, wo viel im Umbruch ist und wo ich in erster Linie darauf hinarbeite, man ist so in seinem Trott, jeden Tag irgendwie bestimmte Herausforderungen anzunehmen, ein paar Probleme beiseite zu schaffen und ein Stück weiter zu kommen und darüber vergisst man ganz schnell wirklich, wo eigentlich der Punkt ist, wie es denn später mal sein soll, wie mein Leben aussehen sollen. Nennen wir es mal eben die Vision, ja? Wie das sein soll, wenn ich es erreiche und wie sich das anfühlt, was das mit mir macht, welche Gefühle das in mir auslöst.
Ich will jetzt nicht hier irgendwie spirituell werden, um Gottes Willen, aber es ist trotzdem wichtig.
Jochen: Ich hab ja schon die Lichter an, also es ist alles kein Problem.
Achim: Hast du schon, ja?
Jochen: Ja, ja.
Achim: Jaja, ich bin auch schon ganz überwältigt.
Jochen: Auch die Duftkerze ist schon bereitgestellt.
Achim: Ok, sehr schön. Ja, aber ich glaube in dem Falle wirklich, dass das sehr, sehr hilfreich ist, wie genau man sich das vorstellen kann und nicht nur, dass man sich das durchliest, wie man es aufgeschrieben hat, sondern dass man versucht, das zu empfinden.
Jochen: Das ist nämlich, glaube ich, der Unterschied, genau.
Achim: Das ist genau der Unterschied. Ja, das eine ist, ich lese das oder sehe es und das andere ist, ich lasse mich darauf ein und versuche mich wirklich in die Situation hineinzuversetzen und wenn ich das tue, bin ich überzeugt davon, dass das einfach etwas auch auslöst, dass das so Energie freisetzt.
Dass man sagt, „Ok komm. Ja, es gibt bestimmte Herausforderungen, aber da ist der Weg hin, das will ich irgendwie erreichen“ und dann fällt es einem auch nicht so schwer. Also man kann dieses Gefühl auch in anderen Situationen wieder transportieren.
Jochen: Das habe ich nicht verstanden.
Achim: Ich meine, wenn du es schaffst, dieses Gefühl zu erzeugen für dich.
Jochen: Ja.
Achim: Ja? Dass du dann vielleicht auch in anderen Situationen, wo es dir mal nicht gut geht, oder wo du gerade wieder vor starken Problemen stehst und denkst ‚Wie kriege ich das jetzt hin?‘, dass es einfach auch helfen kann, sich dann kurz mal auch zwischendurch zurückzunehmen und sich in die Situation, in diesen Zustand, den du möchtest, dieses Empfinden hineinzuversetzen, um wieder neue Kraft zu tanken.
Jochen: Ok.
Achim: Das ist wie so eine kleine Rückzugsinsel, wenn man so will.
Jochen: Das heißt, man schöpft Kraft aus seiner Vision, die in der Zukunft liegt.
Achim: Richtig.
Jochen: Ok. Ich fand es auch ganz interessant, ich hab das jetzt ein paar Tage auch hintereinander gemacht, um das als neue Gewohnheit in mein Leben zu integrieren und ich hab festgestellt, dass auch diese Vision sich dann ab und zu auch einen Tag verselbständigt. Wenn man zum Beispiel auf dem Fahrrad sitzt oder mal in der Bahn sitzt oder im Auto, vielleicht auch im Stau steht, also dann ist das eine gute Möglichkeit, diese Zeit zu nutzen, um einfach vielleicht kurz auch in seine Vision reinzugehen. Also wer jetzt sagt, „Um Gottes Willen, ich hab gar nicht so viel Zeit, jetzt soll ich mich abends da auch noch hinsetzen“, also erstens ist es ja kein Muss, das ist ja eine Sache, die man machen kann und man kann das auch gut zwischendrin machen, also wenn man kurz Zeit hat, da sich hineinversetzen.
Ich hab zum Beispiel festgestellt, dass mir es beispielsweise teilweise leichter fällt, das im Gehen zu machen als im Sitzen.
Achim: Das glaube ich sofort, das sagt man ja allgemein sowieso, man sitzt sowieso viel zu viel, davon mal abgesehen, die meisten Menschen zumindest, und im Gehen ist man ja flexibler auch im Kopf, weil sich die Perspektiven auch verändern.
Jochen: Genau, aber ein Punkt, auf den ich noch hinaus möchte, ist: Wofür ist das gut? Also wofür könnte mir in meinem Leben als Unternehmer eine Vision helfen? Und ein Punkt, den du genannt hattest, war sozusagen dieser 10x-Faktor, dass ich sozusagen eine Vision mir wähle.
