Archiv für den Tag: 16.12.2014

[Gespräche] Episode 11 – der fehlerlose Unternehmer

Jochen:    Achim, lass uns doch mal sprechen über den fehlerlosen Unternehmer. Ich hab da schon mal eine Liste vorbereitet.

Achim:    Na, auf die bin ich mal ganz gespannt.

Jochen:     Mein neues Buch „80/20 Outsourcing“ ist in Arbeit.

– Was interessiert Dich?
– Was sind Deine dringlichsten Fragen zum Thema?

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Ja, Episode 11, Achim, sind wir schon.

Achim:    Ja, letztes Mal waren wir 10, jetzt sind wir 11.

Jochen:    Jetzt sind wir schon bei Nr. 11, ne?

Achim:    So geht’s.

Jochen:    10 plus 1 macht 11.

Achim:    Unglaublich.

Jochen:    Wahnsinn. Ich find das ein super spannendes Thema und ich hab mir auch richtig viele Gedanken gemacht; ich hab hier ungefähr 40 Seiten von Unternehmern, die keine Fehler gemacht haben. Was sagst du jetzt?

Achim:    Na, ich sage, dass ich das nicht glaube.

Jochen:    Ja, aber ich würde dir das verkaufen, die Liste.

Achim:    Du willst mir die Liste verkaufen?

Jochen:    Ja. Das sind 40 leere Din A4 Seiten.

Achim:    40 leere Din A4 Seiten? Ja, ok.

Jochen:    Dann hast du wieder Din A4 Seiten, ne? Steht drauf: Weltweit alle Unternehmer, die keine Fehler gemacht haben.
Kannst du kaufen, für 19,90 Euro.

Achim:    Wow.

Jochen:    Ja.

Achim:    Das ist ein gutes Geschäftsmodell.

Jochen:    Finde ich auch. Finde ich auch.

Achim:    Also könnten wir auf die Homepage stellen. Also wer möchte, kann eine Liste kaufen für 19,90Euro. Eine Liste mit allen Unternehmern weltweit, die keine Fehler gemacht haben.

Jochen:    Ja, das können wir machen, aber ich biete dir das exklusiv an für 19,90 Euro.

Achim:    Ach, du bietest mir das exklusiv an? Ja gut, ich würde sagen das verhandeln wir später dann mal.

Jochen:    Das handeln wir später aus. Es wird aber jetzt teurer, ne? Du hast jetzt das Angebot nicht angenommen, ne? Alles ist jetzt alles andersrum, wird jetzt hochverhandelt sozusagen.

Achim:    Ja.

Jochen:    Sagen wir mal 25. Komm, 25.

Achim:    Ja, ok. Damit du Ruhe gibt’s, 25.

Jochen:    Ok, gut. Ja.

Achim:    So ok, jetzt wäre die spannende Frage: Warum steht da keiner drauf?

Jochen:    Ja, also sage ich mal, da gibt’s ja diesen schönen Spruch: „Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein“, oder so ähnlich.

Achim:    Ich weiß nicht, ob das so ganz bibelfest ist, aber ich glaube wir müssen das erstmal auf eine andere Ebene bringen.

Jochen:    Ja ok, alles klar.

Naja, also ich von mir zumindest kann sagen, ich hab auf jeden Fall eine Menge Fehler gemacht in meinem Unternehmerleben.

Achim:    Ja.

Jochen:    Und wie ist es mit dir; wie viel hast du gemacht?

Achim:    Naja, so eins, zwei. Nein, ich hab sicherlich – keine Ahnung, wahrscheinlich kann man die gar nicht alle zählen und im Nachhinein, manchmal weiß man ja gar nicht, dass es ein – das ist sehr schwer auch herauszufinden, war es jetzt wirklich ein Fehler.

Jochen:    Ja.

Achim:    Aber interessant ist es ja, tatsächlich mal über Fehler zu sprechen und vielleicht sage ich mal drei Worte dazu, wie wir auf diese Thema heute gekommen sind.

Jochen:    Ja, aber mal eine spannende Frage nochmal nebenbei.

Achim:    Ja?

Jochen:    Ich will dich ja nochmal ein bisschen verwirren vorher.

Achim:    Ok.

Jochen:    Bevor du jetzt zum Endspurt hier gleich schon ausholst. Findest du nicht, dass es Unternehmer, die so gar keine Fehler haben, dass die so ein bisschen unsympathisch sind?

Achim:    Ja, also Fehler haben die ja auch, ja? Sie geben es nur nicht zu.

Jochen:    Macht das vielleicht die Unternehmer unsympathisch?