Ich hab ja auch letztendlich als Unternehmer auch immer Träume, wo ich sage, ich stelle mir beispielsweise vor, ich will 20.000 oder 200.000 Umsatz im Monat machen oder vielleicht noch mehr Umsatz, je nach Größe meiner Firma oder persönliches Einkommen, was ich als Geschäftsführer oder als Unternehmer, als Inhaber habe möchte und diese Vision ist meist größer natürlich als der Punkt, wo ich jetzt bin.
Und du hast auch gesagt, da gab es so ein schönes Zitat, das hast du vorhin schon mal am Anfang unserer Aufzeichnung genannt. Wenn man kleine Ziele hat, kriegt man auch nur ein kleines Ergebnis oder sowas ähnliches.
Achim: Ja. Ich habe sinngemäß gesagt: Wenn man klein denkt, bekommt man auch kleine Ergebnisse, wenn man groß denkt, bekommt man auch große Ergebnisse.
Jochen: Genau.
Achim: Entschuldige, da muss ich nochmal sagen, also ich würde jetzt im Zusammenhang mit Visionen weniger auf irgendwie Umsatz oder Einkommen oder sowas gehen. Das wäre mir ein bisschen zu kurz gegriffen, muss ich sagen, ja?
Jochen: Ja, da geht unsere Meinung auseinander. Also ich bin da schon auch ein Fan davon, das auch zu tun, weil man in dem Moment sich auch damit auseinandersetzt oder auch das Futter für das Unterbewusstsein gibt, das konkret dann durchzuarbeiten. Wenn man beispielsweise jetzt 20.000 verdient und dann in drei Jahren 200.000 verdienen möchte, dann hat das ganz bestimmte Konsequenzen.
Achim: Ja gut, ok. Da hast du vollkommen recht, ich will nur sagen, dass mir das Beispiel – also es muss ja gar nicht um Geld gehen.
Jochen: Nein, um Gottes Willen.
Achim: Das hat ja nichts mit Geld zwangsläufig zu tun, sondern vielleicht sagt jemand, ich will gar nicht mehr Geld verdienen, mir reicht sogar weniger, wenn ich aber ein anderes Leben führen kann.
Jochen: Genau.
Achim: Oder möchte, ja? Darauf wollte ich eigentlich nur hinaus.
Jochen: Das ist richtig.
Achim: Zu sagen, dass irgendwelche Visionen oder auch Ziele werden ja immer gerne so monetär ausgelegt, aber das ist ja nur, wenn überhaupt, ein Aspekt, der vielleicht gar nicht wichtig ist.
Jochen: Vollkommen richtig. Also vielmehr ist ja das Interessante: Was steckt hinter dem Geld?
Also als Beispiel, im Buch von Tim Ferriss, die 4-Stunden-Woche, beschreibt er einen Freund, der sagt, „Ich will jetzt die nächsten Jahre erstmal richtig ackern und dann habe ich eine Millionen“ und dann sagt er, „Ja, was willst du dann machen?“, „Dann will ich reisen“. Dann sagst du, ja gut, das könntest du doch jetzt auch schon machen, meint er, „Ja, hast du eigentlich recht“.
Also der Punkt ist, einfach zu sehen, was steckt eigentlich dahinter, was verbinde ich denn dann eigentlich mit dem Geld. Oftmals ist es so ein Gefühl von Freiheit, „Wenn man Geld hat, dann fühle ich mich frei“ oder so und dann zu gucken, was bedeutet eigentlich genau diese Freiheit für dich, wie sieht dein Leben dann aus, wenn du dich frei fühlst?
Achim: Ja.
Jochen: Oder wie ist es im Unterschied zu dem Leben, was du jetzt hast? Und dann kommt man vielleicht zu Punkten hin, die dann gar nicht so viel mehr mit Geld zu tun haben, sondern mit Veränderungen in seiner Struktur im Unternehmen oder vielleicht, dass man, wie du auch oft angesprochen hast, vielleicht sagen kann, vielleicht macht es Sinn für mich, etwas völlig anderes zu machen, oder mein Unternehmen umzustrukturieren, oder es in eine andere Richtung zu lenken.
Das kann ich aber letztendlich nur tun, wenn ich weiß, das ist etwas, wo ich gerne mich hin entwickeln möchte. So möchte ich, dass das aussieht und so stelle ich mir das vor. Ich möchte zum Beispiel, ein Teil meiner Vision ist, dass ich gerne auf dem Land leben möchte und am Küchentisch arbeiten möchte und rausgucken will auf den Garten und dann sozusagen trotzdem in dieser Situation ein super erfolgreiches Unternehmen habe, was gut läuft und wo die Prozesse klar sind, wo es zuständige Mitarbeiter gibt, die für bestimmte Dinge zuständig sind und dass einfach alles organisiert ist, dass sich das gut anfühlt, dass ich entspannt bin und dass ich die Dinge, in denen ich gerne arbeite, tun kann. Und das ist etwas, was jetzt unterschiedlich ist zu dem, wo ich jetzt bin; im Moment lebe ich in der Stadt. Also wäre das zum Beispiel schon eine Veränderung, die das für mich dann entsprechend nach sich ziehen würde.
Achim: Das stimmt. Ich hab dich zwischenzeitlich mal ein bisschen verloren.
Jochen: Ja, das ist ja auch so bei meinen kleinen Monologen. Das kann auch sein, dass der eine – vielleicht ein gutes Indiz, ja? Also wenn du mich verlierst, dann geht es vielleicht auch den Zuschauern so oder den Zuhörern.
Achim: Ich weiß nicht, ich war hängengeblieben, das fand ich eigentlich ganz interessant, das würde ich gerne nochmal mit auf den Weg geben, weil du die Geschichte von Tim Ferriss oder von einem Freund von Tim Ferriss erzählt hast, mit dem Reisen. Und da gibt es diese schöne Geschichte vom mexikanischen Fischer.
Jochen: Ja.
Achim: Der Fische fängt. Wenn man das bei Google eingibt, die Geschichte vom mexikanischen Fischer, kommt man sofort darauf und das ist eine sehr schöne Geschichte in dem Zusammenhang, die du auch erzählt hast, die es eben auf den Punkt bringt.
Da sagt er, „Ich will reisen, aber erstmal muss ich irgendwie lange arbeiten und muss viel Geld verdienen, bevor ich reisen kann“, „Warum kannst du es nicht jetzt?“. Und das ist, glaube ich, so ein bisschen was dahintersteckt, ist ja die Frage, was man vermeintlich meint, an Zwängen zu haben, die aber vielleicht gar nicht notwendig sind.
Und das finde ich auch gerade als Unternehmer ganz spannend, gerade wenn es auch dahingeht, welche Vision erlaube ich mir überhaupt, ja? Dass häufig es so ist, dass nach einer gewissen Zeit, wenn man eben in seinem Alltag so drinsteckt, man gar nicht mehr das Gefühl hat, dass man frei ist, obwohl man doch irgendwie sich selbstständig gemacht hat oder Unternehmer ist, um auch bestimmte Freiheiten zu haben. Aber viele fühlen sich halt gar nicht mehr frei und erlauben sich gar keine Vision. „Wie müsste es denn sein oder wie sollte es anders sein?“. Oder auch das Umfeld beeinflusst das natürlich teilweise auch, weil im Umfeld, wenn man Angestellter ist, dann versteht das jeder, wenn man sagt, „Hach ja, mir geht es nicht gut in meinem Job und ich muss irgendwas anders machen, das ist alles so doof. Der Chef ist doof, die Arbeit ist doof“. Ist ja gesellschaftlich total akzeptiert, sowas zu sagen.
Jochen: Ja, ja.
Achim: Aber sag mal als Unternehmer, „Boa, in meinem Unternehmen, das macht mir womöglich gerade gar keinen Spaß, mir gefällt das nicht. Das ist hier gerade alles doof in meinem Unternehmen“.
Jochen: Ja.
Achim: Dann guckt dich jeder an und sagt, „Wieso? Das ist doch dein Unternehmen, das ist doch deine Sache“.
Jochen: Ja, natürlich hat derjenige auch irgendwo recht, ne?
Achim: Der hat auch Recht, natürlich. Klar. Um Gottes Willen, aber dieses Gefühl, nicht mehr frei im eigenen Unternehmen zu sein, sondern von vielen Zwängen eben umgeben zu sein, das ist ja trotzdem häufig da.
Jochen: Klasse.
Achim: Was sagst du?
Jochen: Klasse, sage ich. Klasse, finde ich toll.
Achim: Ja und sich dann zu erlauben, da auch trotzdem zu sagen, „Ok, nur weil das Unternehmen so ist, wie es jetzt ist, kann ich mir womöglich bestimmte Visionen auch gar nicht erlauben oder bestimmte Ziele, oder sind für mich unrealistisch“ und das ist eigentlich Blödsinn.
Aber das sich selber klarzumachen, dass man es an der Hand hat und die Veränderung einfach möglich ist. Das klingt banal vielleicht, aber ich kenne eine Reihe von Unternehmern, die so in ihren vermeintlichen Zwängen drin sind, dass sie sich nicht vorstellen können, wieder völlig da rauszukommen.