Achim:    Ja, schon so ein bisschen. Ja, also ein Unternehmer, der sagt, „Ja, bei mir wird das alles gut und ich habe keine Fehler gemacht“, dem misstraue ich schon mal grundsätzlich.

Jochen:    Ja. Also der Rolf Eden, der war jetzt in der Sendung, da würde ich sagen, der hat alles richtig gemacht.

Achim:    Ja gut, das ist Rolf Eden, der ist auch außer Konkurrenz, glaube ich.

Jochen:    Aber der ist trotzdem sympathisch, ne?

Achim:    Der ist trotzdem sympathisch, auf eine sehr spezielle Art und Weise sicherlich. Ich kenn ihn auch nicht persönlich, aber das ist ja schon eine Institution hier in Berlin, der Rolf Eden.

Jochen:    Ja, der ist ja der einzige, der neben Hugh Hefner ein weißes Jackett trägt, heutzutage noch.

Achim:    Ja, das stimmt.

Jochen:    Werden nur noch zwei hergestellt weltweit.

Achim:    Ja, das ist auch nicht so schlimm.

Jochen:    Ja Achim, wie bist du denn oder wie sind wir denn auf das Thema „Fehler“? gekommen?

Achim:    Ja, Fehler. Also ich meine, klar, Fehler bestimmen ja so ein bisschen auch durchaus mit unser Leben, mal mehr, mal weniger, über die ärgert man sich auch gerne und ich bin vor kurzem auf eine Veranstaltung gestoßen, nämlich eine Fehlerkonferenz.

Jochen:    Ja.

Achim:    Und den Titel fand ich schon sehr spannend.

Jochen:    Ok?

Achim:    Eine Konferenz, die den Titel „Fehler“ trägt. Und zwar wurde sie veranstaltet von dem Unternehmermagazin Impulse – ich weiß nicht, ob das der ein oder andere kennt.

Jochen:    Ja.

Achim:    Das ist ein, wie ich finde… also das ist jetzt so ein kleiner Werbeblock, obwohl ich daran nichts verdiene, für das Impulse-Unternehmermagazin, weil das sowohl für Selbstständige, als auch für Unternehmer sehr interessant ist, sehr interessante Artikel.

Und ja, die haben also diese Konferenz veranstaltet, auf der ich gewesen bin.

Jochen:    Ok.

Achim:    Und dort ging es den ganzen Tag nur um Fehler.

Jochen:    Aha.

Achim:    Es waren also dort circa 150 Unternehmer zusammen und es wurde intensiv über Fehler gesprochen, die man eben macht. Es gab einige Unternehmer, die Vorträge gehalten habe über ihre Fehler und das fand ich sehr, sehr spannend und das war ja so ein bisschen, nachdem wir darüber gesprochen haben, der Anlass zu sagen: „Ja, das wollen wir mal in unserem Podcast aufgreifen“.

Jochen:    Ja.

Achim:    Ja? Was bedeutet es Fehler zu machen und warum sind Fehler vielleicht auch gut und wie gehe ich vor allen Dingen mit Fehlern um.

Jochen:    Ja, das ist eine gute Frage.

Achim:    Das ist die gute Frage, denn dass Fehler passieren, ich glaube, da sind wir uns einig und ich denke auch, alle, die das hören, sind sich einige: Fehler passieren! Das kann man nicht verhindern. Das gehört auch dazu, ja? Und entscheidend ist ja nur: Wie gehe ich damit um und was mache ich aus diesen Fehlern?

Und das fängt an, du hast das gerade gesagt, beim Unternehmer selbst, wie er mit seinen Fehlern umgeht.

Jochen:    Ja.

Achim:    Dann analysiere ich meine Fehler. Bin ich bereit dahinzuschauen, dass ich Fehler gemacht habe? Habe ich auch die Chance daraus zu lernen.

Jochen:    Ja, gehen wir es vielleicht einfach mal ganz praktisch an, ja? Ich mein das ja immer schön.

Jetzt ist da zum Beispiel, haben wir jetzt zum Beispiel, folgendes ist passiert: Irgendeiner deiner Mitarbeiter hat irgendeine Entscheidung getroffen und die kostet dich jetzt 20,000 Euro, weil es die falsche war.

Achim:    Ja.

Jochen:    Was nun? – Rausschmeißen.