Jochen: Das ist interessant, weil da sind wir ja – deswegen habe ich auch „Klasse“ gesagt – sozusagen mittendrin in dem super genialen Thema der Glaubenssätze, was ja auch immer Teil unseres Coaching ist. Also es passt eben wieder wie die Faust auf den Eimer, weil das einfach genau das Thema ist. Also auch dieses schöne, sehr schöne Paradigma, zwei Sätze, die ich eigentlich am Schluss noch mit auf den Weg geben will, die man aber hinterfragen sollte. „Selbst heißt selbst und ständig“.
Achim: Nein.
Jochen: So das ist jetzt für die Selbstständigen. Und das zweite ist so, „Naja gut, mein Mann, der muss so viel arbeiten, der ist ja Unternehmer, das lässt sich ja nicht ändern“.
Achim: Ja, Unternehmer und nicht Unterlasser, nicht? Genau, die Sprüche kenne ich auch.
Jochen: Genau, genau. Und das sind einfach Punkte, wo ich ganz klar sage: Ja, also herzlichen Dank, dass wir darüber gesprochen haben und es ist eben nicht so. Es hängt einfach ganz klar davon ab, wie man bereit ist, über seinen Schatten zu springen und diese Dinge in Frage zu stellen.
Ich sage nicht, dass man, wenn man jetzt Unternehmer ist, sofort von einen Tag auf den nächsten diese Dinge ändern kann, aber das ist genau der Gegenstand, den wir im Coaching haben, zu sagen, „Okay, da stehe ich und hier will ich hin und wie kann ich jetzt von einem erfolgreichen Unternehmer zum glücklichen Unternehmer werden?“, ja?
Achim: Ja.
Jochen: Und das ist genau das, was es ausmacht. Ich meine, nur erfolgreich war gestern, erfolgreich und glücklich ist heute.
Achim: Da hast du allerdings wieder recht, ja.
Jochen: Das ist so ein bisschen, was sich für mich heute auch ändert, ja? Wenn man so zurückguckt in die 60er, da waren so die, die geackert und geackert haben, aber selber sozusagen sich unter das Unternehmen gestellt haben, in den Dienst des Unternehmens, will ich fast mal sagen.
Achim: Ja richtig.
Jochen: Aber es hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden, dass man einfach sagt, das Unternehmen ist etwas, was für mich da sein sollte, was sozusagen mir dienen sollte, um bestimmte Dinge zu erreichen in meinem Leben.
Achim: Ja.
Jochen: Und das ist eine sehr spannende Geschichte.
Achim, was könntest du noch zusammenfassen? Wir sind am Ende unserer kurzen Sequenz zu dem schönen Thema Visionen angekommen, ganz klar mit der Aussagen: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“ sehen wir eben nicht so. Und ja, möchtest du noch was zusammenfassen aus unserer heutigen Folge?
Achim: Ja, ich würde vielleicht nochmal keine klassische Zusammenfassung, sondern mal kurz ermutigen wollen. Ob man es Ziele nennt oder Visionen, wie man es nennt ist eigentlich auch gar nicht wichtig, aber dass es etwas gibt, wo man sagt, diesen Zustand möchte ich erreichen, da möchte ich hin.
Die, die es schon erreicht haben, wunderbar, die sollen es genießen, aber die, die noch sagen, „Ich hab da noch ein Weg vor mir“, denen zu sagen, versucht möglichst es genau zu machen, versucht euch das vorzustellen, versucht euch in diesen Zustand hineinzuversetzen, damit im Alltag und auf dem Weg dahin immer wieder man Energie hat und Kraft schaffen kann, um das zu erreichen.
Jochen: Ja wunderbar. Ich kann noch am Schluss sagen, wir haben natürlich wieder ein Link für heute: www.unternehmer.link/29, heißt nicht .de, sondern .link. Direkt so im Browser kann man das eingeben. Da findet Ihr die Abschrift von der Folge als PDF und wir haben als Schmankerl nochmal ein Arbeitsblatt, mit dem Ihr Eure 3-Jahres-Vision erarbeiten könnt, als Worksheet sozusagen. Das möchte ich nochmal mit auf dem Weg geben.
Ja und ansonsten freue ich mich wieder auf die nächste Woche. Es hat mal wieder Spaß gemacht mit dir, Achim, zu plaudern über das Thema.
Achim: Danke, kann ich zurückgeben.
Jochen: Und ich wünsche Euch dort draußen, oder ich wünsche Dir dort draußen eine tolle Zeit und denkt daran: Du hast das Recht glücklich zu sein! Bis zur nächsten Woche.
Achim: Bis zur nächsten Woche.