Achim:    Rausschmeißen. Ne, da gibt’s auch einen sehr… in einem Buch steht das drin, das ich gelesen habe.
„Und mittags geh ich heim“, da gab es auch diese Situation, eigentlich fast genau das gleiche: Ein Fehler, der 20,000 Euro gekostet hat, eines Mitarbeiters und die Frage war, „Haben sie ihn rausgeschmissen?“ und da war die Antwort: „Ich bin doch nicht blöd, ich schmeiß doch so teure Mitarbeiter nicht raus“.
Und die Wahrscheinlichkeit,  dass dieser Mitarbeiter diesen Fehler nochmal macht, wenn man darüber spricht, äußert gering ist, ja? Insofern ist es ja ein sehr wertvoller Mitarbeiter.

Jochen:    Ja.

Achim:    Der mir vielleicht auch ermöglicht, dass künftig das nicht mehr passieren kann.

Jochen:    Ok, jetzt haben wir aber diesen Mitarbeiter und der hat jetzt tatsächlich einen Fehler gemacht, hat irgendwie etwas beauftragt, was zu teuer war. Was würdest du jetzt tun?

Achim:    Ja, also erstens muss ich mal zurückgehen, weil wir waren ja bei dem Fehler der Unternehmer und das ist ganz wichtig, wenn wir jetzt in Richtung Mitarbeiter gehen.

Das erste ist, tatsächlich dort ein Vorbild zu sein und offen auch über eigene Fehler zu sprechen, denn das zeigt eben auch den Mitarbeitern: Niemand ist unfehlbar.

Das finde ich auch ganz wichtig, wenn es um das Thema Unternehmenskultur geht, weil da sind wir dann schon direkt auch beim Thema Fehler.
Wenn ich eine Unternehmenskultur selbst vorlebe, in der es so aussieht, als würde der Chef nie Fehler machen oder sie oft dann nicht zugibt, ist es natürlich auch für die Mitarbeiter schwer Fehler zuzugeben.

Jochen:    Verstehe. Also das heißt sozusagen, der vorne steht, als Vorbild sozusagen, als jemand, dem man auch nachlebt so ein Stück weit (man macht eigentlich auch das, was jemand sozusagen vorgibt), der gibt auch so ein bisschen den Ton an diesbezüglich, würdest du dann sagen?

Achim:    Ja richtig, genau.
Also das ist das Entscheidende, erstmal schon mal, dass man Vorbild ist, dass man selbst irgendwo sagt, man ist nicht unfehlbar und dann ist das nächste natürlich die Reaktion auf diese Fehler, ja?

Also häufig ist ja eine Reaktion: „Wie konnte Ihnen das bloß passieren, wie konnten sie das bloß tun?“, das ist aber falsch. Schlauer ist es zu fragen: „Seit wann wissen Sie denn von dem Problem“, weil dann können wir es lösen.

Jochen:    Ok.

Achim:    Also Mitarbeiter abzuholen und zu sagen, „Also dem ist schon bewusst, dass das nicht toll war, was er da getan hat“, aber entscheidend ist, „Ok, was machen wir jetzt daraus? Was können wir daraus jetzt verbessern?“.

Jochen:    Das ist das eine. Kann man auch fragen: „Wie können wir das zukünftig vermeiden?“

Achim:    Ja, selbstverständlich. „Wie können wir zukünftig vermeiden?“ – auch auf den Mitarbeiter einzubeziehen natürlich, ganz klar.
„Was müsste Ihrer Meinung getan werden, damit so ein Fehler nicht wieder passiert? Was ist das Sinnvolle, was ist wichtig?“

Und wichtig ist vor allen Dingen eben, neben dem eigentlichen Problem, dass das Vertuschen von Fehlern einfach nicht passiert und das passiert dann nicht, wenn man im Unternehmen eine gute Fehlerkultur hat, wo die Mitarbeiter wissen, „Ok, ich kann offen mit Fehlern umgehen und sie ansprechen“.

Jochen:    Ok. Also vielleicht noch ein anderes Beispiel, was nicht ganz in den Zusammenhang gehört, was ich aber sehr, sehr spannend auch finde.

Ich hab eine ganze Zeitlang auch technische Schulung gemacht und also sozusagen Leute geschult im technischen Bereich und da habe ich immer als erstes gesagt, wenn der erste Fehler passiert ist oder irgendwas nicht funktioniert hat, habe ich gesagt: „Das ist super. Super, ein Fehler. Total klasse, daraus können wir lernen. Daraus können wir uns angucken, wie das funktioniert“.

Und ich bin der festen Überzeugung, dass wenn man eine Schulung hat, eine technische Schulung, ist das allerbeste, was einen passieren kann, dass Fehler passieren, dass irgendwas nicht funktioniert, dass irgendwas nicht so funktioniert wie es sollte, weil daraus kann man dann viel besser lernen.
Wenn alles glatt läuft, dann hat das Gehirn gar nicht die Ecken und Kanten; es hat nicht die Ecken und Kanten sich die Dinge gut zu merken, ja?

Achim:    Ja.

Jochen:    Also wenn ich sozusagen irgendwo über die Straße laufen und mich fährt fast ein Auto an – das ist vielleicht ein bisschen doofes Beispiel, aber sei dahingestellt – dann werde ich bestimmt beim nächsten Mal vorsichtiger an der Ampel sein, ja? Während ich das 10 mal übe und es geht immer glatt, dann habe ich gar nicht das Bewusstsein dafür, dass irgendwas passieren könnte und ich weiß auch gar nicht, wie ich damit umgehe.

Und das nächste ist vielleicht, wenn ich wirklich einen Fehler mache oder wirklich etwas passiert, was sich schon abzeichnet, dann kann ich auch viel besser lernen auf so einen Umstand zu reagieren und merke es vielleicht auch schon eher, ne?

Achim:    Ja, selbstverständlich. Also ich würde gern auch nochmal kurz zurückkommen zu dem Thema „Fehler von Mitarbeitern – Umgang damit“.

Also es ist halt eine Sache darauf zu reagieren: „Um Gottes Willen, wie konnte das passieren?“, das andere ist, „Danke, dass du es mir gesagt hast“.

Jochen:    Wow.

Achim:    „Danke, dass du so offen bist mir das zu sagen“; also wer erwartet schon, wenn er mit einem Fehler beim Chef antreten muss, dass er ein Dankeschön dafür bekommt, dass er da offen und ehrlich mit umgeht und das ist aber ein ganz entscheidenderer Punkt dann.

Wie ist es meistens? Also wir bekommen das ja auch vorgelebt, sei es aus der Politik oder auch sonst, dass Fehler gerne vertuscht werden und auch keiner sich gerne verantwortlich zeichnet.
Das ist ja eine sehr natürliche, ja, leider eine fast natürliche Reaktion: „Ich bin nicht schuld! Ich versuch das irgendwie zu vertuschen oder ich hab damit nichts zu tun, ich nehme das nicht an“ und das bedeutet natürlich auch, sich mit diesem Fehler gar nicht auseinandersetzen zu wollen, das ist aber extrem wichtig, weil nur dann kann man daraus lernen.

Und es gibt, und das fand ich also sehr interessant, es gibt also ein, zwei Unternehmen, die so weit gehen Fehler zu loben.

Jochen:    Ah.

Achim:    Zu sagen: „Wir haben also nicht den Mitarbeiter des Monats, der besonders toll gearbeitet hat, sondern der Mitarbeiter des Monats, der einen Fehler vielleicht begangen hat“ und dann der Umgang damit, also wie ist er damit umgegangen, und was ist daraus letztendlich an Ersparnis oder an Vorteilen für das Unternehmen entstanden, so dass man beispielsweise an dieser Stelle festgestellt hat, „Ok, da ist Bedarf vielleicht die Prozess zu optimieren“, ja?

Und ich kann sagen, wir hatten vor Jahren ein Beispiel bei uns im Unternehmen, da ging es um eine große Veranstaltung, weiß ich nicht, 200 Personen und ein Hotel, was natürlich gebraucht wurde und was auch vermeidlich gebucht war und wir kurz vorher festgestellt haben, also zwei Tage vor der Veranstaltung haben wir festgestellt, dass das Hotel zwar optioniert war und danach, weil man gedacht, das ist ja in Ordnung (der Prozess war nicht klar definiert), ist diese Option nicht in eine Buchung übergegangen, ja?

Kannst dir vorstellen, was passiert ist; wir haben uns zwei Tage vorher angemeldet im Hotel, weil wir gesagt, wir wollen nochmal eine Vorabbesichtigung machen, dann hieß es, „Ja, aber für Sie sind gar keine Zimmer reserviert“, weil die Option war nämlich bereits seit einem Monat ausgelaufen.

Jochen:    Auweia.

Achim:    Weil der Schritt, der  Prozess von einer Option hin zu „die Option muss jetzt auch hart gemacht werden in eine Buchung“ nicht erfolgt ist.

Jochen:    Das finde ich jetzt ein sehr schönes Beispiel dafür, dass man auch überlegen kann, wenn ein Fehler passiert, was funktioniert an diesem Prozess noch nicht? Was ist sozusagen an diesem Prozess falsch, der dort abläuft?

Achim:    Richtig. Richtig, wir haben das eben auch entsprechend analysiert und sind damit auch offen umgegangen, das ging in diesem Moment auch gar nicht anders, weil wir natürlich… das Hotel war ausgebucht und wir brauchten innerhalb von zwei Tagen ein Hotel für 200 Personen.

Jochen:     Nicht schlecht. Habt ihr das gefunden, ja?

Achim:    Ja, also interessanterweise haben wir tatsächlich es geschafft, mit viel Arbeit und auch alle, die zur Verfügung waren, haben mehr oder weniger alles stehen und liegen lassen und haben losgelegt, um zu versuchen ein passendes Hotel zu finden, was natürlich bestimmten Anforderungen auch entsprechen musste.

Wir haben es geschafft, es war letztendlich sogar noch fast besser als das ursprüngliche. Wir mussten aber auch, das hat auch Geld gekostet, wir mussten für dieses Hotel mehr bezahlen und konnten natürlich dem Kunden die Mehrkosten nicht berechnen, logischerweise. Also es hat uns auch Geld gekostet, aber wir waren dankbar, dass das – also „passiert ist“ ist jetzt vielleicht ein komisches Wort, aber wir wussten in dem Moment, „Ok, das passiert uns nicht nochmal“.

Also wir haben das aufdecken können, wir haben das kommuniziert, auch mit dem verantwortlichen Mitarbeiter, der auch von sich aus gesagt, „ja, da müssen wir etwas daran ändern, ich will, dass das kommuniziert wird, so dass wir da einen Prozess verbessern können“, so dass er auf jeden Fall sein Gesicht wahren kann einerseits und wir sagen können, „Ok, der Prozess war nicht optimal definiert, das müssen wir für die Zukunft ändern“.

Jochen:    Ok.

Achim:    „Und wir wissen, dass uns so ein Fehler nicht mehr passiert“.

Jochen:    Das erinnert mich ein bisschen an Toyota, was ihr da gemacht habt.

Achim:    An Toyota?

Jochen:    Ja, an Toyota. Bei Toyota ist es ja auch so, da gibt es ja dieses Lean, dieses Kaizen-Prinzip.

Achim:    Ja.

Jochen:    Also sozusagen jeden Tag das besser machen. Und da ist es so, wenn irgendwas nicht funktioniert, wenn irgendein Fehler ist, irgendwo in der Fertigungsstraße, dann wird das ganze Band abgestellt.

Achim:    Ja.

Jochen:    Und da gibt’s so eine Reißleine, mit Band gezogen und die ganze Produktion steht still, bis der Fehler behoben ist.

Achim:    Ja, ist vermeintlich eine krasse Maßnahme, ne?

Jochen:    Ja, aber jeder ist dann motiviert den Fehler zu lösen, ja?

Achim:    Ja.

Jochen:    Jeder will dann unbedingt den Fehler lösen, weil es soll ja weitergehen, ja? Und wahrscheinlich ist es auch noch so ein bisschen in der japanischen Kultur auch noch verhaftet, man will ja auch nicht sein Gesicht verlieren dann, ne? Vielleicht würde so eine deutsche Fabrik dann sagen: „Na, dann haben wir halt nichts zu tun, ist ja nicht mein Problem. Ich hab das da nicht rangeschraubt“.

Achim:    Naja, wollen wir ihm unterstellen, aber kann natürlich passieren.

Ja, das ist richtig. Also insofern ist das ganz wichtig und vielleicht will ich in dem Zusammenhang auch nochmal auf das Thema Hierarchien und Fehler kommen.

Jochen:    Ok.

Achim:    Also auch da gibt es eine schöne Geschichte, die dort an dem letzten Wochenende auf diesem Seminar vorgetragen wurde, auf dieser Konferenz, denn da ging es darum, dass analysiert worden ist, warum Flugzeuge beispielsweise abstürzen.
Also vermeintlich hat das jetzt erstmal nichts mit der Wirtschaft zu tun.

Jochen:    Schwerkraft wahrscheinlich, oder?

Achim:    Ja, also letztendlich auf Grund von Schwerkraft, hast du vollkommen Recht. Das war der Schlaufuchs Jochen an dieser Stelle. Darauf, wie du dir vorstellen kannst, wollte ich aber nicht hinaus.

Jochen:    Ok.

Achim:    Sondern man hat festgestellt, dass ein Großteil der Abstürze sind ja tatsächlich menschliches Versagen; also die Technik ist ja weniger Schuld als  menschliches Versagen. Und man hat festgestellt, dass in den Fällen, wo menschliches Versagen die Ursache war, in 80% aller Fälle der Flugkapitän selbst am Steuer saß, ja?

Jochen:    Ja, das ist interessant.

Achim:    Was heißt das jetzt? Das ist interessant, genau und das ist ein Hierarchieproblem.

Man hat also ein Beispielabsturz auch mal rekonstruiert und hat festgestellt, dass dort also der Kapitän saß, der Copilot dann und ein Ingenieur und der Ingenieur hat sich mit dem Copiloten abgestimmt und andersrum und die Kommunikation zum Kapitän war aber nicht klar.
Das heißt, da ging es um mangelnden Treibstoff in dem Falle, das heißt, das Flugzeug hatte nicht genug Treibstoff, der Copilot hat das zum Ingenieur auch gesagt, der Ingenieur hat das bestätigt, beide sind davon ausgegangen, der Kapitän muss das ja gehört haben, haben sich aber nicht getraut ihn darauf hinzuweisen, dass der Treibstoff knapp wird und der Kapitän hatte halt andere Dinge zu tun, weil sie mussten versuchen notzulanden, weil die Landeklappen nicht ausgefahren waren oder das Fahrwerk war, glaube ich, nicht ausgefahren und der hat das offensichtlich nicht richtig aufgenommen.
Aber beide, auf Grund der Hierarchie, die dort sehr streng war, haben sich nicht getraut explizit nachzufragen: „Haben Sie das verstanden, Herr Kapitän? Wir haben nur noch für 20 Minuten Benzin oder Kerosin, mehr nicht“. Sondern sie sind davon ausgegangen und sie haben sich sogar im Verlauf mehrfach darüber unterhalten, also der  Copilot mit dem Ingenieur, aber sie haben sich beide nicht getraut, obwohl ihr Leben davon abhingt, ja, ihr Leben davon abhing, haben sie sich nicht getraut diese Hierarchiekette so ein Stück weit noch nicht einmal zu durchbrechen, sondern einfach ganz deutlich zu machen, dass das so nicht funktioniert.

Und das fand ich einfach sehr spannend. Also wenn man sieht was das bedeutet, dann kann man erahnen, was man daraus einfach lernen kann und daraufhin wurden auch die Hierarchien anders gewertet.
Manchmal hilft es schon sich zu duzen, weil das eben so ein bisschen nach flacheren Hierarchien hinwirkt.

Jochen:    Ja, ja.

Achim:    Aber wichtig ist es eben hier, also Lufthansa beispielsweise empfiehlt den Crews mittlerweile sich zu duzen.

Jochen:    Und das wäre ganz interessant, wenn man das untersuchen würde, ob das bei dänischen Flugzeugen auch so ist.

Achim:    Bei dänischen Flugzeugen? Weil die sowieso duzen, meinst du?

Jochen:    Ja genau.

Achim:    Ja gut, das kann ich jetzt nicht sagen, ob das dort auch so ist.
Aber wie gesagt, insgesamt fand ich die Tatsache, dass also selbst unter Lebensgefahr man dann seinen Vorgesetzten sich nicht traut auf einen möglichen Fehler, oder es ist einfach nur ein Kommunikationsproblem, hinzuweisen. Das ist das schlimme.

Das Ergebnis übrigens war, das Flugzeug ist eben abgestürzt auf Grund von Kerosinmangel, weil sie zu spät darauf hingewiesen haben (oder gar nicht), der Kapitän hat irgendwann nachgefragt, „Wie viel Zeit haben wir noch zum Landen, wie viel Kerosin haben wir noch ?“ und da hieß es dann, „Ja, wir haben jetzt nur noch 10 Minuten“.

Jochen:    Ok.

Achim:    Und da war es für eine entsprechende Landung, auch für eine entsprechende Notlandung zu spät und der ist tatsächlich dann, also wenn auch nicht von sehr großer Höhe, abgestürzt und es gab mehrere Tote, unter anderem übrigens der Flugingenieur, der ist dabei gestorben.

Jochen:    Ok.
Ja, das ist natürlich harter Tobak hier für so eine Nachmittagsveranstaltung für unser Podcast.

Achim:    Ja, aber es ist total, also natürlich jetzt bitter und tragisch in diesem Falle, aber wichtig ist auch daraus natürlich, die Luftfahrt hat was daraus gelernt und ich denke, das ist ja auch, ohne dass jetzt Menschenleben dort auf dem Spiel stehen, einfach wichtig, auch für das Unternehmen aus solchen Beispielen lernen zu können und zu sagen, „Ok, es ist einfach wichtig über Fehler sprechen zu können“ und optimalerweise eben auch von unten nach oben, also eine Unternehmenskultur in der es auch möglich ist, dass Mitarbeiter ihre Vorgesetzte auf Fehler  hinweisen.

Jochen:    Ja.

Achim:    Und dass das explizit gewünscht ist und gelebt wird.

Jochen:    Ja. Das ist richtig. Und dann ist natürlich eben auch wichtig, dass man diese Kommunikationskanäle auch einfach hat und die Möglichkeit hat, das zu tun, ne?

Achim:    Ja.

Jochen:    Gehen wir nochmal zurück zur Fehlerkonferenz. Also sozusagen was hast du für dich aus der Fehlerkonferenz mit nach Hause genommen?

Achim:    Ja, also im Prinzip jetzt einerseits die eben beschriebenen Dinge, dann habe ich daraus ganz klar natürlich mitgenommen, dass es wichtig ist auch A) bei mir selbst das Thema „Fehler“ nochmal zu bewerten, neu zu bewerten und zu sagen, „Ok, wo mache ich Fehler und wie gehe ich denn eigentlich für mich selber damit um bei diesen Fehlern?“
Also versuche ich auch, sie mir gedanklich schnell wegzuschieben oder bin ich eben auch bereit offen mir selbst gegenüber sie zu analysieren und zu sagen: „Ok, das war jetzt echt daneben, was machst du jetzt daraus, wie machst du es besser?“.

Das ist also Punkt 1, finde ich, sich selbst mit seinen eigenen Fehlern nochmal intensiver auseinanderzusetzen, mit dem Umgang und mit den eigenen Fehlern sich besser auseinanderzusetzen, wie man selbst darauf reagiert, also nur für sich und was man daraus lernen kann.

Jochen:    Ja, aber vielleicht da will ich nochmal einhaken, weil ich glaube es ist wichtig dann Unterscheidungen zu treffen. Also weil letztendlich ist es so, dass man so sehr positiv damit… also dieses Wort Fehler ist im Deutschen ja ein bisschen schwierig behaftet, ja?

Achim:    Ja.

Jochen:    Also wenn man jetzt zum Beispiel sagt, „Ok, ja ich bin jetzt so und so und das ist ein Fehler“, das ist, glaube ich, nicht die richtige Herangehensweise.
Also wenn man sagt, „Ok, ich kann das und das nicht“, das ist einfach so, also manche Dinge kann man einfach nicht so gut.

Achim:    Und dann ein Fehler zu tun dann.

Jochen:    Ja, aber man kann es ja auch als fehlerhaft oder Fehler irgendwo bewerten, aber ich denke, es geht eben mehr um die Dinge, die man vielleicht getan hat oder nicht getan hat und zu gucken, wie kann man die im Team, oder wie kann man die, indem man sich mit anderen zusammenschließt oder sich unterstützen lässt, sozusagen auch lösen.

Also als Beispiel: ich habe jetzt zum Beispiel einen Tag erlebt und ich hab an diesem Tag wieder die gleichen Fehler gemacht.
Bei mir ist es zum Beispiel oft so, dass ich sozusagen immer wieder mich dazu hinbringe zu sagen, „Ok, du musst schneller entscheiden dieses Thema outzusourcen zum Beispiel, du musst schneller dich dafür entscheiden dich von jemand unterstützen zu lassen“, denn dann laufen die Projekte und die Dinge, die zu tun sind, schlicht und ergreifend besser.
Es sind dann keine großen Fehler, es sind kleine Fehler, aber es ist immer wichtig auch sich da anzuschauen, was kann ich gegenüber dem Tag gestern heute besser machen?

Achim:    Ja, selbstverständlich. Klar, das ist richtig, wobei ich den Schwerpunkt jetzt in diesen…also das gehört natürlich mit da, spielt  da mit rein, wobei ich schon noch mehr von klassischen Fehlern spreche, nicht davon jeden Tag ein Stück besser zu werden. Das ist eine Sache, selbstverständlich.

Jochen:    Ja, ja.

Achim:    Aber schon auch ganz klar von: Es passieren eben Fehler, es sind mal kleine, mal große Fehler und mal haben kleine Fehler auch eine große Wirkung, ja?

Jochen:    Ja, es gibt zum Beispiel diesen einen Unternehmer, ein sehr, sehr erfolgreichen sogar Milliardär, ich glaube, in Österreich oder in der Schweiz, der ein großes Unternehmen gegründet hat und dann hat er die Firma aber nicht so strukturiert gehabt und als er eine weitere Firma zugekauft hatte, die Verluste gemacht hat, musste er immer wieder in diese Firma reinbuttern. Und der konnte sich aber auch nicht von dieser Firma trennen, weil es den gesamten Konzern runtergerissen hätte.
Also die waren so miteinander verbunden, dass am Schluss letztendlich der ganze, komplett der ganze Laden sozusagen, der gesamte Konzern den Bach runtergegangen ist, weil sie sich nicht sozusagen, das nicht so strukturiert haben, dass es sauber getrennt ist.
Das war vertraglich irgendwie so geregelt und das ist manchmal eben wichtig, dass man da dann auch eine Entscheidung trifft und sagt: „Ok, wie komme ich jetzt aus dieser Geschichte raus, auch wenn vielleicht schon viele Verluste passiert sind, wie kann ich das jetzt trotzdem noch rumreißen, das Ruder?“

Achim:    Ja natürlich, klar. Aber das ist, du hattest mich eben gefragt nach einer Zusammenfassung, weil wir nähern uns ja schon wieder dem Ende, wenn ich das richtig sehe.

Jochen:    Ja, dann würde ich sagen sind wir angelangt bei der Zusammenfassung.

Achim:    Bei der Zusammenfassung, genau.
Also deshalb erstens: Eigene Fehler. Schauen, was kann ich daraus lernen, wie ist mein eigener Umgang mit Fehlern? Das zu überprüfen.

Dann ganz klar mit Mitarbeitern oder auch im Team (müssen ja auch nicht immer Mitarbeiter sein, das kann ja auch ein Team sein, mit dem man was zusammenmacht), wie ist da eigentlich die Kultur, unsere Fehlerkultur, sind alle offen bereit über Fehler zu sprechen?
Und was kann ich dafür tun, damit ich eine Kultur eben schaffe wo das noch besser möglich ist? Dann brauche ich die Fehler, die einmal gemacht werden, nicht nochmal zu machen, oder man kann im Nachhinein sogar bestimmte Fehler wieder vermeiden.
Das ist so für mich die Quintessenz dieser Sachen.
Und wieder gerade bei Mitarbeitern finde ich es wichtig eine gute Fehlerkultur einzuführen.

Ja, das ist so ganz runtergebrochen das, was ich da zusammenzufassen habe, vielleicht hast du noch eine Ergänzung?

Jochen:    Ne, ich find, das hast du sehr gut, schön zusammengefasst, würde ich auch genauso sehen wollen.

Achim:    Ja.

Jochen:    „80/20 Outsourcing“. Mein neues Buch erscheint demnächst, es ist in Arbeit.

– Was interessiert Dich?
– Was sind Deine dringlichsten Fragen zum Thema?

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Ja dann, Achim, it’s time to say goodbye.

Achim:    In diesem Sinne.

Jochen:    Ja, wir wünschen Euch da draußen sehr viel Freude, eine sehr, sehr spannende, erfolgreiche Woche, möglichst mit vielen, vielen Fehlern, die Ihr dann analysieren könnt und besser machen könnt. Und ja, bleibt gesund, bleibt munter und denkt daran: Ihr habt das Recht glücklich zu sein.

Episode 11 – Der fehlerlose Unternehmer

In dieser Episode geht es bei Achim und Jochen um das Thema „Der fehlerlose Unternehmer“.

Diese Woche bekommst Du mehr Klahrheit und Inspiration darüber, ob man Fehler machen sollte und wenn ja: Wie man am besten damit umgeht.

Heute erfährst Du:

  • Wie du gut mit Fehlern umgehen kannst und wie das Dein Unternehmen voranbringt.
  • Warum es keinen Sinn macht den „Mitarbeiter-der-den-20.000-Euro-Fehler-gemacht-hat“ rauszuschmeissen.
  • Quicktipp: Die 2 W’s, die einen Mitarbeiterfehler zu einem Brunnen der Erneuerung im Unternehmen macht.
  • Die Magie der Dankbarkeit: „Danke, dass Du es mir gesagt ..“
  • Wie Toyota mit Fehler umgeht.
  • Wie zu starke Hierarchien ein Flugzeug zum Absturz brachten.
  • Wie eine Firma den etwas anderen Mitarbeiter des Monats kürt.

Fragen zum Thema? Schreibt uns: info@t3company.de

Viel Spaß beim Reinhören.

Und denke daran: Du hast das Recht glücklich zu sein!!

Jochen und Achim.

Schau vorbei -> http://www.der-glueckliche-unternehmer.de

http://www.unternehmercamp.de

Liebe(r) Unternehmer(innen) , Jochen’s neues Buch „80/20 Outsourcing“ ist in Arbeit.

  • Was interessiert Dich?
  • Was sind Deine dringlichsten Fragen zum Thema?

Mach mit unter: 80/20 Outsourcing – Das Buch und erhalte als Erster neue Entwürfe, neue Kapitel und spannende Einblicke.

So kannst Du den Podcast hören:


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